Test: Dirac Live Raumkorrektursoftware – haucht Lautsprechern neues Leben ein
Dirac Live: VorstellungGanz billig ist der Spaß nicht. Dirac Live in einer Einzelplatz-Lizenz für Stereo kostet 389 Euro. Plus die Kosten für ein geeignetes Messmikrofon.
Am einfachsten funktioniert Dirac Live mit Lautsprechern, die direkt an einen Mac oder PC angeschlossen sind. In meinem Fall sind das die
im August getesteten Nubert nuPro A200, die per USB mit meinem Mac verbunden sind. Außer der Dirac Software benötigt man in so einem Fall nur noch ein geeignetes Messmikrofon. Dafür hat mir die
Firma Blue Planet Acoustic (
) freundlicherweise ein
miniDSP USB Messmikrofon (99 Euro) zur Verfügung gestellt. Das wird einfach an einen freien USB-Port gesteckt und benötigt keine Treiber. Es ist sofort einsatzbereit und kann, wenn es nicht gerade für Messzwecke benutzt wird, auch als Siri-Mikrofon, für Voice Chats oder Telefonie an Macs genutzt werden, die kein eingebautes Mikrofon besitzen (z.B. Mac Pro). Für die optimale Nutzung des Mikrofons kann man sich zwei auf die Seriennummer des Mikros bezogene Kalibrierungsdateien herunterladen. Eine für 0° (horizontale Ausrichtung) und eine für 90° (vertikale Nutzung).
Etwas teurer wird es, wenn man ein HiFi-System ohne Computer als Frontend mit Dirac Live Korrektur nutzen will. Dazu benötigt man zusätzliche Hardware. Im günstigsten Fall einen
miniDSP DDRC-24 Prozessor (650 Euro inkl. Dirac Software aber ohne Mikrofon). Das ist eine kleine Blackbox, in die man die am Computer erstellten Korrekturkurven laden kann und die in der Wiedergabekette eingeschleift werden muss. So kann man den Computer nach erfolgter Einmessung aus der Kette entfernen.
Die Software besteht aus zwei getrennten Programm-Komponenten:
1. Dirac Live Calibration Tool (kurz DLCT)
2. Dirac Audio Processor (kurz DAP)Mit dem DLCT erfolgt die Einmessung und Erstellung der Korrekturkurven. Der Digital Audio Processor lädt die mit dem DLCT erstellten Filter und fungiert als Bindeglied zwischen Player und Wiedergabegerät. DAP verhält sich wie ein Ausgabegerät und muss dementsprechend in der Audio-Steuerung von macOS als solches ausgewählt werden. Das eigentliche Ausgabegerät, also in meinem Fall die Nubert Lautsprecher, wird im DAP als „output device“ eingestellt. Hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zur Hersteller-spezifischen Lösung von Genelec. Diese erlaubt es, die Filter direkt in die Lautsprecher zu laden, sodass keine zusätzliche Hardware beim Betrieb ohne Mac/PC erforderlich ist.
Davon abgesehen gibt es zwischen Genelecs Einmessung und der Lösung mit Dirac Live noch einige erhebliche Unterschiede. Der wesentlichste Punkt ist laut Entwickler, dass es sich bei Genelecs Einmessung um eine „minimum phase“-Lösung handelt, während Dirac Live „mixed phase“ Messungen durchführt. In ein paar Worten zusammengefasst: nur eine mixed phase-Lösung kann versuchen, die Probleme normaler Hörräume mit gemischtem Phasenverhalten zu korrigieren. Oder anders ausgedrückt: für klanglich bereits optimierte Räume wie in Tonstudios ist Genelecs Lösung vollkommen adäquat, für nicht optimierte Hörräume verspricht die mixed phase-Messung aber bessere Resultate. Eine sehr viel genauere Erläuterung (auf Englisch) finden Sie
hier.
Das alles hört sich unglaublich kompliziert an – und ist es im Kern auch. Aber zum Glück kommen auch Nicht-Spezialisten mit der Dirac Live Software sehr schnell zu guten Ergebnissen.