ELAC EA101EQ-G+BS 312 – Praxis und KlangUm gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Der ELAC EA101EQ-G Vollverstärker und die Lautsprecher BS 312 sind ein äußerst anwenderfreundliches Gespann. Der Anschluss und die Verkabelung stellen auch Techniklaien nicht vor Probleme: Lautsprecherkabel verbinden, Quelle(n) anschließen (z.B. den Mac per USB), Netzstecker in den Verstärker stecken und das war’s auch schon. Natürlich muss man sich bei der Lautsprecherpositionierung noch etwas Mühe geben, um den klanglich besten Punkt zu finden, und die Prozedur mit der Einmessung hatte ich zuvor ja schon beschrieben. Aber davon abgesehen heißt es nur noch: Einschalten, Musik starten und genießen…
Obwohl, eine Sache steht dem Genuss doch noch im Wege: Wie sich zeigte, brauchten die werksfrischen BS 312 eine ziemlich lange Einspielzeit. Das Ergebnis out of the box ließ doch etwas zu wünschen übrig, klangen die Speaker doch zunächst sehr nichts sagend und flach. Als sich nach zwei vollen Arbeitstagen noch immer keine deutliche Besserung einstellte, hatte ich schon die Befürchtung, von einer herben Enttäuschung berichten zu müssen. Am dritten Tag kamen die Lautsprecher so langsam aus dem Quark, aber erst nach gut einer Woche schienen die BS 312 ihren tatsächlichen Arbeitspunkt (weitgehend) erreicht zu haben. Nach dieser Zeit habe ich noch ein wenig mit der Aufstellung und Ausrichtung auf dem Desktop experimentiert und einen weiteren Einmessvorgang über den EA101EQ-G Verstärker vorgenommen.
Und siehe da, die anfänglichen Bedenken waren wie weggeblasen. Was beinahe wörtlich zu nehmen ist, denn wenn man die BS 312 mit guten Aufnahmen füttert und am EA101EQ-G ein wenig den Gashahn aufdreht, kommen die Qualitäten der kleinen Speaker so richtig schön zur Geltung. Besondere Eigenschaften: Frappierend gute Ablösung des Klangs von den Boxen, die damit völlig in den Hintergrund treten. Das bedeutet, es klingt nicht mehr nach HiFi, sondern nach Musik! Eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft, die in dieser Preisklasse nur wenige Lautsprecher erreichen. Vor allem die Höhen aus den nach dem Air Motion Transformer-Prinzip arbeitenden JET-Treibern sind eine wahre Freude. Nichts drückt oder klingelt, keine übertriebene Analytik, sondern glasklare und äußerst fein aufgelöste Details mit einem natürlichen Schmelz. So muss das sein.
Die räumliche Darbietung der BS 312 im Nahfeld ist unter den Besten, die ich je bei mir gehört habe und erreicht das Niveau sehr guter Koaxial-Speaker, wie der KEF LS50. Tonal zeichnen die ELACs in etwas anderen, wärmeren Klangfarben, als die Briten. Das ist zwar aus meiner Sicht nicht ganz so neutral, aber alles andere als „falsch“ und vor allem bei langen Hörsessions sehr ermüdungsfrei. Ihr allgemein angenehmer Charakter bleibt auch bei sehr geringen Lautstärken erhalten. Auch wenn der Begriff in HiFi-Kreisen arg strapaziert ist, muss ich den BS 312 doch eine sehr hohe Musikalität attestieren. Sie blenden nicht mit Effekten, sondern transportieren Musik in den Raum und grooven total.
Wenn es an den BS 312 etwas zu kritisieren gab, dann ihr etwas eingeschränktes Tieftonfundament – zumindest im untersten Spektrum. Grundsätzlich spielen die BS 312 mit einem ausgesprochen sonoren Fundament. ELAC nennt eine untere Grenzfrequenz von 42 Hz, was für passive Boxen dieser Größe ausgesprochen gut ist. Allerdings konnten die BS 312 dies am EA101EQ-G angeschlossen nicht in meinen Raum transportieren. Weder am Desktop, noch bei einem kurzen Versuch in Raumaufstellung. Spätestens unter ca. 60 Hz fiel der Pegel rapide ab, wie auch die Diagramme des Einmessvorgangs andeuten (siehe Screenshots auf Seite 3). Das durchaus mehr Basspotential bei gleicher Aufstellung vorhanden ist, zeigte sich bei einem kurzen Quercheck an einem großen, vielfach teureren und leistungsstärkeren High-End Amp. Aber grundsätzlich sollte man von Lautsprechern dieser Größe einfach keine Tiefbasswunder erwarten.
Mit dem EA101EQ-G Verstärker und seinem DSP wäre theoretisch das Potenzial vorhanden, diesen auf spezielle Lautsprecher-Charakteristika einzustellen und so etwas wie eine aktive Bassentzerrung zu bieten. Ob so ein Feature ähnlich Devialets SAM vielleicht später mal kommt, bleibt abzuwarten.
So oder so würde ich für hartgesottene Bassfetischisten mit den BS 312 am EA101EQ-G Verstärker einen zusätzlichen Subwoofer empfehlen. Der im ELAC-Sortiment technisch wie klanglich wohl passendste wäre der
Sub 2070 mit Treibern in Push/Push-Pull/Pull-Anordnung und eigener, aufwändiger Einmessung. Der kostet zwar 1.490 Euro, dürfte aus dem Set aber aller Wahrscheinlichkeit nach ein nahezu unschlagbares Team machen. Leider hatte ich wegen anderer anstehender Tests nicht die Zeit, das selbst auszuprobieren. Natürlich lassen sich auch kleinere und günstigere Subwoofer mit den BS 312 kombinieren, aber ihr eigenes hohes Klangpotential verlangt eigentlich nach einem Basswürfel der absoluten Spitzenklasse mit perfekter Anpassung, um ihre musikalischen Qualitäten nicht mit undefiniertem Mulm zu ersticken.
Der EA101EQ-G Vollverstärker erweist sich tatsächlich als ein hervorragender Spielpartner für die BS 312. Deren Potenzial kann er zwar nicht in vollem Umfang ausreizen, wie ein Quercheck mit den BS 312 an einem seeehr viel größeren und teureren Amp verdeutlichte, der mich gerade erreicht hat. Aber grundsätzlich spielen der EA101EQ-G und die BS 312 hervorragend zusammen. Und das ist ja auch einer der Vorteile separater Komponenten, dass man einen günstigen Einstiegspunkt wählen und später nachrüsten kann.
Der EA101EQ-G begeistert vor allem mit seiner absolut problemlosen Bedienung. Direkt am Gerät, über die IR-Fernbedienung und auch mit der App funktioniert alles verzögerungsfrei und für den Anwender völlig transparent. Andere App-gesteuerte Geräte können sich schon mal gewisse Denkpausen, bevor sie einen Befehl in die Tat umsetzen, oder nerven ihre Nutzer mit kryptischen oder unnötig verschachtelten Funktionen. Eine Unart, die dem EA101EQ-G fremd ist. Die einfache Einrichtung und Verkabelung runden das Bild in Sachen Praxistauglichkeit ab. Hier schneidet der EA101EQ-G wohl aber auch deswegen so gut ab, weil er auf Wireless-Sperenzchen weitgehend und auf Streaming-Features gänzlich verzichtet. Er ist einfach ein sehr gelungener Vollverstärker mit eingebautem DAC und DSP. Punkt.