Ohrhörer-Test: ERATO Apollo 7 Bluetooth In-Ears – Leinen los, aber richtig
ERATO Apollo 7: Vorstellung und AkkuausdauerDie schlechte Nachricht vorweg: Mit einem Kaufpreis von rund 300 Euro ist die Befreiung von der Strippe hier kein billiger Spaß. Die genannten Konkurrenzmodelle sind auch nicht oder nur wenig günstiger zu haben. Bragi hat allerdings inzwischen angekündigt, eine abgespeckte Version seines Modells Dash mit dem simplen Namen "
Headphone" auf den Markt zu bringen, das vermutlich um 150 Euro kosten wird. Und die neuen
Apple AirPods liegen mit 179 Euro auch deutlich unter dem Kaufpreis der ERATOs.
Konzeptionell sind auch bei komplett kabellosen In-Ears Unterschiede zu entdecken. Und dabei hat das hier getestete Modell von ERATO – zumindest potentiell – gewisse Vorteile zu bieten. Das betrifft hauptsächlich die Art der Bluetooth-Verbindung. Während zum Beispiel der Bragi Dash auf ein Konzept setzt, bei dem nur einer der Hörer Bluetooth hat und der andere die Signale vom Master empfängt, sind beim Apollo 7 beide Stöpsel mit identischer Technik ausgestattet und verfügen somit auch beide über ein BT-Modul.
Bei erstgenannter Variante kann es in ungünstigen Situationen zu Verbindungsabbrüchen kommen, etwa wenn das Handy in der rechten Hosentasche und der Empfänger-Ohrstöpsel links eingesetzt ist, dann wirkt der menschliche Körper wie ein Widerstand und kann den Empfang selbst auf so kurzer Distanz beeinträchtigen. Da beim Apollo 7 beide Hörer ein BT-Empfangsmodul besitzen, sollte es seltener zu solchen Empfangsproblemen kommen.
Die Highlights der ERATO Apollo 7 sind aber noch weitreichender. Technisch unvermeidlich verfügen beide Hörer neben der Elektronik über winzige eingebaute Akkus, die irgendwie aufgeladen werden müssen. Dazu werden die Apollo 7 mit einer cleveren kleinen „Ladeschale“ geliefert. Diese kommt in Form einer Streichholzschachtel-ähnlichen Box, die man aufschieben kann. Im Inneren finden sich zwei Docks mit Kontakten, die genau passend für die kleinen Ohrstöpsel geformt sind. Die Ohrstöpsel haben an der Rückseite ringförmige Kontaktflächen, sodass man sie in beliebiger Ausrichtung auf die Ladekontakte der Box einklinken kann. Das funktioniert sehr einfach, zuverlässig und ohne jede Fummelei.
Einmal eingesteckt tankt ein in der Ladebox befindlicher, etwas größerer Akku die Stromspeicher in den Hörern nach. Die Kapazität soll für mindestens zwei komplette Ladevorgänge beider Hörer ausreichen. Der Akku der Ladeschatulle selbst wird mittels eines kurzen, mitgelieferten USB-Kabels an geeigneten USB-Ports (wie beispielsweise am MacBook) nachgeladen. Ein Steckernetzteil wird nicht mitgeliefert, was aber kein großer Verlust ist, da sich heutzutage in so gut wie jedem Haushalt USB-Ladegeräte oder eben Devices mit ladefähigen USB-Ports finden. Kleine Status-LEDs an den Hörern und an der Schachtel informieren über den Ladezustand.
Natürlich stellt sich hier die Frage, wie lange die winzigen Energiespeicher in den Hörern durchhalten. Der Hersteller verspricht bis zu drei Stunden Musikgenuss am Stück oder bis zu vier Stunden bei Sprache. Ich habe die Apollo 7 bei gemäßigter Lautstärke mit voll geladenen Akkus mit Musik laufen lassen und schon
nach rund zwei Stunden kam auf einem der Hörer (der mit der Quelle verbunden war) die Meldung "Battery low". Nachdem diese Meldung innerhalb weniger Minuten noch ein paar mal wiederholt wurde, schalteten sich beide Hörer ab (die Wiedergabe wird dabei gestoppt). Auch bei einem zweiten Versuch kam ich auf nicht mehr als zwei Stunden Laufzeit bei gemäßigter Lautstärke.
Schon drei Stunden Laufzeit, wie vom Hersteller in Aussicht gestellt, sind für Dauerhörer recht wenig, aber wenn das real auf nur zwei Stunden hinausläuft, dürfte es für viele User endgültig zum No-Go werden. Die angegebenen drei Stunden können möglicherweise nur dann erreicht werden, wenn sich beide Hörer die Verbindung zur Quelle jeweils etwa für die Hälfte der Zeit teilen, was aber in der Praxis nur umständlich zu bewerkstelligen ist.
Als Verbindungsprotokoll bieten die Apollo 7 übrigens aptX, AAC und SBC. Auf die Bluetooth-Protokolle werde ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal ausführlicher eingehen, da es leider extrem viel Verwirrung zu diesem Thema gibt.
Ein weiteres Highlight der Apollo 7 ist, dass sie mit einer Nano-Beschichtung gegen Feuchtigkeit geschützt sind. Damit können sie auch beim Sport oder gar im Regen genutzt werden. Für einen passenden Sitz wird eine große Auswahl unterschiedlicher Gummi-Passstücke und auch Compli Foam Aufsätze mitgeliefert. Und wer besonders aktiv mit den Apollo 7 sein will, für den sind sogar noch verschieden große, sichelförmige Stabilisierungsstücke aus Gummi im Karton, mit denen die Ohrhörer zusätzlich in der Ohrmuschel fixiert werden können.
Hier steckt einer der großen Nachteile des vollkommen drahtlosen Konzepts: Fällt einer der Hörer (oder beide) aus dem Ohrkanal, gibt es keine „Sicherungsleine“. Die Stöpsel sind also ziemlich leicht verlierbar. Und wenn sie runterfallen, dann nach Murphys Gesetz garantiert irgendwo hin, wo man sie nicht oder nur schlecht wiederfindet – etwa in einen Gulli. Wo Licht ist, ist eben auch Schatten.