Test: ELAC AM 200 Aktivlautsprecher – Die Klaren aus dem hohen Norden
AM 200 in der Praxis – AnschlussproblemeIch muss gestehen, dass es eine ganze Weile gedauert hat, bis ich mit der AM 200 richtig warm werden konnte. Und das hat vor allem ein paar technische Gründe.
Wie bereits auf der Seite zuvor erwähnt, besitzen die AM 200 zwar digitale Eingänge (Coax und Optisch), aber keinen USB-Anschluss. Und das ist aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen. Zwar sind manche der Meinung, dass USB klanglich sehr schlecht wäre, aber das ist eine völlig überholte und sachlich wie hörbar nicht länger haltbare Aussage. Ein gut ausgeführter asynchroner USB-Anschluss ist die mit Abstand beste (wenn auch noch längst nicht perfekte) digitale Audioschnittstelle für Consumerprodukte wie diese. Insbesondere dann, wenn die Lautsprecher im Nahfeld (keine zu großen Kabellängen) und direkt an einem Computer wie dem Mac betrieben werden sollen, ist USB schlicht und ergreifend ein Muss. Darum gibt es heutzutage auch praktisch keinen anspruchsvollen DAC mehr, der sich ohne asynchrones USB auf den Markt traut. Der DAC in den ELAC AM 200 sollte da eigentlich keine Ausnahme sein.
Aber es ist, wie es ist. Wer diese Lautsprecher digital und ohne zusätzliches Interface mit einem Mac oder PC verbinden will, dem bleibt eigentlich nur die optische TosLink-Schnittstelle, denn einen koaxialen Digitalausgang hat praktisch kein Computer von Haus aus eingebaut. Dumm nur, dass auch TosLink offenbar so langsam ausgemustert wird. So hat beispielsweise das neue MacBook Pro nicht mehr die sonst übliche kombinierte analoge Klinkenbuchse mit integriertem TosLink. Digitale Audioausgabe erfolgt hier entweder drahtlos (Bluetooth/WLAN), oder eben über USB.
Ein weiterer Faktor kommt in diesem speziellen Fall erschwerend hinzu: Wie sich herausgestellt hat, haben die digitalen Eingänge der AM 200 einen höheren Eingangspegel als üblich, um auch bei leisen Aufnahmen noch Maximallautstärke erreichen zu können – so die Erklärung von ELAC. Per TosLink mit einem Mac verbunden führt das leider zu einem Problem. Da die AM 200 im Gegensatz zu ihren Vorgängern AM 180 keine eigene Master-Lautstärkeregelung mehr haben, spielen sie am Mac mit zu hohem Grundpegel. Auf der niedrigsten Einstellung des iTunes Lautstärkereglers sind die AM 200 deutlich zu laut für unaufdringliche Hintergrundberieselung. Ein weiteres Absenken des Pegels ist nur mit Tricks möglich, weil die Masterlautstärke im Falle des Digitalanschlusses am Mac nicht geregelt werden kann. – Aus durchaus gutem Grund, denn TosLink Digital OUT ist nun mal ein Festpegel-Ausgang. Das zieht einen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich.
Auf Nachfrage erklärte ELAC mir, man habe auf die Master-Pegelregler verzichtet, weil diese bei der AM 180 für beide Boxen separat und stufenlos eingestellt werden mussten, was in der Praxis durch ungenaue Justierung oft zu Kanalungleichheiten geführt habe. Nachvollziehbar, aber so wie es jetzt ist, hat man lediglich ein Problem gegen ein anderes getauscht. Zumindest die Analogeingänge können über einen Drehschalter mit drei Stellungen im Pegel angehoben oder abgesenkt werden.
Um dennoch geringere Pegel bei digitaler Verbindung realisieren zu können, könnte man beispielsweise in iTunes den Equalizer (alt-cmd-E) aktivieren und über den Regler „Vorverstärker“ den Pegel absenken. Aber der Equalizer hat klanglich negative Auswirkungen und sollte bei hohen Klangansprüchen grundsätzlich ausgeschaltet sein. Die Lautstärkeregelung in iTunes selbst ist aus klanglicher Sicht ebenfalls minderwertig, weil diese nämlich – stark vereinfacht ausgedrückt – einfach nur Bits abschneidet. Am besten klingt iTunes noch, wenn der LS-Regler auf Maximum steht. Verwendet man zusätzliche Audio-Software zur Klangsteigerung, wie etwa
Bitperfect, um die Musik automatisch immer in ihrem nativen Format ohne Up- oder Downsampling auszugeben, dann wirkt der Equalizer und auch die Lautstärkeregelung in iTunes nicht und man hat wieder das Problem der zu lauten Wiedergabe. Eine andere Lösung wären spezielle Apps wie Soundflower, doch diese Software wird leider nicht mehr gepflegt, sodass Kompatibilität in aktuellen Systemen nicht gewährleistet ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Für eine direkte digitale Verbindung mit Macs sind die AM 200 leider nur sehr bedingt geeignet.Es müssen also andere Lösungen her. Zunächst habe ich die ELACs per Klinke-auf-Cinch-Adapter (der bei der AM 200 mitgeliefert wird) über den
Meridian Explorer² DAC analog verbunden. Damit wird ein recht hochwertiger DAC verwendet und die in den Lautsprechern verbaute Digitalsektion komplett umgangen. Dummerweise funktionierte auch diese Lösung nicht wie erhofft, denn aus den Lautsprechern kam ein sehr deutlich vernehmbares Brummen. Die analoge Verbindung mit Klinkenadapter und Cinch-Kabel wirkt hier wie ein riesiges Einfallstor für elektromagnetische Einstreuungen. Diverse Versuche mit unterschiedlichen Kabeln und Adaptern brachten keine Linderung. Zusätzlich knallte von Zeit zu Zeit auch noch mein iPhone mit seinen Mobilfunksignalen voll in den am nächsten stehenden Lautsprecher.
Zu meinem großen Glück traf noch während der Testphase der AM 200 ein anderes neues Testgerät ein, das die gravierendsten der zuvor beschriebenen Probleme – außer die Einstreuungen durch Mobilfunk – lösen sollte.
Der Retter in der Not hört auf den Namen
Questyle CMA600i und ist ein äußerst seriöser DAC, Kopfhörerverstärker und Vorverstärker. Den ausführlichen Test dazu gibt es demnächst. Per USB mit dem Mac verbunden, mit hochwertigen XLR-Kabeln an die AM 200 angeschlossen und dank der exzellenten Lautstärkeregelung des Questyle konnte ich nun endlich damit beginnen, das wahre Potential der neuen ELAC AM 200 (das „AM“ steht übrigens für „Active Monitor“) auszuloten.