Test: IsoAcoustics Aperta Desktop-Stand für Lautsprecher – Mehr Klanggewinn für weniger Geld geht kaum
Basiswissen zu LautsprecherfüßenUm bestmögliche akustische Bedingungen herzustellen, müssen folgende Grundkriterien bei der Lautsprecheraufstellung so gut wie möglich erfüllt werden, bzw. im richtigen Verhältnis aufeinander abgestimmt sein (Erläuterungen im Anschluss):
- Entkopplung: Vermeidung der Übertragung von Resonanzen von den Boxengehäusen auf die Stellfläche
- Ankopplung: Gewährleistung eines sicheren und festen Stands der Boxen und Vermeidung von Mikrobewegungen
- Vermeidung früher Reflexionen von Grenzflächen (primär der Tischplatte)
- Optimierung der Höhe und des Abstrahlwinkels in Richtung des Gehörs
Ausgehend vom klassischen Stereodreieck für die Positionierung der Lautsprecher sind die oben genannten Punkte enorm wichtig für einen möglichst unverfälschten Klang. Die Schwierigkeit dabei ist, dass sich einiges davon widerspricht: Entkopplung und Ankopplung kann es nicht gleichzeitig mit voller Wirkung geben. Dazu muss ich die Begriffe Entkopplung und Ankopplung bei der Lautsprecher- (und Geräte-) Aufstellung erst mal etwas ausführlicher beleuchten:
Mit „Entkopplung“ ist gemeint, dass sich möglichst keine Schwingungen bzw. Resonanzen der Lautsprechergehäuse auf den Boden bzw. die Stellfläche übertragen. Denn egal, wie viel Aufwand manche Lautsprecherhersteller auch betreiben, es ist fast unmöglich, Gehäuse zu bauen, die einhundert Prozent frei von Resonanzen sind. Berührt ein resonierendes Material (Gehäuse) eine feste Fläche (Boden, Regalboard, Tischplatte…), werden die Schallwellen mit fast unverminderter Energie übertragen. Die Ausbreitung und Abstrahlung des so übertragenen Schalls von Flächen, die nicht Teil der eigentlichen Schallquelle (der Lautsprecher) sind, verfälschen den Klang.
Der Punkt „Ankopplung“ ist nicht ganz so eindeutig. Hier geht es nicht gegenteilig zu Punkt 1 darum, Resonanzen der Boxengehäuse auf die Stellfläche zu übertragen oder abzuleiten, sondern primär um einen sicheren und festen Stand der Boxen. Das Ziel ist vor allem die Vermeidung von Mikrobewegungen. Wenn Lautsprecherchassis vor und zurück schwingen (bezogen auf herkömmliche, dynamische Treiber mit kolbenförmigen Hub), erzeugen sie enorme Beschleunigungskräfte, die gegen das Lautsprechergehäuse, in dem sie montiert sind, wirken. Im Falle von Hochtönern können das mehrere tausend g sein, aber aufgrund ihrer geringen Masse und Auslenkung können Hochtöner die Massenträgheit der Gehäuse nicht so leicht überwinden. Nichtsdestotrotz müssen auch Hochtöner in möglichst massiven Frontplatten eingebaut sein. Anders sieht es bei Mittel- und vor allem Tieftönern aus, die zum Teil mehrere Zentimeter Wegstrecke vor und zurück schwingen und im Vergleich zu kleinen Hochtönern eine deutlich höhere Masse haben. Ihre g-Kräfte sind aufgrund der niedrigeren Frequenz/Geschwindigkeit zwar geringer, können die Massenträgheit der Gehäuse aber überwinden und sie in die entgegengesetzte Richtung ihrer Bewegung „drücken“. Solche Mikrobewegungen der Lautsprechergehäuse kostet Energie, die nicht in Schalldruck umgewandelt werden kann, was zu einem weniger präzisen Klang mit verminderter Dynamik und Impulstreue führt.
Und genau hier kommen die unterschiedlichen Arten und Materialien von Stellfüßen zum Tragen. Aus eben diesem Grund werden die meisten hochwertigen Standlautsprecher mit sogenannten Spikes ausgeliefert. Also kegelförmigen Elementen aus unnachgiebigem Material mit mehr oder weniger spitzem Ende. Viele davon haben sogar nur drei solcher Spikes, weil ein auf drei Punkten gelagertes System nicht kippeln kann. Lautsprecher mit vier Spikes bieten zwar einen sichereren Stand (können nicht so leicht umkippen), erfordern aber viel Sorgfalt bei der Justage der Spikes.
Spikes verteilen das Gewicht der Box auf eine winzig kleine Fläche. Dadurch, und durch ihr starres Material, verringern sie Mikrobewegungen der Gehäuse sehr effizient. Die Boxen stehen „wie angenagelt“. Außerdem vermindern sie dadurch die Übertragung langwelliger Frequenzen auf den Boden. Die in der Studio- und Bühnentechnik oft verwendeten Stative mit ausfahrbarer Mittelsäule können Mikrobewegungen dagegen schlecht bis gar nicht verhindern. Sie sind zwar zweckdienlich und praktisch, aus akustischer Sicht aber eher ungünstig, weil in der X-Achse äußerst labil.
Viel mehr in Richtung Entkopplung gehen Gerätefüße aus weichen Materialien, wie Silikon, Gummi u.s.w., bis hin zu exotischeren Lösungen z.B. mit Aufhängung an Fäden (String Suspension), oder solchen, die das Gerät auf einem Magnetfeld schweben lassen. Weiche Werkstoffe oder Aufhängungen sollen Resonanzen möglichst dämpfen (letztlich in Wärme umwandeln) und dadurch deren Übertragung auf die Stellfläche (oder umgekehrt auf das Gerät) verhindern. Aber aus zuvor genannten Gründen wird klar, dass weiche, dämpfende Materialien weniger gut geeignet sind, um Mikrobewegungen zu unterbinden. Einen auf Silikonfüßen stehenden Lautsprecher kann man schon durch leichte Berührung zum wackeln bringen. Auf Spikes stehende Boxen hingegen nicht. Beides gleichzeitig, also absolut festen Stand und weiche Bedämpfung, geht nicht.
Die Kunst ist es, für den jeweiligen Aufstellungsort, bzw. für die jeweilige Anwendung, die beste der beiden Methoden auszuwählen, oder einen guten Kompromiss aus beiden zu finden.
Als
Faustregel kann man sagen, dass Standboxen und frei aufgestellte Kompaktboxen mit Ständern meist mit Spikes am besten klingen, wobei das auch vom Untergrund abhängt. Auf Regalboards und Tischplatten ist hingegen Entkopplung ebenso wichtig wie Ankopplung. Speziell bei Aufstellung auf dem Desktop gilt es daher, ein gutes Mittelmaß aus beidem zu finden. Genau darin liegt die große Schwierigkeit bei der Auswahl geeignet Boxenfüße.
Womit ich nun zu meinen Testkandidaten komme…