Test: Drei Desktop-Kopfhörerverstärker und DAC für Aufsteiger und High-Ender zwischen 230 und rund 1.800 Euro
Hörtest – FortsetzungDer erste Eindruck mit den beiden Kandidaten Musical Fidelity MX-HPA und Auralic Taurus MK II: WOW! – Begeisterung pur!
Das ist noch mal eine ganz andere Welt. Der T 1 blüht an diesen Kopfhörerverstärkern förmlich auf und zeigt, was wirklich in ihm steckt. So gut habe ich den neuen T 1 vorher nie gehört. Aber es ist gar nicht so einfach, das Erlebte in Worte zu fassen. Da müssen ein paar Analogien herhalten. Mit dem MX-HPA und dem Taurus – symmetrisch über den T 1 ausgegeben – wirkt die Musik so unverschämt klar und deutlich wie in gleißendem Stadionlicht, während sie über die kleineren DAC/KHVs eher wie im trüben Gaslicht erscheint.
Das Klanggeschehen wirkt über die beiden High-End-Kandidaten deutlich natürlicher, müheloser, ungeheuer plastisch und anspringend und zugleich weniger artifiziell. Der Kopfhörer als Schallwandler tritt noch mehr in den Hintergrund. Es werden mehr klangliche Details hörbar, die ich zuvor auf mir sehr gut bekannten Aufnahmen nie vernommen habe. Und die Losgelöstheit des Klangs vom Schallwandler führt sogar manchmal zu kleinen Schreckmomenten, wenn plötzlich Geräusche in der Musik auftauchen, die man vermeintlich im realen Raum um sich zu lokalisieren glaubt. Oder man muss bei bestimmten Geräuschen erst mal den Kopfhörer abnehmen, um herauszufinden, ob die nun in der Aufnahme sind, oder durch das geöffnete Fenster herein schallen.
Besonders hervorzuheben ist dabei auch, wie rauscharm Taurus und MX-HPA bei praktisch allen Pegeln sind. Der Effekt ist vergleichbar mit dem Schwarzwert bei Bildschirmen. Wo LCD-Fernseher in dunklen Szenen wie z.B. schwarzem Weltraum immer einen gewissen Lichtanteil durchscheinen lassen, wodurch das Schwarz grau und verwaschen wirkt, können moderne OLED-Bildschirme die selbe Szene in absolutem Schwarz und mit glasklar abgegrenzten Sternen darstellen. Ein solch hervorragender „Schwarzwert“ zeichnet auch die beiden großen Kopfhörerverstärker aus.
Im symmetrischen Betrieb wird dieser Effekt nochmals verstärkt. Wieder eine Analogie zur Verdeutlichung: Bei LCD-Bildschirmen versucht man heute, mittels lokal gesteuerter Hintergrundbeleuchtung (Local Dimming) den Schwarzwert zu verbessern. Dort, wo absolutes Schwarz sein soll, werden einzelne LED-Gruppen der Hintergrundbeleuchtung einfach abgeschaltet. Das funktioniert auch sehr gut, aber weil es nicht für jeden einzelnen Bildpunkt eine eigene LED zur Beleuchtung gibt, funktioniert das nicht mit absoluter Präzision. So können beispielsweise einzelne Sterne leichte Halos aufweisen, anstatt sich klar von umgebenden Schwarz abzugrenzen. Bei OLED-Bildschirmen passiert das nicht, weil die Bildpunkte hier selbstleuchtend sind und ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen. Übertragen auf die Kopfhörerverstärker zeigt sich ein ähnliches (Klang-) Bild. Im symmetrischen Betrieb sorgt die verbesserte Kanaltrennung und höhere Dynamik für noch mehr klangliche Konturschärfe und höheren Kontrast.
Der Unterschied zum unsymmetrischen Betrieb ist zwar nicht gigantisch, aber eindeutig nachvollziehbar und die symmetrische Wiedergabe klar zu bevorzugen. Das austauschbare Anschlusskabel des T 1 macht den Vergleich einfach.
Einen Aha-Effekt erlebt man, wenn man nach einiger Zeit des Musikgenusses über die symmetrischen KHVs wieder zurück auf die deutlich günstigeren Lösungen V90 oder Explorer² switcht. So gut die beiden Kleinen für sich genommen auch sind, man mag nach dem Genuss über den Taurus oder MX-HPA nicht mehr allzu viel Zeit mit ihnen verbringen. Sorry. Aber das Bessere ist nach wie vor des Guten Feind.
Bleibt die Frage, welcher der beiden KHVs am meisten überzeugt. Immerhin ist der Taurus noch mal fast 800 Euro teurer, als der MX-HPA. Aber so einfach lässt sich zwischen den beiden kein klarer Gewinner küren.
Also: In Sachen Klarheit, Dynamik, Auflösung, akustische Schwärze und solchen Dingen wie Pegelreserve geben sich die beiden Kontrahenten nicht viel. Allerdings kann sich der Taurus am Ende mit einem wärmeren und satteren Grundton und Bassbereich vom MX-HPA absetzen. Letzterer ist für meinen Geschmack am T 1, der ebenfalls sehr neutral abgestimmt ist, eine Spur zu kühl. Das ist aber auch so ziemlich sein einziger Schwachpunkt und genau den macht sich der Taurus in diesem Vergleich eiskalt zunutze. Kleine Ursache, große Wirkung: Am Ende gefällt mir der Taurus im Zusammenspiel mit dem T 1 eindeutig besser.