HiFiMan und qudelix in der PraxisHiFiMAN HE400se – Magnetostatischer Kopfhörer zum HammerpreisWer einfach nur ganz ordentlichen Klang für die Fahrt zur Arbeit oder sonst wo unterwegs oder daheim verlangt, wird mit In-Ears wie den Apple AirPods sicher völlig glücklich. Zumal diese auch kabellosen Betrieb sowie einen gewissen funktionalen Komfort bieten und sehr transportabel sind, was auf die hier vorgestellte Kombi nur eingeschränkt zutrifft. Einen Kopfhörer wie den HE400se von HiFiMan kauft man sich nicht wegen Dingen wie Geräuschunterdrückung, Spatial Audio oder Hosentaschentauglichkeit – sondern wegen des guten, naturgetreuen Klangs.
Over-Ear-Kopfhörer bieten mit ihren vergleichsweise riesigen Membranflächen und Außenohr-Beschallung ein ganz anderes Hörvergnügen und auch einen anderen Tragekomfort als In-Ears. Der HE400se ist einer der billigsten Kopfhörer seiner Art mit sogenannten magnetostatischen Treibern. Das ist – kurz gesagt – kein Kolbenhub-Treiber sondern ein Flächenstrahler. Das macht die Kopfhörer nicht per se besser als solche mit dynamischen Wandlern, aber Magnetostaten gelten als besonders fein, präzise und musikalisch. – Aber auch als anspruchsvoll in Bezug auf die vorgeschaltete Verstärkerelektronik.
Folgende prinzipbedingte Besonderheiten müssen Nutzer hierbei in Kauf nehmen: Erstens handelt es sich beim HE400se um einen Kopfhörer offener Bauweise. Das heißt, Außengeräusche werden nicht so stark bedämpft wie bei geschlossenen Hörern, und Außenstehende oder Mitfahrende könnten eventuell von den nach außen dringenden Geräuschen des Kopfhörers gestört werden.
Das disqualifiziert den HE400se aber keineswegs von der mobilen Nutzung. Schließlich kann man auf Reisen auch ungestört im Hotelzimmer Musik genießen, oder irgendwo im Park, am Strand oder sonst wo in der freien Natur. Dass Außengeräusche nicht so stark gedämpft werden, verhindert zudem den bei geschlossenen Mobilkopfhörern oft sehr störenden Abschottungseffekt, als stecke man mit dem Kopf unter Wasser. Kurz gesagt: Wer die Welt um sich herum akustisch so komplett wie möglich ausblenden will und dafür am liebsten auch noch aktive Geräuschunterdrückung haben möchte, ist hier fehl am Platz. Hier steht die Klangqualität im Vordergrund.
Zweitens: Es ist ein Kabel erforderlich. In der hier besprochenen Kombination mit dem Mobil-DAC qudelix 5K aber nur vom Kopfhörer zum DAC, der dank integriertem Clip an der Kleidung oder an Taschen/Gurten befestigt werden kann. Letzterer kann wahlweise per Bluetooth mit einem Quellengerät wie dem iPad, Mac oder iPhone verbunden werden. Klanglich noch besser ist aber, auch für diese Strecke ein Kabel zu verwenden, was sich insbesondere bei stationärer Nutzung daheim oder im Büro anbietet. Mit einem passenden USB-C-Kabel kann dieses Gespann Musik unkomprimiert, verlustfrei und in HiRes (bis 24 Bit, 96 kHz) wiedergeben. Und zwar von lokal gespeicherter Musik, wie von entsprechenden Streaming-Diensten wie
Qobuz, aber auch lossless von Apple Music. Die Nutzung von Bluetooth ist hingegen technisch bedingt immer verlustbehaftet.
Der hier als Kombinationstipp empfohlene qudelix dient einerseits als D/A-Wandler und andererseits als ausreichend kräftiger Kopfhörerverstärker, der selbst gegenüber den in manchen neueren Apple-Produkten verbauten Kopfhöreranschlüssen „für hohe Impedanzen“ klangliche Vorteile bietet. Es sei darauf hingewiesen, dass es immer noch ein Stück besser geht. So habe ich den
im Vergleich mit dem qudelix getesteten iFi Audio GO blu noch etwas besseren Klang und höhere Pegelreserven am HE400se festgestellt. Doch der iFi kostet auch rund 70 Euro mehr – und hat keine ganz so ausgefeilte App wie der qudelix. 70 Euro Differenz bedeuten hier übrigens schon mehr als den halben Kaufpreis für den HiFiMan.
Die App des qudelix ist äußerst informativ und bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten.
Der HE400se ist für seinen Preis erstaunlich gut verarbeitet und bietet einen ganz ausgezeichneten Tragekomfort. Dank offener Bauweise ohne das akustische „Einschlussgefühl“ kann damit wirklich stundenlang Musik genossen werden.
Das beim HE400se mitgelieferte Kabel ist direkt für den Anschluss an die 3,5-mm-Klinkenbuchse des qudelix geeignet. (Ein Adapter auf 6,35 mm gehört auch dazu.) Aber dieses Kabel ist für unterwegs etwas zu lang und über den unsymmetrischen Anschluss des qudelix kann nicht dessen volle Leistungsfähigkeit abgerufen werden. Der qudelix besitzt nämlich noch eine symmetrische 2,5-mm-Buchse, die etwas höhere Ausgangsspannungen und mehr Pegel liefert.
Wer also noch ein paar Euro mehr investieren mag, holt sich am besten ein passend konfektioniertes Kabel auf 2,5 mm symmetrisch.
hifi-passion.de bietet dafür beispielsweise sehr schön gemachte und bezahlbare Kabel von
Tripowin an, von denen ich zum Test zwei des Modells „GranVia“ zur Verfügung hatte. Allerdings waren das auch relativ lange Leitungen, eher für den Heimgebrauch. Kürzere Varianten sollen bald erhältlich sein. Die Kabel mit dem in verschiedenen Farben erhältlichen Außengeflecht sind sehr gut verarbeitet und wunderbar flexibel. Kabelgeräusche sind damit am HE400se auch kein Thema.