FiiO R9 in der Praxis – Das Feature-MonsterWie bei einem Smartphone, das so ziemlich alles kann, was man irgendwie per „App“ erledigen kann, ist auch der FiiO R9 funktional äußerst vielseitig. Vor allem im Vergleich mit anderen Musikstreamern. Aber dabei gilt es zu unterscheiden. In seinen Grundfunktionen kann der R9 kaum mehr, als andere Geräte dieser Klasse, wie etwa der eversolo. Der Hersteller hat in seinem Android-Derivat aber zahlreiche Einstellmöglichkeiten hinterlegt. Die hier alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber wem eine extra große Vielfalt an Personalisierungsfunktionen wichtig ist, der ist hier genau richtig.
Eine Besonderheit ist, wie der R9 seine „Quellen“ behandelt. Normalerweise gibt es dafür einen Quellen-Umschalter, um etwa zwischen internem Streaming, USB-Eingang, Coax-, HDMI und anderen zu wechseln. FiiO nennt das hier „Betriebsmodus“ und bietet davon insgesamt zehn Stück an. Durch kurzes gedrückt halten des Lautstärke-Knopfes erscheint das folgende Menü:
Eine sehr komfortable und übersichtliche Lösung, wie ich finde. Aber es gibt auch einen Nachteil: Ist der Roon Modus nicht aktiviert, wird der R9 auch nicht als verfügbares Gerät in Roon angezeigt. Erst nach dem manuellen Aktivieren des Roon-Modus erscheint der R9 nach kurzer Zeit im Roon-Interface und ist zur Ausgabe bereit. Bei fast allen anderen mir bekannten Roon-Ready-Streamern ist das Gerät in Roon immer zu sehen, egal welcher Eingang gerade gewählt ist. Startet man die Wiedergabe, wird automatisch auf Roon als „Eingang“ geschaltet. Nicht so beim R9.
Doch im Allgemeinen ist die Bedienung des R9 sehr gelungen. Wer mit einem Smartphone umgehen kann, findet sich auch mit dem R9 schnell zurecht. Selbst Apple-User wie ich, die mit Android keine Erfahrung haben. – Wobei es schon erstaunlich ist, wie viele von iOS gewohnte Gesten und Funktionen praktisch 1:1 im Android des R9 zu finden sind. Wie etwa das nach oben wischen, um die laufenden Apps anzuzeigen und zu beenden, oder links/rechts wischen am unteren Rand, um die App zu wechseln, oder vom oberen Rand wischen um ins Kontrollcenter zu gelangen. Wer hier was bei wem abgekupfert hat, überlasse ich mal dem Forum.
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Nebenbei: Manche sind der Meinung, dass das Hochkant-Format des Displays für die Musiksteuerung und Wiedergabe deutlich praktischer, als ein Display im Querformat wäre. So pauschal kann ich das nicht unterschreiben. Das große Display des R9 ist an sich wirklich exzellent. Doch mehr Raum bietet es ja nicht wegen seiner vertikalen Ausrichtung. Im Querformat ließe sich die Anzeige genau so gut unterbringen. Lediglich das Scrollen in langen Listen ist hochkant etwas übersichtlicher. Aber vieles ist auch Geschmacksache.
Neben der Touch-Bedienung direkt am Gerät können R9-Besitzer das Interface auch über die mitgelieferte Bluetooth-Fernbedienung steuern. Und zwar auf zwei Arten.
Mit den Pfeiltasten und OK können Elemente auf dem Display angesteuert und ausgewählt werden. Funktioniert meist gut, aber es gibt Stolpersteine. Dazu gleich mehr in einem kleinen Video. Die zweite Möglichkeit ist die Mausfunktion. Auch die erkläre ich besser in einem kurzen Video (ausnahmsweise im Hochformat, passend zum R9):
Unter dem Strich bleibt dabei für mich hängen, dass der FiiO tatsächlich am Desktop und in Armreichweite am besten aufgehoben ist.
Während der mehrwöchigen Testphase überzeugte der R9 auch mit einer hohen Zuverlässigkeit. So gab es beispielsweise bei Netzwerkverbindung über WLAN niemals auch nur den kleinsten Aussetzer. Sollte zwar selbstverständlich sein, ist es aber nicht immer. Auch sonst gab es zu keinem Zeitpunkt bei der Wiedergabe irgendwelche lästigen Klicks oder Pops. Allein beim Ausschalten verursacht der R9 ein klines Knachsen aus den Lautsprechern. Nicht schlimm, aber müsste nicht sein. Das Gerät ist darüber hinaus sehr Rauscharm und auch das interne Schaltnetzteil des R9 fällt nicht unangenehm durch Brumm-oder Zwitscherlaute auf.
Zu den gelungenen praktischen Aspekten gehört auch, dass sich sämtliche Ausgänge – XLR, Cinch und Kopfhörer) unabhängig voneinander im sogenannten GAIN einstellen lassen. Das ist quasi die Eingangsempfindlichkeit, die sich beim Anschluss an den Verstärker/Kopfhörer auf deren Pegel auswirkt. Damit lässt sich – vereinfacht ausgedrückt – der Regelbereich der Lautstärkestellers beeinflussen. Wenn beispielsweise ein Kopfhörer schon bei 30% sehr laut spielt, verringert man etwas den Gain. Dadurch lässt sich der Regelbereich des Lautstärkestellers besser ausnutzen.
Hä? Keine App?Was dem R7 und R9 erstaunlicherweise fehlt, ist eine Companion-App, wie man sie von anderen HiFi-Streamern wie den Cambridge CXN100 oder auch den eversolo gewohnt ist. Damit kann sowohl das Musikstreaming als auch die Systemeinstellungen und Multiroom-Steuerung erfolgen. Wer im App Store nach FiiO sucht, findet nur eine „FiiO Music“-App, die aber nur eine geräteunabhängige Player App zu sein scheint. Und es gibt eine App namens „FiiO Control“ zur Steuerung diverser FiiO-DACs und Kopfhörerverstärker über Bluetooth. Doch die ist nicht mit dem R7/R9 kompatibel.
Das Konzept des R7/R9 erfordert schlicht keine derartige App. Am Desktop, wo der R7/R9 vermutlich am häufigsten eingesetzt wird, ist eine App per se nicht nötig, weil das Gerät stets in Armreichweite steht und zu 100% an seinem eigenen Display und mit seinen Knöpfen bedient wird. Oder man nutzt die zugehörige Bluetooth-Fernbedienung.
Streamingdienste wie Qobuz, Amazon Music und andere können aus dem Google Play Store auf dem R7/R9 installiert und genutzt werden. Das gilt auch für Apple Music. Außerdem kann Musik via Bluetooth, AirPlay und auf weiteren Wegen in den FiiO gestreamt werden. Auch die Roon-App auf einem Mac oder iDevice kann genutzt werden, um Musik mit dem R7/R9 abzuspielen.