Test: Drei Desktop-Kopfhörerverstärker und DAC für Aufsteiger und High-Ender zwischen 230 und rund 1.800 Euro
Hörtest – Am Ende zählt nur, was hinten raus kommtAls universelle Musikquelle diente mir im Test natürlich der Mac. Audiodateien liegen mir in fast allen PCM-Auflösungen vor, aber nicht in DSD, weshalb ich diesen speziellen Punkt des MX-DAC nicht getestet habe.
Die Wiedergabekette und Verbindung zu den Geräten sah wie folgt aus:
Mac > BitPerfect > audioquest JitterBug > Audioquest Carbon USB-Kabel > DAC > KHV. Im Falle des Meridian Explorer² als DAC kam ein Audioquest Evergreen Klinke-auf-Cinch-Kabel zum Einsatz. Als XLR-Kabel nutze ich eine sehr günstige aber genial gute XLR-Eigenkreation von
Lindemann Audio. Beim Kopfhörer T 1 kamen das mitgelieferte und das optionale symmetrische Kabel des Herstellers zum Einsatz. Beides Strippen von sehr hoher Qualität. So habe ich von der Quelle bis zu den Treibern des Kopfhörers eine durchgehend symmetrische Kette. Außer bei Verwendung des Meridian Explorer², wo die Symmetrierung erst am Eingang das jeweiligen KHV stattfindet.
Das im App Store erhältliche Programm
BitPerfect übernimmt hier einen wichtigen Part. Es sorgt dafür, dass die Musik immer in derjenigen Auflösung und Samplingfrequenz zum DAC ausgegeben wird, in der sie vorliegt. Ohne BitPerfect oder eine andere App mit ähnlicher Funktionalität gibt iTunes immer diejenige Frequenz aus, die im Audio-MIDI-Setup unter „Quelle“ eingestellt ist. Wurde dort beispielsweise 44100,0 Hz eingestellt, wird jede Musikdatei mit höherer Samplingfrequenz erst vom OS X Audio Core Downgesampelt, was natürlich nicht Sinn der Sache sein kann. Ich hoffe inständig, dass OS X irgendwann einmal eine Bitperferkte Ausgabe ohne Zusatzsoftware ermöglicht. Solange das nicht der Fall ist, greift sich die besagte App den Datenstrom vor dem Audio Core ab und gibt diese unverändert weiter. So zeigt mir beispielsweise der MX-DAC beim Durchskippen meiner Musik über die LEDs an der Front an, welche Samplingrate gerade am Eingang anliegt und kümmert sich dann selbst mit seinen viel hochwertigeren Digitalkomponenten um das Upsampling, anstatt das dem Betriebssystem des Mac zu überlassen.
Klang Musical Fidelity V90:Langjährige Leser der Rewind wissen, dass ich kein großer Freund seitenlanger Klangbeschreibungen anhand spezifischer Musikbeispiele bin. So nach dem Schema:
„Bei Titel XY aus dem Album AB in der Einspielung von YX hört sich die Oboe in Track 5 bei Minute 3:25 über den V90 einen hauch hölzerner an als über den Explorer, während die Triangel auf der CD soundso im Stück 4 bei Sekunde 15…“ u.s.w. – Sie wissen, was ich meine. Lieber möchte ich versuchen, meinen Gesamteindruck für Sie zusammenzufassen.
Beim V90 stellt sich dieser wie folgt dar: Vergleichsmaßstab hier ist der Direktanschluss an den Mac und natürlich der ähnlich teure Meridian Explorer². Über den Direktanschluss an der Mac-Klinkenbuchse brauchen wir gar nicht weiter zu sprechen. Dieser Ausgang ist für klangbewusste Hörer schlicht keine Option. Und falls man einen hochwertigen und hochohmigen Kopfhörer wie den T 1 einsetzt, wäre das endgültig Perlen vor die Säue werfen. Es kommen zwar Töne aus dem Kopfhörer, aber von Musik kann da nicht wirklich die Rede sein.
Darum gleich weiter zum Vergleich des V90 mit dem Meridian Explorer². Beiden DAC/KHV gelingt es mühelos, sich von dem banalen Getöne über die Ausgangsstufe des Mac abzusetzen. Das äußert sich hier wie dort in deutlich mehr Dynamik, Punch und musikalischer Finesse. Der Unterschied wird umso größer, je anspruchsvoller der angeschlossene Kopfhörer in elektrischer Hinsicht ist (hochohmiger). Im Vergleich zueinander kann sich der V90 vom Meridian nicht wirklich absetzen. Während der Musical Fidelity etwas wärmer und einschmeichelnder wirkt, punktet der Meridian mit besserer Feinzeichnung und Impulstreue. Dies bezieht sich auf die Verwendung des Sonus faber PRYMA (32 Ohm). Mit dem hochohmigen T 1 sieht die Sache bei beiden ganz anders aus. Ausreichend Lautstärke am T 1 zu erzeugen ist weder für den V90, noch für den Explorer das Problem. Doch mit beiden klingt der 600-Ohm-Hörer irgendwie lustlos. So wie ein guter Solist, der einen schlechten Tag erwischt hat und irgendwie nicht ganz bei der Sache ist.
Kopfhörer mit mehr als 250 Ohm würde ich weder für den V90, noch für den Explorer empfehlen. Die Testkandidaten MX-HPA und Auralic Taurus sind hingegen für solche Kopfhörer geradezu prädestiniert. Womit wir auch schon zu deren klanglicher Einschätzung kommen…