HiFiMAN EF400: Praxis, Klang und FazitOhne besondre Vorkommnisse. – So könnte man den Praxisteil zusammenfassen, denn der EF400 ist ein Musterbeispiel an effizienter Bedienung. Netzkabel anschließen, USB verbinden, Kopfhörer anstecken, einschalten, am Mac als Ausgabegerät wählen und ab geht die Musik.
Auch der Stromverbrauch gibt keinen Anlass zur Kritik: Im Leerlauf werden je nach eingestelltem Filtermodus zwischen minimal 7,0 (Low Gain NOS) und 7,9 W (High Gain OS) aus der Dose angefordert. Mit angeschlossenem Kopfhörer und Musikwiedergabe ist es nur unwesentlich mehr. Über 9 W kommt man in der Praxis so gut wie nie.
Die maximale Ausgangsleistung für Kopfhörer liegt übrigens laut Hersteller bei 4,4 W pro Kanal, was für einen Kopfhörerverstärker sehr viel ist. Die meisten herkömmlichen Kopfhörerstufen begnügen sich mit Werten im Milliwatt-Bereich. Der EF400 eignet sich für dynamische oder magnetostatische Kopfhörer bis 800 Ohm. Also für praktisch alles, was am Markt verfügbar und nicht elektrostatisch ist.
Der EF400 hat außer den LEDs für die Filterwahl keinerlei Display und auch keine Anzeige der Samplingfrequenz. Da es nur USB gibt, ist auch keine Anzeige für eine Eingangswahl zu finden. Der HIFIMAN ist durch und durch Purist.
Klangliche Einschätzung des EF400Für den Hörtest nutzte ich verschiedene Kopfhörer sehr unterschiedlicher Preisklassen, angefangen mit dem genial-guten und -günstigen
HIFIMAN HE400se, bis hin zum Focal Clear Mg (
Testbericht, ca. 1.500 Euro) und dem Fostex TH909 (ca. 1.900 Euro). Außerdem diente der bewährte, mit 600 Ohm recht anspruchsvolle beyerdynamic T1 II (
Testbericht) als weiterer Prüfstein.
Als Klangmaßstab für DAC/Kopfhörerverstärker leistet mir der ca. 2.500 Euro teure Questyle CMA fifteen (ebenfalls bei
hifipassion erhältlich) treue Dienste. Doch auch gegen den viel günstigeren
iFi Audio ZEN DAC (erste Generation) musste sich der HiFiMAN behaupten.
Grundsätzlich spielt der EF400 in jeder Situation angenehm warm und vollmundig und hat keine Probleme, auch den 600-Ohm beyerdynamic zu Höchstleistungen zu animieren, ohne dass die Abbildung je harsch oder anstrengend wird. Und zwar unabhängig von der Musikrichtung. Im direkten Vergleich mit dem iFi ZEN DAC kann er sich mit einem besseren rhythmischen Gefühl und mehr Kontrolle der unterschiedlichen Kopfhörer absetzen. Die werden quasi mit dem EF400 an der etwas kürzeren Leine geführt. Schon allein deswegen ist der EF400 seinen Mehrpreis wert, bietet er doch ein viel größeres Spektrum an passenden Kopfhörern. Oder anders ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, dass gerade Ihr Lieblingskopfhörer mit dem EF400 gut harmoniert, ist viel größer, als mit dem ZEN DAC.
Den Questyle konnte der EF400 erwartungsgemäß nicht am Lack kratzen. Vor allem an dessen Luftigkeit, dynamische Performance und zugleich Neutralität kommt er nicht heran. Innerhalb seiner Preis-Range macht der HIFIMAN aber eine ausgezeichnete Figur.
Bleibt noch die Frage zu klären, ob der NOS-Modus des EF400 nun wirklich einen Vorteil gegenüber der Oversampling-Variante bietet. Der Wechsel zwischen den beiden Modi ist dank des Drehschalters im laufenden Betrieb jederzeit möglich. Also ein echter A/B-Vergleich ohne technische oder praktische Hindernisse.
Nach meiner persönlichen Einschätzung gewinnt der NOS-Modus. Natürlich ändert sich nichts an der Tonalität der Wiedergabe. Doch wirkt die Musik im NOS-Modus stets etwas frischer, anspringender und offeriert bei aufmerksamen Zuhören feinere Details und natürlichere Ausschwingvorgänge. Subtil, aber auf Dauer ist völlig klar, in welcher Stellung der Schalter wohl stehen bleiben dürfte: im NOS-Modus.
Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken. Zumindest mit meinem Testgerät war in einigen wenigen Fällen im NOS-Modus eine Art leichtes Knistern wie von Elektrostatik zu vernehmen. Aber nur mit ganz wenigen Musikstücken. Als Beispiel sei das in dem Stück, „A Day at the Beach (pt.2)“ von Airbag genannt, welches via
Qobuz in CD-Qualität vorlag. In der letzten halben Minute, im „Outro“ des Titels ist das besagte Statik-Knistern mit jedem meiner Kopfhörer deutlich zu vernehmen. Verschiedene Gegenproben mit anderen DACs und auch mit dem Oversampling-Modus des EF400 bestätigten mir, dass dies nur im NOS-Modus passiert. Leider habe ich keinen anderen NOS-DAC hier, um herauszufinden, ob das eventuell ein spezielles Problem dieser Wandlertechnik ist.
Von diesem Phänomen abgesehen, welches ich als vernachlässigbar einstufen würde, überzeugte der NOS-Modus stets mit einer Spur mehr Natürlichkeit und wurde daher ganz automatisch die meiste Zeit von mir genutzt.
Fazit – Just listenFür den lokalen Einsatz direkt am Mac (oder auch am iPad mit USB) erweist sich der HiFiMAN EF400 (
Amazon) als klangstarker und zuverlässiger Spielpartner für jeden Kopfhörer. Und das zu einem für die gebotene Leistung wirklich vernünftigen Preis. Bedienungstechnisch beschränkt er sich ebenfalls auf den Kern der Sache: Musik hören und genießen. Hat man sich einmal für eine der Gain-Stufen und zwischen NOS- oder OS-Modus entschieden, ist fortan nur noch die Lautstärke über den griffigen analogen Regler einzustellen.
Ob NOS-Modus oder nicht: der Nutzer hat beim EF400 die freie Wahl. Mir gefiel die NOS-Wandlung besser. Die verfügbaren Anschlüsse einschließlich Pentaconn, sowie seine enorme Ausgangsleistung und Gain-Umschaltung komplettieren das positive Gesamtbild.
Plus/Minus HiFiMAN EF400+ sehr solide Konstruktion fürs Geld
+ internes Linearnetzteil
+ klanglich in jedem Modus überzeugend, mit NOS aber noch mehr
+ alle wichtigen Kopfhöreranschlüsse inkl. Pentaconn
+ USB-B und -C Anschluss
+ symmetrischerVorstufenausgang
– in seltenen Fällen "Knistern" im NOS-Modus
Disclaimer: Das Produkt wurde vom Hersteller/Vertrieb für den Testzeitraum leihweise zur Verfügung gestellt. MTN oder der Autor haben darüber hinaus keine Vergütung für diesen Testbericht erhalten. Der Hersteller/Vertrieb schaltet aktuell auch keine Werbung auf MTN. Dieser Bericht spiegelt ausschließlich die persönliche Einschätzung des Autors wider. Es handelt sich bei diesem Beitrag nicht um Werbung.