Test Klipsch „The Fives“ – Aktive Stereolautsprecher mit Herz und Horn
Retrodesign hat nach Meinung dieses Autors oft etwas klischeehaftes an sich, wirkt meist wie gewollt und nicht gekonnt, irgendwie prätentiös. Aber es gibt auch gelungene Beispiele, wie die schlichten, im typischen Oldschool-Boxendesign konstruierten aktiven Stereo-Speaker Klipsch "The Fives" mit für den Hersteller typischen Horn-Hochtönern und vielen praktischen Anschlussmöglichkeiten. Zwar sind Hornlautsprecher klanglich nicht unbedingt meine Favoriten, aber ich weiß deren primäre Charakterzüge wie Impulsfreudigkeit und hohen Wirkungsgrad durchaus zu schätzen.
Mal abgesehen davon, dass Klipsch kein britischer sondern ein US-amerikanischer Hersteller ist, handelt es sich auch hier um ein typisches Kistendesign, das insbesondere (aber nicht nur) von britischen Boxenklassikern (Spendor, Harbeth etc.) geprägt wurde. Doch irgendwie wirkt in diesem Fall alles stimmig: Die Proportionen, das (in der Walnuss-Version) naturbelassene Furnier, die Schallwand in Hammerschlag-Optik, dazu Chassis ohne sichtbare Schrauben, ein fast die gesamte Gehäusebreite einnehmende Hochtonhorn, (magnetische) Frontabdeckungen mit leger, grobmaschigem Stoff… Das passt alles richtig gut zusammen. Vielleicht mit Ausnahme der etwas modernistisch und leicht deplatziert wirkenden Drehknöpfe an der Oberseite des Hauptlautsprechers und der beiliegenden Plastikfernbedienung. Aber die Boxen selbst? – Richtig cool und wohnlich.
Mit ihren 305 x 165 x 235 mm (HxBxT) dominieren die „Fünfer“ trotz Kistenform nicht den Raum wie eine Klipsch Cornwall oder ein Klipschorn – DEM Urklassiker von Klipsch.
Passen perfekt auf die Aperta-Stands von IsoAcoustics: The Fives auf dem Desktop. Warum eigentlich dieser ungewöhnliche Name: „The Fives“? Das geht nicht in jedem Satz flüssig von den Lippen. Im Prinzip ganz einfach. Es handelt sich um die fünfte Modellvariante in der Klipsch Heritage-Serie. Diese besteht aus unterschiedlich großen One-Box-Speakern, namentlich den Modellen Heritage Groove, The One (Mark II), The Three (II) und The Sixes. Die Fives sind die fünfte Heritage-Modellvariante. Die Namensgebung bleibt trotzdem äußerst verwirrend, da es z. B. kein Vierer-Modell gibt. Das häng möglicherweise damit zusammen, weil die Vier in China und Japan eine Unglückszahl ist. Und die Sixes sind eigentlich unterhalb der Fives angesiedelt. Und was macht „Groove“ in der Serie? Wieso kein „The Second“? … Manche Marketing-Entscheidungen muss man nicht verstehen.