Test FiiO R9 Media Streamer: Der Desktop-Alleskönner mit High-End-Anspruch
FiiO R9 – Design und KonzeptBeginnen wir mit dem Betriebssystem des FiiO R9. Derzeit werden die Geräte mit Android 10 ausgeliefert. Der Hersteller hat aber schon angekündigt, noch in diesem Quartal auf Android 12 updaten zu wollen. Das ist immer noch Generationen älter, als der aktuellste Stand von Android. Warum das so ist, erklärte mir der FiiO-Vertrieb NT-Global auf Nachfrage zusammengefasst so:
“Um Musik abzuspielen oder zu streamen ist die Android-Version zunächst relativ egal. Es geht schlichtweg darum die Kompatibilität der audiophilen Hardware mit der Android-Software zu gewährleisten. […] Um Android an die audiophilen Bedürfnisse anzupassen, bedarf es sehr vieler Anpassungen am Android-System. […] Neue Software [gemeint sind hier wohl Betriebssystemversionen; die Red.] ist oft nicht sonderlich kompatibel. Aus diesem Grund setzt man auf eine anpassbare und lauffähige Version von Android. In diesem Fall ist das die Version 10, die jedoch auf 12 upgedated werden wird. Die Versionen 13 und die derzeit aktuelle Version 14 von Android boten bisher keine so gravierenden Vorteile für den Betrieb des FiiO R9, dass eine Übernahme notwendig wurde.“
Auch andere auf Android basierende Streamer arbeiten (meines Wissens) nie mit der derzeit aktuellsten Android-Version.
Design und HardwareZu den offensichtlichsten Unterschieden des R9 gegenüber dem R7 gehört zunächst das etwas hochwertiger anmutende Design. Ein großer Teil des Gehäuses ist mit einer hochglänzenden, schwarz verspiegelten Außenhaut versehen. Das rechte Drittel ist Aluminium matt mit einer Wabengitterstruktur an der rechten Seite zur Belüftung. Damit sieht der R9 eleganter, hochwertiger und viel weniger nach langweiligem Computer-Equipment aus, als der R7.
Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick sehr gut. Bei genauerem Hinsehen wird die Freude aber ein klein wenig getrübt, denn die spiegelnden Flächen sind nicht besonders eben. Eine sich in der Oberfläche spiegelnde Jalousie oder hier ein Plissee sieht darin deutlich verzerrt aus. Und klopft man leicht mit der Fingerspitze gegen das Wabengitter an der rechten Seite, hört man Geräusche, weil das Gitter an das darunter liegende „Skelett“ schlägt. Die Drehknöpfe sind außerdem nicht ganz wackelfrei. Die vorderen Kopfhöreranschlüsse sind mit einer Kappe abgedeckt, was nett gemeint ist, aber die geht bestimmt schnell verloren. Das ist alles nicht dramatisch und ok für die Preisklasse, kann aber letztlich höhere Ansprüche an Material und Verarbeitung nicht gänzlich befriedigen.
Zum Lieferumfang gehören zwei Sockel aus einer Art Hartgummi, mit denen das Gerät in zwei Neigungswinkeln aufgestellt werden kann. Selbst der Sockel mit dem größeren Winkel bringt den R9 allerdings nur in eine leichte Schräglage. Der R9 wird einfach lose auf den Sockel gestellt. Der könnte übrigens gerne noch etwas rutschfester sein. Zum Einstecken von Kopfhörern muss das knapp 2,3 Kilo schwere Gerät festgehalten werden, damit es nicht wegrutscht.
Das Design des R9 wird durch einen mehrfarbigen Leuchtstreifen und Beleuchtung der Drehknöpfe abgerundet. Der Leuchtstreifen separiert den Aluminium-Teil optisch vom dem Displaybereich. In den Systemeinstellungen können der Leuchtstreifen („Bandanzeigeleuchte“) und die Leuchten der Regler unabhängig voneinander an- und abgeschaltet werden, sowie in Helligkeit und Farbe justiert werden. Die Farbe der LED kann auch als Indikator für die gerade wiedergegebene Samplingrate dienen.
Das Display ist zweifellos die Hauptattraktion des R9. Es hat eine Diagonale von 5,99 Zoll und eine Auflösung von 2.160 x 1.080 Pixeln, was einer Pixeldichte von rund 403 ppi entspricht. In diesem Punkt ist die Anzeige also voll auf der Höhe der Zeit. Aber es handelt sich nicht um ein OLED wie in den neuesten Smartphones, sondern um ein LC-Display. Die Darstellung ist dennoch ausgezeichnet und übertrifft die der meisten anderen Audiogeräte mit Farbdisplay deutlich. Das gilt auch für die Blickwinkelstabilität und den Schwarzwert. Nur spiegelt es ein wenig. Touch-Kommandos und Wischgesten werden schnell und präzise wie bei modernen Smartphones umgesetzt.
An der Vorderseite, rechts neben dem Display, sind drei Kopfhörerbuchsen vorhanden: 6,35 mm Klinke, sowie zwei mal symmetrisch als 4,4 mm Pentaconn und XLR4. Mehr zum Kopfhörerverstärker später. Darüber sind zwei Drehknöpfe angeordnet. Der Obere dient als als Lautstärkeregler und kann durch Drücken Funktionen wie On/Off (Doppelklick) und Modusauswahl (kurz gedrückt halten) triggern. Zum ersten Einschalten muss der Knopf etwas länger gedrückt werden.
Der zweite Knopf ist ein vierstufiger Drehschalter. Mit diesem kann zwischen den folgenden vier Modi umgeschaltet werden:
- PO+PRE OUT = Kopfhörer und hintere Analogausgänge aktiv
- PO = nur Kopfhörerausgänge aktiv
- PRE PUT = nur hintere Analogausgänge aktiv
- LO = hintere Analogausgänge aktiv mit festem (maximalem) Ausgangspegel, zum Anschluss an Verstärker mit eigener Lautstärkeregelung
Grundsätzlich ist dieser Schalter eine sehr nützliche Sache, aber an der Umsetzung habe ich deutliche Kritik. Zunächst einmal ist die Beschriftung und auch die Schalterstellung selbst bei gutem Licht nur schlecht zu erkennen. Und die Bezeichnungen „PO“ und vor allem „LO“ für den Fixed-Level-Ausgang ist eher missverständlich. Ok, daran kann man sich noch gewöhnen. Das größte Problem ist aber, dass die Stellung „LO“ für Fixed OUT ohne irgend eine Sicherheitsabfrage aktiviert werden kann. Ist der R9 beispielsweise (wie in meinem Test) an einer Stereo-Endstufe angeschlossen und man dreht den Schalter während der Wiedergabe versehentlich nach ganz rechts, ballert die Musik schlagartig mit maximaler Lautstärke. Im schlimmsten Falls bedeutet das nicht nur einen höllischen Schreck und einen Tinnitus, sondern auch den Tod der Lautsprecher. Da sollte FiiO dringend einen Sicherheitsriegel in Form einer Warnung und Bestätigungsabfrage im Display vorschieben.