Test: Drei SD-Karten nach UHS-II-Standard – Und eine Problemstory über den Card-Reader im Mac Studio
Mac Studio: UHS-II-Kartenleser zu langsam?Die Freude nach dem Erhalt des neuen Mac Studio war groß (siehe meinen ersten Bericht
hier). Es gab aber eine kleine Ernüchterung, denn der interne SD-Kartenleser erbrachte nicht die mit den oben beschriebenen UHS-II-Karten zu erwartende Performance. Sowohl Benchmark-Tests mit Black Magic Disk Speed Test als auch reale Kopieraktionen förderten mit allen diesen Karten im Mac Studio lediglich Geschwindigkeiten zutage, die für UHS-I-Karten zu erwarten sind. Also um 70-80 MB/s. Die selben Karten funktionierten sowohl in meinem zuvor genutzten iMac Pro als auch im externen Leser des Sonnet-Docks einwandfrei flott.
Was darauf folgte, war eine ziemlich lange Ermittlungsaktion mit einem Thread im MTN-Forum, Anfragen im DPReview-Forum und Kontakt mit der DPReview-Redaktion und lange Telefonate mit dem Apple Support. Die Rückmeldungen waren ziemlich dünn. Zu dem Zeitpunkt gab es einfach noch nicht so viele Mac-Studio-Nutzer, die auch über UHS-II-SD-Karten verfügten. Diejenigen, die es nachprüfen konnten, meldeten unterschiedliche Ergebnisse. So war die Performance des Kartenlesers bei einigen völlig normal, ein paar Nutzer meldeten aber die gleichen Probleme, wie die mit meinem Mac Studio.
Der Apple Support hat sich mit mir seeehr ausgiebig um Ursachenforschung und natürlich eine Lösung bemüht und das Problem wurde bis in die zuständige Entwicklungsabteilung weitergereicht. Der entscheidende Hinweis zur Lösung kam aber von anderer Stelle. Und die Lösung ist von der Art, dass man erst mal die Hände vors Gesicht schlagen möchte.
Das Dankeschön gebührt der Technikabteilung von
Transcend. Bei der Beschreibung des Problems fiel dem Transcend-Spezialisten ein, dass es in der Vergangenheit vereinzelt Problemmeldungen von Kunden mit iMacs gab, die ebenfalls zu geringe Performance mit den SD-Karten zu beklagen hatten. Dabei fand Transcend heraus, dass einige in den Macs verbaute Kartenleser etwas ungenau gefertigt waren und dadurch einen höheren Druck zum Einlegen der Karte benötigen, als das normalerweise bei SD-Kartenlesern der Fall ist.
Dabei kommt folgendes zum Tragen: SD-Karten nach UHS-II haben im Gegensatz zu UHS-I-Karten eine zweite Kontaktreihe auf der Rückseite:
Wird die UHS-II-Karte nicht vollständig in den Leseschlitz eingefügt, kommt es nur zur Verbindung mit der ersten Kontaktreihe. Nun würde man erwarten das so ein unvollständiger Kontaktschluss dazu führt, dass die Karte gar nicht erst erkannt wird. Denn normalerweise heißt es bei Datenverbindungen: ganz oder gar nicht. SD-UHS-II-Karten funktionieren jedoch auch, wenn nur die erste Kontaktreihe verbunden wird – dann jedoch nur mit UHS-I-Geschwindigkeit. Vermutlich ist das im Hinblick auf Kompatibilität mit älteren Kartenlesern von Vorteil, in Fällen wie diesen aber ein funktionales Problem.
Die nähere Überprüfung an meinem Mac Studio ergab, dass die Karten tatsächlich bis dato von mir nie vollständig eingeschoben waren. Es gibt nämlich einen deutlich spürbaren Anschlagpunkt. Mit mehr Druck kann die Karte allerdings noch ca.
einen Millimeter tiefer eingeschoben werden. Dafür ist keine Gewalt erforderlich, aber immerhin so viel Druck, dass ich den Mac dabei – trotz provisorischer Anti-Rutsch-Unterlage – mit der anderen Hand festhalten muss. So „eingedrückt“ liefern die Karten auch allesamt die erwarteten Leistungswerte.
Kleine Ursache, große Wirkung. Einerseits hat es eine gewisse Ironie, dass die Karten einfach nicht richtig eingelegt waren. Ein Facepalm-Moment, sozusagen. Andererseits gibt es offensichtlich deutliche Fertigungstoleranzen bei den verbauten Kartenlesern, sodass die Erfahrung mehrere Konsequenzen haben sollte: Erstens eine genauere Qualitätskontrolle seitens Apple. Zweitens entsprechende Service-Hinweise auch für die Apple-Support-Mitarbeiter, die trotz aller Bemühungen (zehn Fleißpunkte) auf diese simple Sache letztlich nicht gekommen sind. Und drittens wäre es für die kommenden SD-Standards UHS-III und SD Express vielleicht hilfreich, dieses spezielle Verhalten mit so einer Art Not-Betrieb bei Verbindung nur einer Kontaktreihe irgendwie besser zu kommunizieren.
Am Ende dieser kleinen Odyssee bin ich nur froh, dass der Mac einwandfrei läuft und auch kein versteckter Software-Bug ermittelt und gefixt werden muss. Nur muss ich mich vielleicht noch auf die Suche nach einer besseren Anti-Rutsch-Matte für den Mac Studio begeben. Wieso ist der überhaupt so gleitfreudig, Apple?
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