Test: Dirac Live Raumkorrektursoftware – haucht Lautsprechern neues Leben ein
Klangkorrekturen durch gezielte Anpassungen von Frequenzgang und anderen Parametern sind beileibe keine neue Erfindung. Schon früh in der analogen Ära haben Audio-Spezialisten versucht, mit Equalizern oder Loudness-Korrekturen den Klang von Wiedergabesystemen zu verbessern bzw. auf unterschiedliche räumliche Gegebenheiten zu trimmen. Da Klangmanipulationen mit analogen Mitteln aber selbst eine ganze Reihe von klangschädigenden Eigenschaften – wie beispielsweise Phasendrehungen – verursachen, und weil man genau wissen muss, was man tut, war das Ergebnis nicht selten eher eine „Verschlimmbesserung“. Aus diesem Grund sind Klangregler und Loudness-Schaltungen an hochwertigen analogen HiFi-Geräten im Laufe der Achtziger-Jahre so gut wie ausgestorben und bis heute verpönt.
Dank der digitalen Revolution und leistungsstarker Prozessoren sieht die Sache heute wieder ganz anders aus. Mittels Messmikrofon und cleverer Software können auch Laien ihr HiFi-System auf den Hörplatz einmessen und deutliche Klangsteigerungen erfahren. Manche Systeme, vor allem Surround Receiver der gehobenen Klasse und einige Subwoofer, bringen die nötige Funktionalität dafür gleich mit. Und auch in digitalen Lautsprechersystemen, wie den vorletzte Woche
getesteten Genelec 8330A, finden sich zum Teil schon Einmessfunktionen.
Das Ziel solcher Lösungen ist primär, die Impulswiedergabe und den Frequenzgang der Lautsprecher am Hörplatz zu analysieren und zu optimieren, um ein möglichst neutrales Klangbild zu erzeugen. Äußere Einflüsse, wie beispielsweise Verfärbungen durch resonierende Lautsprechergehäuse oder durch die Raumakustik (Resonanzen, Raummoden, frühe Reflexionen etc.) sollen so weit wie möglich minimiert werden. Ohne ausgefeilte Software und viel Rechenleistung ist das aufgrund der Komplexität von Lautsprecher- und Raumakustik kaum denkbar. Zum Glück ist die nötige Rechenleistung heute überhaupt kein Problem mehr. Selbst Mobilgeräte wie iPads haben ausreichend Prozessor-Power, um entsprechende Korrekturkurven in wenigen Augenblicken zu errechnen.
Im Zuge meiner Recherchen zu den kürzlich getesteten Genelec Lautsprechern bin ich über eine Mac- und PC-Software namens
Dirac Live gestolpert, die einfache Einmessung quasi für Jedermann verspricht. Im Gegensatz zu Genelecs Lösung, deren Einmessfunktion nur für die hauseigenen Lautsprecher der SAM-Serie funktioniert, kann man mit Dirac Live quasi jedes Wiedergabesystem per Einmessung optimieren. Die Software gibt es für Stereo-Anwendungen (hier getestet), Multikanal, und für mobile Lösungen wie portable Lautsprecher oder Auto-HiFi. Dirac zählt zu seinem Kundenstamm beispielsweise Marken wie BMW, Bentley und Rolls Royce.
Hinweis: Dies ist kein abschließender Test und enthält damit auch kein endgültiges Fazit. Ich hatte bislang noch nicht genügend Zeit, die
Raumkorrektursoftware Dirac Live mit unterschiedlicher Hardware in verschiedenen Setups zu testen und mich in sämtliche Feinheiten einzuarbeiten. Das Fazit bezieht sich daher nur auf meine ersten Eindrücke und Erfahrungen. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich weitere Ergebnisse mit Ihnen teilen.