Test Kopfhörer FiiO FT5 magnetostatischer Over-Ear – Sehr viel High-End zum fairen Preis
FiiO FT5 – Design und VerarbeitungNatürlich sind knapp 500 Euro für einen Kopfhörer immer noch viel Geld. Doch für diesem Preis hat der FiiO FT5 tatsächlich allerhand zu bieten. Das fängt schon mit dem mechanischen Qualitätsanspruch an. Auch wenn manche Details ein wenig „geborgt“ zu sein scheinen.
Geliefert wird der FT5 nämlich mit einem Transportcase, das extrem verdächtig nach Focal aussieht. Alle Over-Ears des französischen Herstellers, inklusive des über 4.000 Euro Topmodells Utopia (2022), kommen mit einem „Clamshell“-Case, die dem FT5-Case offenbar als Vorbild gedient haben. Die äußere Form ist etwas anders, aber von den Reißverschlüssen über den diagonal befestigten Tragegriff bis hin zur Innenaufteilung ist die Ähnlichkeit unübersehbar.
FiiO hat dem Case eine brauen und sehr echt aussehenden Kunstlederbezug spendiert. Im Inneren finden sich neben dem Kopfhörer das etwa 1,5 Meter lange Anschlusskabel und drei Adapterstecker. Zusätzlich ist ein Samtbeutel im Lieferumfang und ein zweites Paar Ohrpolster. Die ab Werk aufgesetzten Ohrpolster haben einen weichen Kunstlederbezug, das andere Paar einen Velours-ähnlichen Bezug. Letztere Variante gefiel mir persönlich etwas besser, weil angenehmer auf der Haut.
Bei den Kabeln und Adaptern hat FiiO sich ordentlich Gedanken gemacht. Die Leitung selbst ist mit einem Gewebemantel überzogen und mit hochwertigen Steckern versehen. Zwei Mono-Klinken befinden sich auf der Kopfhörerseite und an der Verstärkerseite ein symmetrischer Pentaconn-Stecker. Das ist technisch gesehen die beste Steckverbindung und zugleich ist sie angenehm klein. Aber weil längst nicht jeder über einen KHV mit 4,4 mm Pentaconn-Buchse verfügt (diese Anschlussvariante ist noch recht neu), hat der FiiO-Nutzer drei Adapter zur Auswahl. Einer davon ist ein unsymmetrischer 3,5 mm Klinkenstecker, der statt des Pentaconn direkt am Steckergehäuse eingeschraubt werden kann. Also nicht Stecker-auf-Stecker, sondern als Ersatz des Pentaconn-Steckanschlusses. Das ist ein Patent von einer Firma namens Fabrilous, welches FiiO lizenziert hat.
Ist die 3,5-mm-Klinke installiert, kann ein Adapter auf 6,35 mm Klinke aufgesteckt werden. Wer hingegen einen symmetrischen Kopfhöreranschluss als vierpoliges XLR hat, der lässt den Pentaconn am Kabel installiert und steckt den sehr massiv gefertigten XLR4-Adapter auf. Damit sind die allermeisten Anschlussarten abgedeckt. Und zwar mit nur einem Kabel.
Nun aber zum eigentlichen Show-Act, dem Kopfhörer. FiiO sagt, die Gehäusekonstruktion bestehe aus einer Magnesium-Aluminium-Legierung, was ein sehr geringes Gewicht suggeriert. Tatsächlich macht der Hersteller in den technischen Daten keine Angaben zum Gewicht des Kopfhörers. Erst in den FAQs spricht FiiO kurz und knapp von „etwa 456 g ohne Kabel“. Meine Waage zeigt exakt 12 g mehr an. Ebenfalls ohne Kabel. 468 Gramm sind für einen magnetostatischen Kopfhörer dieser Klasse weder besonders schwergewichtig, noch extra leicht. Zum Vergleich: Die AirPods max wiegen rund 385 g.
Dank eines sehr guten Tragekomforts ist das Gewicht des FT5 absolut erträglich – buchstäblich wie im übertragenen Sinne. Das breite Kopfband unter den Metallbügeln ist federnd gelagert und passt sich bei jedem Aufsetzen automatisch an. Das Prinzip ist nicht neu, funktioniert beim FT5 aber ganz ausgezeichnet. Ich finde diese Methode sogar besser, als die Längeneinstellungen mit Raststufen, denn sie bietet einen klaren Vorteil: das Kopfband muss mit der FiiO-Methode nicht jedesmal manuell zusammengeschoben werden, damit der Kopfhörer ins Case passt.
Der Anpressdruck und die Haltekraft des FT5 ist ebenfalls gut ausgewogen. Natürlich handelt es sich hier nicht um einen Sportkopfhörer, der jede noch so heftige Bewegung mitmacht. Aber der Sitz ist sehr sicher, auch wenn der Kopf stark nach vorne oder hinten geneigt wird. Und dank der dicken und (bei Velours) flauschigen Polster ermüdet man auch nach längeren Hörsessions nicht.
Das zweiseitig zugeführte Kabel wird an Buchsen angesteckt, die an der Rückseite der Treibergehäuse angesetzt sind. Eine leichte Anwinkelung sorgt dafür, dass die Kabel vor die Schultern geführt wird. Es gibt praktisch keine Kabelgeräusche durch Reibung an der Kleidung oder durch Berührung. Sehr gut! Auch sonst gefällt das Kabel. Es fällt glatt, ist weder zu dick oder zu steif und es vertüdelt sich auch nicht.
Auch der Kopfhörer ist sehr gut verarbeitet. Trotz seiner beweglichen Mechanik durch die Treiberaufhängung fühlt er sich wie aus einem Guss an. Es knirscht und knackt nichts und die Drehpunkte sind absolut spielfrei. Auch die Materialqualität der Gehäuse gefällt. Wenn ich daran irgend etwas zu kritisieren hätte, dann nur, dass der für den Anpressdruck zuständige Metallbügel bei Berührung kurz metallisch nachklingt, wie eine gezupfte Saite. Aber die fasst man im Betrieb ja nicht an.