Vorstellung: Filono Aramid Case für iPhoneKompaktBezeichnung | | Aramid Case für iPhone |
Nichts ist perfekt, und so gibt es auch an den Carbon Cases gewisse Aspekte, die nicht jedem gefallen. Manche mögen beispielsweise den geflochtenen Carbon-Look nicht, finden ihn vielleicht zu technisch, oder es sieht ihnen zu sehr nach Autozubehör aus. Auch kritisieren einige die „Härte“ des Cases. Klar, es fühlt sich definitiv nicht so nachgiebig wie ein Case aus Leder an, wobei ich betonen möchte, dass das iPhone mit Carbon Case dennoch ein echter Handschmeichler ist. Das ist jedoch eine Sache der persönlichen Abwägung.
Montage des Aramid Case
Demontage Aramid Case
Last but not least ist der Preis schon eine gewisse Hürde. Im Verhältnis zum Kaufpreis des iPhones sind 65 bis 85 Euro (plus Schutzglas) zwar nur ein Bruchteil, aber viele tun sich schwer damit, ob dies ein gerechtfertigter Preis im Vergleich zu deutlich günstigeren Cases ist. Ich sage: er IST gerechtfertigt. Aber günstigere Cases kann man dafür eher mal ersetzen.
Mit den brandneuen Aramid Case hat Filono nun eine Alternative im Sortiment, die zu einem günstigeren Preis (zwischen 50 und 65 Euro) manche der Kritikpunkte ausräumt, ohne allzu große Kompromisse in der Schutzwirkung einzugehen. Dazu erst mal ein par Hintergrundinformationen zu den Werkstoffen und den Cases im Vergleich.
Aramid, auch unter dem geschützten Markennamen Kevlar bekannt, ist wie Carbon ein Faser- oder Filamentwerkstoff. (Daher stammt auch die Silbe „Fil“ in Filono.) Bekannt ist Aramid hauptsächlich durch den Einsatz in Schutzbekleidung (Schnittschutz gegen Kettensägen, Motorradkleidung etc.) und in schusssicheren Westen. Seine Zugfestigkeit ist nicht ganz so hoch, wie die von Carbonfasern, dafür ist es flexibler bzw. im verarbeiteten Zustand biegsamer. Carbon kann leichter brechen oder von Gegenständen durchstoßen werden, hat wegen seiner höheren Zugfestigkeit aber deutlich größeres Potential, Aufprallkräfte (zum Beispiel beim Sturz des iPhone auf eine Kante) besser zu verteilen. Darum wird es beispielsweise in der Formel 1 auch für die Monocoques zum Aufprallschutz verwendet.
Das neue Aramid Case besitzt gewisse abweichende Eigenschaften zum Carbon Case, obwohl es auf den ersten Blick sehr ähnlich aussieht. Die Webstruktur ist beispielsweise nahezu identisch mit der des Carbon. Die Materialstärke ist im Schnitt um 0,2 mm dicker als beim Carbon Case, aber interessanterweise ist es deutlich leichter: 14,3 zu 20,6 g bei Carbon, um genau zu sein. Das hat tatsächlich vielschichtige Ursachen, aber einfach gesagt liegt es daran, dass Carbon erstens eine etwas höhere Dichte als Aramid hat und zweitens die Menge und "Verdichtung" der Fasern im Carbon Case höher ist. Am iPhone montiert spürt man diesen Gewichtsunterschied aber so gut wie nicht.
Filono Geschäftsführer Markus Thiessen verriet mir im Gespräch, dass dadurch auch die Verarbeitung anders erfolgen muss. Während beispielsweise die Löcher für Tasten, Anschluss etc. beim Carbon Case gefräst werden können, geht das bei Aramid nicht. Das Material würde stark zerfasern. Die Löcher werden beim Aramid stattdessen per Laser ausgeschnitten, was einen Hauch unpräziser ist. Die Kanten sind dadurch aber sogar noch sehr viel sauberer und feiner, wobei das nur beim genauen Befühlen oder unter starker Vergrößerung auffällt.
Die Anbringung des Aramid Case ist dank der etwas größeren Flexibilität einfacher. Seitliche Schlitze sind nicht erforderlich, an der Ober- und Unterkante sind dennoch solche Einkerbungen vorhanden.
Optisch und haptisch bietet die Aramid-Variante ein etwas anderes Erlebnis. Die mit speziellem Lack beschichtete Oberfläche hat ein dunkleres, matteres Schwarz und fühlt sich weicher und ebener (aber nicht rutschiger!) an. Sehr angenehm, aber subjektiv nicht besser oder schlechter als Carbon. Beides liegt sehr gut in der Hand. Die geflochtene Struktur tritt beim Aramid bei weitem nicht so deutlich hervor. Das kommt denen zugute, die den Carbon-Look nicht so sehr mögen, aber für meinen Geschmack wirkt das Aramid dadurch etwas zu homogen, schwächer texturiert und etwas Plastik-mäßiger. Die matte Oberfläche verleiht ihm einen eigenständigen Look im Vergleich zum Carbon, ist aber empfindlicher für Fingerabdrücke. Beim Carbon ist das gar kein Thema.
Ob sich das Case mit der Zeit blank reibt, konnte ich bislang nicht ermitteln. Dazu wären wohl sehr ausgiebige „Rubbeltests“ nötig. Mittelstarkes malträtieren mit dem Fingernagel kann die sich soft anfühlende Oberfläche offenbar sehr gut verkraften. Es gab keine Kratzer oder blanke Stellen. Dennoch glaube ich, dass die Optik des Carbon dauerhafter sein dürfte.
Beiden Case-Varianten ist die super-exakte Passform gemein. Zwar ist das Aramid bis zu 0,2 mm dicker, aber das liegt weitgehend unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze. Beide sind dünn und leicht genug, um das iPhone nicht unnötig plumper zu machen, wie es mit den meisten herkömmlichen Cases der Fall ist. Schön ist bei beiden auch der Schutz der Kamerainsel mit exakt ausgefrästen/ausgelaserten Löchern für Kameras, Sensoren, Blitz und Mikro, sowie an der Unterseite für den Lightning-Port und die Lautsprecher. Und noch ein gemeinsames Plus: Beide lassen sich problemlos mit MagSafe benutzen und aufladen. Die magnetische Haftwirkung wird dank ihrer geringen Dicke nur leicht abgeschwächt.
Beim Empfang sind übrigens weder mit Aramid noch mit Carbon Einbußen zu befürchten. Eine spezielle Webtechnik soll ungehinderten Durchlass zu den Antennen gewährleisten. In der Praxis mit dem Carbon Case am iPhone 11 Pro (und zuvor am 6er) konnte ich tatsächlich keine Beeinträchtigung feststellen.
Ein kleiner Unterschied zeigt sich bei den seitlichen Öffnungen für die Lautstärketasten. Während das Carbon Case zwei individuell gefräste Öffnungen für die Tasten laut/leise hat, besitzt das Aramid hierfür einen gemeinsamen Schlitz. Das hat herstellungstechnische Gründe, die mit dem Fräs- bzw. Laserverfahren zu tun haben.