"The Fives" – Klang und FazitMeine allererste Reaktion auf den Klang der Fives: Die tönen aber satt und mächtig. Typisch amerikanisch! Nach einigen Tracks mit geringer bis mittlerer Lautstärke verhärtete sich dieser Eindruck und mir kamen die kleinen Klipsch einfach zu fett abgestimmt vor, sodass ich schon damit anfing, in
Roon eine Basskorrektur per DSP einzurichten.
Ein zufälliger Fund beim Stöbern in der Bedienungsanleitung offenbarte dann aber, dass die Lautsprecher über einen „Dynamic Bass EQ“ verfügen, was sich bei näherer Betrachtung als typische Loudness-Korrektur herausstellte. Also eine lautstärkeabhängige Anpassung im Bassbereich. Und die ist offenbar standardmäßig eingeschaltet – oder war es zumindest bei meinen Testmustern. Womit ich auf die weiter oben erwähnte versteckte Funktion zurück komme: Um „Dynamic Bass EQ“ abzuschalten, muss die Taste „Sub“ auf der Fernbedienung drei Sekunden lang gedrückt werden. – Und Zack! Aus einer Rubensfigur wird eine athletische Zehnkämpferin. Nach wie vor kraftvoll und beileibe nicht asketisch, aber nicht mehr so üppig barrock.
Vielleicht ist nur die Abstimmung des „Dynamic Bass EQ“ etwas zu kräftig und die Pegelabhängigkeit etwas zu weit ausgelegt. Wer überwiegend mit geringer Lautstärke Hintergrundmusik genießt, könnte der Schaltung durchaus etwas abgewinnen. Ein weniger audiophiles Publikum mag sich vielleicht sogar komplett darauf einlassen wollen. Da sich die Fives nicht gezielt an High-Ender wenden, wäre es daher sogar nachvollziehbar, wenn die Schaltung ab Werk aktiviert ist. Ich bevorzuge jedoch die Neutralstellung.
Ebenfalls auffällig: Mitten und Höhen kommen entgegen des horntypischen Vorurteils weitgehend verfärbungsfrei und sauber aufgelöst an die Ohren. Keineswegs trötig, spitz oder harsch.
Kleiner Tipp: Die magnetische Frontbespannung ist zwar schick, verschluckt aber trotz ihrer grobmaschigen Webstruktur minimal feinste Höhen. Das trifft auf die allermeisten Frontbespannungen zu, weshalb ich sie grundsätzlich weg lasse. Die Stoffabdeckungen der Fives sind aber mit einem Handgriff und ohne Fummelei an- und abmontiert, sodass sie sich ganz nach Bedarf und Laune mal so, mal so betreiben lassen. Die schraubenlos montierten Chassis und die sichtbaren Teile der Schallwand in Hammerschlag-Optik sind aber auch nicht unattraktiv.
Zurück zum Klangerlebnis. Echte Vollbereichshörner sind die Fives natürlich nicht. Lediglich die Hochtöner erhalten von dem Tractrix-Hörnern (eine Markenbezeichnung von Klipsch) Verstärkung. Deren Abstrahlverhalten ist über einen relativ weiten Bereich – sowohl horizontal als auch vertikal – gleichmäßig. Dadurch sind die Fives auch am Desktop oder Mischpult im Nahfeld sehr gut nutzbar. Die Hochtonhörner spiegeln sich auch im Gesamtcharakter der Boxen wieder, die in weiten Teilen wie ganz normale, nicht hornbewährte, dynamische Lautsprecher klingen. Nur eben mit einer guten Portion mehr Verve in den oberen Mitten und Höhen. Die Klipsch machen richtig an und wirken selbst bei hohen Pegeln erstaunlich mühelos und unangestrengt.
Vor allem der Grundtonbereich kann da nicht ganz mithalten. Hier gibt die relativ simple Gehäusekonstruktion mit Eigenklang (Resonanzen) ein wenig Senf dazu. Der Tiefbass macht erst bei ungefähr 60 Hz schlapp, was für eine Box dieser Größe ganz beachtlich ist. In größeren Räumen und für Tiafbass-Fans oder allgemein zur Unterstützung für Filmton, kann entsprechend ein Subwoofer ergänzt werden. Der entscheidende Punkt: Die Fives gehören definitiv zu den rockigsten, mitreißendsten Boxen dieser Größe, Bauart (zwei Wege kompakt) und Preisklasse. – Echte Spaßmacher!
Oh und auch die Bühnenabbildung überzeugt. Die Klipsch mögen vielleicht nicht die gleiche Abbildungspräzision, Tiefe und Luftigkeit wie eine Coax-bewährte
KEF LSX erreichen. Dafür haben die Fives mehr Musikkneipen-Flair und bringen den Hörer nah an das Bühnengeschehen. Das prädestiniert sie aber nicht ausschließlich für Rock und Jazz. Pop- und Electronic-Liebhaber werden gleichermaßen die direkte, unverblümte Art der Fives zu schätzen wissen.
Am besten haben mir die Fives als Ergänzung für den TV gefallen. Wenn die Aufstellungssituation es erlaubt, würde ich sie einer Soundbar jederzeit vorziehen.
Fazit – Rockt!Ich weiß nicht, wie ich es kürzer und prägnanter zusammenfassen soll. Wenn die zuvor beschriebenen Charaktermerkmale Sie ansprechen und Sie gerade in dieser Preisklasse Allround-Aktivlautsprecher suchen, dann hier einfach beherzt zugreifen. Die
Klipsch The Fives machen so gut wie alles richtig, auch im Hinblick auf die Praxistauglichkeit.
Ob als Wohnzimmerboxen für Musikgenuss, als deutliche Klangverbesserung für den TV – und als bessere Stereo-Alternative zu Soundbars, für den Desktop oder einfach überall dort, wo sie sich mit wenigen Handgriffen aufstellen lassen, sind die Fives eine wahre Freude und machen mit ihrem wohnlichen Look auch optisch fast überall eine gute Figur.
Plus/Minus Klipsch "The Fives"+ anspringender, kraftvoller Klang
+ vielseitige, praxistaugliche Anschlüsse
+ herrlich „rustikales“ Design
+ Preis/Leistung
– etwas hohes Grundrauschen
– App ohne großen Nutzen (außer für Updates)