Test: Dirac Live Raumkorrektursoftware – haucht Lautsprechern neues Leben ein
Dirac Live: Klang und vorläufiges FazitIn der beschriebenen Konfiguration mit den Nubert nuPro A200 konnte ich mit Einmessung via Dirac Live deutlich Klangveränderungen feststellen, die aber nicht sofort eindeutig positiv waren. Bei den Genelec war die Sache viel klarer: Nach der Einmessung gab es keinen Zweifel darüber, dass die Boxen mit Korrekturfiltern deutlich neutraler, präziser und ausgewogener klangen. Im Falle der Nuberts mit Dirac war das nicht ganz so. Meine ersten Messungen und Filteranpassungen führten zu einer veränderten perspektivischen Abbildung. Hauptsächlich war dafür der durch den Filter erzeugte „Delay“ zwischen den Lautsprechern verantwortlich. Wenn ich den entsprechenden Regler im DAP deaktiviere (ohne dabei die Filterung komplett abzuschalten), rückte die Stereo-Abbildung wieder besser in die Mitte und war weniger „zerfastert“.
Der Grund: Mit Gain & Delay wird im Prinzip nur die Balance der Boxen rechts/links. Verändert. Im Gegensatz zu einem normalen Balance-Regler wird damit nicht nur der links/rechts-Pegel verändert, sondern auch der Laufzeitunterschied ausgeglichen. Sitzt man beispielsweise nach links versetzt zwischen den Boxen, ist der rechte Speaker weiter vom Hörer entfernt und der Ton braucht von dort entsprechend einige Millisekunden länger bis zum Ohr. Das wird mit besagtem Delay kompensiert. In meinem Fall habe ich die Messung offenbar nicht präzise genug zwischen den Lautsprechern durchgeführt.
Auf das eigentliche Filterergebnis hat das jedoch nur geringe Auswirkungen. Mit manuell korrigierter Balance und Delay spielen die Nuberts mit aktivierter Filterung deutlich hörbar aufgeräumter und kontrollierter, mit strafferem Bass. Bei den Genelec 8330A war der klangliche Zugewinn unmittelbar größer. Ich kann aber nicht abschließend sagen, ob das einfach am größeren klanglichen Potential der Genelec liegt, oder ob die Raumkorrektur mit Dirac Live einfach nicht so wirkungsvoll mit den Nuberts im Nahfeld arbeitet. Dazu sind weitere Tests nötig, die ich im Laufe der Zeit auch mit anderen Boxen und Aufstellungen durchführen werde.
Ich möchte aber betonen, dass schon mit diesen ersten Ergebnissen eine eindeutige Klangverbesserung über die Nuberts festzustellen war. Einmal aktiviert, möchte man es nicht mehr missen. Salopp formuliert: Es klingt weniger nach Konserve und mehr nach Musik.
Stellt sich noch die Frage, ob sich der Aufwand und die Kosten dafür lohnen. Der Aufwand auf jeden Fall, denn der hält sich in Grenzen. Bei den Kosten wird es schon etwas kniffliger. Aktivlautsprecher in der Preisklasse um 600-700 Euro, wie die Nubert A200, sind vermutlich nicht die idealen Spielpartner für eine knapp 400 Euro (plus Mikrofon) teure Raumkorrektur-Software. Die Relation zwischen Hardware- und Softwarepreis ist da vielleicht etwas grenzwertig. Andererseits rechtfertigt der klangliche Zugewinn die Kosten durchaus! Mit Dirac Live ist man außerdem flexibel und kann damit auch andere Lautsprecher bzw. HiFi-Systeme im Haus auf Vordermann bringen.
Das Schöne dabei ist: Sie können es für relativ wenig Geld selbst ausprobieren. Das
miniDSP Messmikrofon kostet nicht die Welt und von
Dirac Live gibt es eine Testversion. Darüber hinaus gibt es eine kostenlose Messsoftware namens
REW Room EQ Wizard (Donationware), die zwar keine automatische Optimierung wie Dirac Live bietet, dafür aber manuelle Filteroptionen. Zudem ist REW ein wahres Eldorado für Akustikmessungen aller Art. Also: Ran an die Regler und selbst ein Urteil bilden!