InLine 4+1 – Vorstellung und PraxisDas vom Hersteller für diesen Test zur Verfügung gestellte USB 4+1 Netzteil (
Produktseite) kann, wie der Name schon vermuten lässt, nicht nur als Ladegerät, sondern auch als Netzadaper für unterschiedliche Geräte fungieren. Auch für solche, die nicht über USB aufgeladen werden können. Dafür liegt dem Gerät neben dem Netz- und einem USB-C-auf-C-Kabel ein spezieller Adapter von USB-A auf ein dreipoliges Verbindungsstück bei. An letzterem kann einer der zehn beiliegenden Stecker angeschlossen werden, darunter acht unterschiedliche Hohlstecker-Varianten und zwei Spezialstecker. Diese eignen sich u.a. für diverse PC-Notebooks.
Im Vergleich zu meinem älteren Anker USB-Lader sind die Ports des InLine waagerecht nebeneinander angeordnet. Dadurch ist das Gehäuse deutlich größer, aber auch etwas flacher. Um es aufrecht hinstellen zu können, findet sich im Lieferumfang ein einfacher, aus drei Kunststoffteilen zusammensteckbarer Standfuß.
Verschiedene Ladestandards: Ab hier wird’s kompliziertIm InLine kommt ein Schaltnetzteil mit einer maximalen Leistung von 80 W und ein Chip von Qualcomm mit QuickCharge (QC) 3.0-Technologie zum Einsatz, der sich um die Verwaltung der Stromabnehmer kümmert. (Näheres zu QC und den verschiedenen Versionen finden Sie in diesem
Wikipedia-Artikel.) Die Elektronik wird thermisch überwacht und schaltet bei Überhitzung ab, bis wieder ein normales Temperaturniveau erreicht ist.
Inzwischen hat Qualcomm Quick Charge noch weiter entwickelt. Es existiert bereits in der Version 4 bzw. 4+. Der InLine-Lader ist also nicht ganz auf dem neuesten Stand, was diese herstellerspezifische Technik angeht. Zudem arbeiten nicht alle Ports des InLine nach dem selben Quick Charge-Standard: Der USB Typ-C Port ist Quick Charge 2.0-kompatibel und liefert 5 bis 20 Volt bei maximal 3 Ampère. Die vier USB-A-Ports sind QuickCharge 3.0-kompatibel und bieten einen Output von 3,6 bis 20 Volt sowie 1,5 bis 3,5 Ampère. Durch variable Anpassung von Spannung und Stromstärke je nach Ladezustand soll Quick Charge bis zu viermal höheres Ladetempo erreichen.
Um die Sache noch verwirrender zu machen: Die USB-A-Ports des InLine unterstützen
kein Power Delivery. (Das soll erst ab QC 4 möglich sein.) Das heißt, aktuelle MacBooks und iPads lassen sich mit einem Kabel USB-C-auf-A an einem der A-Ports zwar auch aufladen, aber nicht mit maximaler Effizienz, da an diesen Buchsen keine Aushandlung der bestmöglichen Ladegeschwindigkeit über PD erfolgt und weil Apple alternativ auch kein QC 3.0 unterstützt.
Quick Charge, was ist das eigentlich?Die Qualcomm Quick Charge Technologie ist proprietär. Geräte, die davon profitieren sollen, müssen diesen speziellen Standard mit Chips von Qualcomm unterstützen. Apple-Geräte sind – vermutlich aufgrund des derzeit hell lodernden und an mehreren Fronten geführten Streits zwischen Qualcomm und Apple (MTN berichtete) – nicht mit QC 3.0 kompatibel. Das
Schnellladen von beispielsweise MacBooks oder des neuen iPad Pro funktioniert am InLine aber trotzdem, jedoch nur über die USB-C-Buche dank des PD-Standards. Mit einem passenden Kabel können besagte Apple-Devices zwar auch über die A-Buchsen geladen werden, dann aber nur mit den üblichen 5 V und dementsprechend deutlich langsamer.
Die Höchstleistung des internen Netzteils beträgt 80 Watt. Im Datenblatt wird angegeben, dass über USB-C maximal 60 W zur Verfügung stehen und via USB-A max. 70 W. Das bedeutet: Wenn über USB-C bis 60 W abgegeben werden, sind über die USB-A Ports noch zusammen bis zu 20 W zusätzlich verwendbar, bzw. 10 W bei USB-C wenn über USB-A bis zu 70 W abgerufen werden.
PC-Notebooks mit älteren Anschlüssen können via Adapterkabel und jeweils zugehörigem Adapter geladen werden. Hier eine Übersicht der beiliegenden Stecker und für welche Notebooks sie passen:
Eine blaue LED an der Front neben der USB-C-Buchse signalisiert Betriebsbereitschaft. Dies ist ein völlig unnötiges Detail, wie ich finde, denn die LED ist sehr hell und leuchtet auch dann, wenn gar kein Abnehmer angeschlossen ist. Derartige Status-LEDs werden bei mir immer gleich mit einem kleinen Stück
Blu-Tack abgeklebt.
InLine 4+1 USB in der PraxisSinn und Zweck eines Universal-Ladegerätes und der ganzen Power-Delivery-Sache soll ein möglichst unkomplizierter Umgang mit verschiedenen Geräten sein. Also einfach das passende Kabel anstecken und schon wird es mit genau der richtigen Leistung so schnell wie möglich aufgeladen. Genau das ist aber leider aufgrund der Verwirrung über Kompatibilitäten zu PD bzw. QC für den Nutzer kaum zu durchschauen. Zwar wird so gut wie jedes angeschlossene USB-Gerät aufgeladen, aber ob dies mit maximaler Effizienz und Geschwindigkeit erfolgt, hängt von den oben beschriebenen Umständen ab. Kennt man die nicht, ist die Verwunderung möglicherweise groß, warum das Ladegerät nicht so schnell ist, wie es die Prospektdaten suggerieren.
Immerhin: Erfreulich ist, dass beispielsweise im Falle meines iPad Pro 11“ eine volle Ladung am USB-C-Port des InLine deutlich schneller erreicht ist, als mit dem mitgelieferten iPad Ladeadapter. Auf einem anderen Blatt steht, ob durch das Schnellladen eventuell die Lebensdauer des Akkus leidet. Grundsätzlich dürfte das der Fall sein, denn Akkus sind bei schnellem Aufladen größerem „Stress“ ausgesetzt. Von daher ist es schade, dass es am Ladegerät keinen Schalter gibt, um die Leistung wahlweise auf einen schonenderen Ladezyklus drosseln zu können. Wer seine Devices beispielsweise regelmäßig über Nacht auflädt, benötigt Schnellladen höchstens bedarfsweise. Ein Workaround zum langsameren und mutmaßlich schonenderen Laden wäre, das iPad Pro über eine der USB-A-Buchsen anzuschließen. Erklärung: siehe oben.
Ich habe in diesem Artikel keine Tabelle mit gemessenen Ladezeiten für unterschiedliche Geräte anzubieten. Die Ladezeit hängt, wie zuvor beschrieben, von diversen Faktoren der Hardware und des gewählten Anschlusses ab. Und natürlich auch vom genauen Ladestand und dem Zustand des Akkus im verwendeten Gerät. Die Zahl der erforderlichen Testzyklen würden Monate in Anspruch nehmen. Wir können aber festhalten, dass, sofern das angeschlossene Gerät USB-C mit PD
oder Qualcomm QC 3.0 beherrscht, das Aufladen mit dem InLine sehr flott geht. So flott, wie unter den gegebenen Umständen möglich. Und das bedeutet, in der Regel viel schneller, als mit mitgelieferten Standard-Netzteilen. Insbesondere im Falle von iPads und noch mehr bei iPhones.
Nur ein kleiner Anhaltspunkt zur Ladegeschwindigkeit: Das iPad Pro 11" wurde am USB-C-Port mit PD innerhalb von 2 Stunden von 15 auf 97% aufgeladen. Nach knapp 2,5 Stunden waren 100% erreicht. Vergleichende Messungen am USB-A-Port (ohne PD und ohne Qualcomm Quick Charge) bzw. am Original-Netzteil des iPads stehen noch aus.