Beschreibung Auralic Taurus MK IIKommen wir zum nächsten Kandidaten und greifen damit noch ein Regal höher: Die Beschreibung des Auralic Taurus MK II kann etwas knapper ausfallen, da hier kein DAC mit im Spiel ist, wie eingangs erläutert. Ich habe den Taurus im Test unsymmetrisch mit dem Meridian Explorer² und symmetrisch mit dem Musical Fidelity MX-DAC betrieben. Darüber hinaus war noch ein dritter DAC von LHLabs namens GeekOut V2 im Spiel, zu dem ich an anderer Stelle noch ausführlicher kommen werde.
Der Taurus ist selbstverständlich auch ein symmetrischer Kopfhörerverstärker. Mit 33 cm Gehäusebreite (Tiefe 23 cm) ist er zwar kleiner als das übliche HiFi-„Rasterformat“, für den Desktopbetrieb aber schon recht voluminös.
Im Gegensatz zum MX-HPA ist der Taurus auch als Line-Vorverstärker zu gebrauchen, wofür er an der Rückseite XLR- und Cinch-Ausgänge besitzt. Selbige gibt es jeweils auch zweimal für den Signaleingang. Zusätzlich findet sich rückseitig ein Hauptschalter neben der Kaltgerätebuchse. – Womit klar ist, dass auch der Auralic über ein internes Netzteil verfügt, und zwar über ein ziemlich aufwendiges mit gekapseltem Ringkerntrafo.
Überhaupt ist der Innenaufbau des Taurus nochmal ein ganzes Stück aufwendiger als das des mit vielen SMD-Teilen bestückten MX-HPA – was aber nicht grundsätzlich ein Zeichen für besser oder schlechter ist. Jedenfalls protzt der Taurus unter anderem mit echten Class-A Ausgangsstufen, deren Schaltungsdesign laut Hersteller von der „Neve 8078 analog console“ inspiriert sein soll. Das sagt mir persönlich nicht viel, aber das Ding scheint einen guten Ruf zu haben. Die Schaltung im Taurus nennt sich letztlich ORFEO und beeindruckt mit sorgfältig selektierten Bauteilen und exzellenten Messwerten, wie open loop Verzerrungen von weniger als 0,001% (Herstellerangaben). Die Ausgangsstufe sei hier aber nur exemplarisch erwähnt. Sämtliche technischen Finessen durchzuexerzieren würde einmal mehr den ohnehin schon sehr weit gefassten Rahmen dieses Berichtes sprengen. Wer weitere Details zum Aufbau erfahren möchte und auf Messwerte steht, findet diese auf der
Auralic Webseite. Entscheidend ist hier – wie auch beim MX-HPA – höchstens noch die Tatsache, dass die Geräte ausreichend Leistung an allen Lasten liefern können. Und das ist bei beiden der Fall.
Im Falle des Taurus II stellt sich das so dar:
Ausgangsleistung (RMS)
| STD Modus | BAL Modus |
32 Ohm | 4500mW | 1200mW |
120 Ohm | 1200mW | 4500mW |
300 Ohm | 500mW | 2000mW |
600 Ohm | 250mW | 1000mW |
Die Leistungsangaben von Musical Fidelity für den MX-HPA sind etwas ungewöhnlich und lassen sich nicht direkt vergleichen:
- Leistung 1,8 Watt pro Kanal an 8 Ohm (27dBW)
- Maximale Ausgangsspannung 19 V RMS, 20Hz bis 20 kHz; clipping ab 54V peak-to-peak, symmetrisch
Lassen Sie mich stattdessen lieber ein paar praktische Aspekte behandeln, die aus den technischen Daten nicht hervorgehen…
Das Gehäuse des Taurus II verfügt wie der MX-HPA über eine 1 cm dicke, aus dem Vollen gefräste Alu-Frontplatte. Die Gehäuseabdeckung ist hier ein C-förmig gebogenes Alublech mit sichtbaren Schrauben, welches im Gegensatz zum MX-HPA über Lüftungsschlitze an den Seiten und oben verfügt. Diese fühlen sich beim Drüberstreichen leider etwas scharfkantig an und das mit Längsschliff versehene Alublech wirkt auch nicht ganz so schön wie das perlgestrahlte Äquivalent des Musical Fidelity. Auch weil es durch den Schliff je nach Lichteinfall farblich nicht so gut zu der schönen Frontplatte passt. Aber das ist letztlich auch Geschmacksache.
Statt Kippschaltern kommen hier recht große, flache Tasten zum Einsatz. Diese machen die Bedienung des Taurus sehr angenehm: Eine Taste schaltet den Eingang zwischen symmetrisch und unsymmetrisch um, die andere den Ausgang und eine dritte Taste ganz rechts schaltet das Gerät in Standby. Die von mir gemessene Leistungsaufnahme: 0,0W Off, 0,7W Standby, ab 22W im Betrieb. Da es sich um eine echte Class-A-Schaltung handelt, ist der Stromverbrauch und die Abwärme des Taurus etwas höher als die des Musical Fidelity. Darum auch die Lüftungsschlitze. Aber keine Sorge: Ein Lüfter ist natürlich nicht an Bord.
Einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlassen die drei Gerätefüße des Taurus. Die haben einen harten Kunststoffrand mit Moosgummi in der Mitte, welches aber nicht hervorsteht. Dadurch setzt das Gerät mit hartem Kunststoff auf und ist überhaupt nicht rutschfest. Ich habe deswegen ein paar spezielle Gerätefüße aus meinem Bestand darunter gelegt. Allein schon, um die Schreibtischoberfläche zu schützen.
Die Anschlussbuchsen hinterlassen einen tadellosen Eindruck. Keine Beanstandungen hier.
Für die Lautstärkeregelung besitzt der Taurus einen sehr angenehm anzufassenden halbkugelförmigen Drehknopf. Im Gegensatz zum MX-HPA ist dieser deutlich ergonomischer und der Drehwiderstand hat auch eine angenehmere Dämpfung. Solche haptischen Details sind für das Gesamterlebnis nicht zu unterschätzen.
Der Taurus besitzt zwei Kopfhörerausgänge: Eine 6,35 mm Klinkenbuchse und eine vierpolige XLR-Buchse. Damit benötigen die meisten symmetrischen Kopfhörer keinen extra Adapter wie beim MX-HPA. Außerdem kann man einen symmetrischen und einen unsymmetrischen Kopfhörer gleichzeitig angesteckt lassen und über die Ausgangswahltaste umschalten. Dafür fehlt dem Taurus wiederum ein Gain-Schalter.
Unter dem Strich gefällt mir die Bedienung des Taurus dank seines viel schöneren Lautstärkereglers, der vierpoligen XLR-Buchse (kein Adapter), sowie den weniger fummeligen Tasten anstatt kurzen Kippschaltern in der Praxis etwas besser als der MX-HPA. Der glänzt dafür mit seinen kompakteren Abmessungen, dem insgesamt solider wirkenden Gehäuse und rutschfesteren Standfüßen.