Test: Eine Woche mit dem neuen iPad Pro 9,7''
Hardware und Praxis – FortsetzungLautsprecherDie zweite größere Neuerung gegenüber dem iPad Air 2 sind die vom großen iPad Pro übernommenen Lautsprecher an vier Positionen. Apple verspricht damit nicht nur eine deutlich bessere Klangqualität, egal in welcher Ausrichtung man das iPad hält, sondern auch einen höheren Maximalpegel. Kurz und knapp: Das trifft auch zu, aber man sollte sich davon nicht zu viel erwarten.
Der Ton wird laut Apple je nach Haltung des iPad automatisch verteilt. Die jeweils oben liegenden Lautsprecher links und rechts arbeiten mit etwas höherem Pegel als die unteren beiden. Das funktioniert in der Praxis durchaus, aber dramatisch ist der Effekt deswegen nicht. Es hilft aber dabei, dass die Lautsprecher beispielsweise nicht komplett verdeckt werden, wenn man das iPad auf dem Schoß nutzt. Der größte Vorteil ergibt sich im Querformat, da die Lautsprecher nicht wie bei den vorherigen Modellen nur noch auf einer Seite sind, sondern immer links und rechts am Gehäuserand, was auch für einen gewissen Stereo-Effekt sorgt. Auf dem Niveau einer HiFi-Anlage oder von Kopfhörern ist der Klang aber nicht. Auch kraftvolle Bässe sollte man nicht erwarten. – Alles andere wäre auch sehr überraschend gewesen.
True Tone Display Mit iOS 9.3 hat Apple eine Funktion namens Night Shift eingeführt. Alle iDevices, die das unterstützen (Voraussetzung: 64 Bit), können damit ihre Farbtemperatur an das Umgebungslicht anpassen. So ist man abends zumeist von deutlich wärmerem (gelberem) Licht aus künstlicher Beleuchtung umgeben. Die standardmäßig eher dem Tageslicht angepassten Displays der iDevices strahlen aber eher ein kühleres, bläulicheres Licht ab. Das soll bei manchen Menschen zu Schlafstörungen führen, wobei ein genauer Nachweis dieser Behauptung meines Wissens nicht vorliegt. Nichtsdestotrotz ist es keine schlechte Idee, die Farbtemperatur des Displays eher dem Umgebungslicht anzupassen.
Apple erklärt das ungefähr so: Herkömmliches Papier ist nicht selbstleuchtend, sondern reflektiert das auf es fallende Licht. Ist dieses Licht wärmer, erscheint auch das vom Papier wärmer bzw. gelblicher. Das wird von uns als natürlich empfunden. Displays hingegen sind selbstleuchtend und im Normalfall auf eine neutrale, tageslichtähnliche Farbtemperatur kalibriert. Das Display reflektiert also nicht die tatsächlich im Raum vorhandene Lichtfarbe. Das wirkt unnatürlich und stört im schlimmsten Fall das Einschlafen, wenn das Auge längere Zeit dem tageslichtähnlichen Licht der Displays ausgesetzt war.
Night Shift verschiebt auf Tastendruck die Farbtemperatur des Displays für einen bestimmten Zeitraum (bis zum nächsten Morgen oder wie vom User programmiert) zu einer deutlich wärmeren Tönung. Über einen Schieberegler in den Einstellungen > Anzeige & Helligkeit kann man die Wirkung nach Bedarf verstärken oder abschwächen. Der Nachteil dabei ist, dass sich Night Shift nicht automatisch an die tatsächliche Farbtemperatur des Umgebungslichts anpasst, sondern bei einem festen Wert verharrt. Auf dem iPad Air empfand ich diese Funktion daher auch als ziemlich unnütz und wenig praktisch.
Genau hier greift Apple mit dem neuen True Tone Display des iPad Pro 9,7’’ an. Vier‑Kanal-Umgebungslichtsensoren passen nicht nur die Helligkeit, sondern auch den Farbton des Displays hierbei automatisch dem tatsächlichen Licht an. Und das funktioniert tatsächlich ganz ausgezeichnet. Die Funktion Night Shift ist zwar auch im Menü des iPad Pro 9,7’’ vorhanden, kann aber getrost deaktiviert und vergessen werden, solange True Tone aktiviert ist.
Die Anpassung des True Tone Displays erfolgt kontinuierlich und für das Auge praktisch nicht sichtbar. Die Farbtemperatur wirkt stets auf genau dem richtigen Niveau und nicht zu gelb, wie es bei Night Shift mit Standardeinstellung der Fall ist. Wer beispielsweise zur Fotobearbeitung oder zum Filme anschauen eine unveränderliche Farbtemperatur benötigt, kann True Tone natürlich abschalten, wie aus dem zuvor Geschriebenen auch schon hervor geht. Aber ich erwähne das lieber nochmal explizit.
Neben True Tone bietet das neue Display gegenüber dem iPad Air (1 und 2) mehr Helligkeit, verringerte Reflexionen, sowie bessere Farb- und Kontrastdarstellung. Alle diese Punkte sind in der Praxis klar nachvollziehbar. Direkt neben dem iPad Air 1 überzeugt vor allem der bessere Kontrast und sattere Farben. Die maximale Helligkeit nutze ich persönlich selten, aber bei Gebrauch draußen im hellen Tageslicht oder gar bei Sonneneinstrahlung ist das ein weiterer wichtiger Vorteil.
Unter dem Strich ist der True Tone Bildschirm des iPad Pro 9,7’’ eine gelungene Verbesserung, von der man in vielen Situationen profitiert.
AkkulaufzeitIn diesem Punkt bleibt, so weit ich das ohne kontrollierte Testbedingungen beurteilen kann, alles beim Alten. Mit einer Akkuladung komme ich gefühlt etwas länger aus als mit dem Air 1. Und das bei deutlich gesteigerter Performance, sowie Display- und Lautsprecherleistung.
Randnotiz: Das mitgelieferte USB-Ladegerät unterscheidet sich äußerlich nicht von dem des Air 1, hat aber laut Aufdruck nur 10W Leistung anstelle von 12W. Ob sich dadurch die Ladezeit verschlechtert, konnte ich in der Kürze der Zeit nicht überprüfen.