Test Lautsprecher: Genelec 8330A Studio Monitore mit automatischer Einmessung – und ein (etwas) unfairer Vergleich
Genelec 8330A: KlangDie klanglichen Eigenschaften der 8330A lassen sich – zur Not – mit einem Wort zusammenfassen: NEUTRAL.
Klar, für einen Studiomonitor ist absolute Neutralität das A und O, denn es geht schließlich darum, das Geschehen möglichst ohne jede Beeinflussung seitens der Boxen oder auch der Raumakustik abzubilden. Ein „Geschmäckle“, wie es viele HiFi-Boxen durchaus haben (und in gewissen Grenzen haben dürfen), kann man sich hier nicht leisten.
Einen riesigen Anteil daran hat definitiv die Einmessfunktion SAM. Mit aktivierter Korrektur klingen die 8330A unglaublich rein, hervorragend aufgelöst, verfärbungsfrei und räumlich fast so präzise, wie mit guten Koaxialsystemen, wie den besagten KEF LS50. Auch das Timing wird durch die Einmessung deutlich verbessert. Das Klangbild wirkt in sich viel schlüssiger und weniger zerfasert. Umgeht man die Einmessung mittels Bypass-Button, klingt das ganze sofort viel mehr nach Box anstatt nur nach Musik. Was ein deutliches Zeichen dafür ist, wie gut die Einmessung auch Einflüsse von Reflexionen, wie von der Tischplatte, minimiert, indem die entsprechenden Frequenzbereiche harmonisiert werden.
Nichtsdestotrotz muss man sich bei der Aufstellung Mühe geben. Eine gute Platzierung ist die Grundvoraussetzung für alle weiteren Optimierungen per Software. Ich habe hier an meinem Desktop relativ gute, aber keine gänzlich idealen Bedingungen, weil der Abstand zur Rückwand bei beiden Boxen nicht identisch ist. Genelec empfiehlt für ein basskräftige Wiedergabe eine möglichst wandnahe Aufstellung. Und darüber hinaus sollten die Boxen für maximale Abbildungspräzision möglichst auf Ohrhöhe, anstatt direkt auf der Tischplatte platziert werden. Entsprechende Stands habe ich derzeit leider nicht zur Verfügung, weshalb die Tischplatte plus Anwinkelung der Boxen mittels Iso-Pods ausreichen muss.
Leider habe ich nicht ständig Desktop-Lautsprecher in ähnlichen Preisklassen zum Vergleich vorrätig. Aber zum Glück war Nubert so freundlich, mir die
kürzlich getesteten NuPro A200 noch ein Weilchen zu überlassen, sodass ich zumindest einen Quercheck mit diesen Boxen machen konnte. Die A200 sind zudem nur etwas größer als die 8330A. Allerdings kosten die Nubert weniger als ein Drittel des Genelec-Systems und bieten (ohne Hard- und Software von Drittanbietern) keine Einmessfunktion. Die Genelec sollten die Nuberts damit in allen Bereichen klar distanzieren können, und das tun sie auch. – Fast.
Wenn es um die Bereiche Transparenz, Auflösung, Neutralität, Impulstreue und räumliche Abbildung geht, sind die 8330A den A200 klar überlegen. Eigentlich trifft das auch auf dem Bassbereich zu, der bei den Genelec viel präziser und feiner aufgelöst ist – insbesondere nach Einmessung. Doch die Nubert Boxen sind gerade im Tiefton dank ihrer Bassentzerrung um einiges satter und körperhafter. Die 8330A erschienen dagegen sehr schlank, was ganz klar ihrem Neutralitätsanspruch geschuldet ist. Das macht sich insbesondere bei niedrigen Lautstärken bemerkbar. Wo die Nuberts bei geringen Pegeln noch immer satt und sonor mit klar vernehmbaren Tiefbass klingen, wirken die Genelec deutlich „flacher“. Wer Lautsprecher mit angenehm kräftigem Bass sucht und auf die überlegene Präzision der Genelec verzichten kann, ist mit den Nuberts besser beraten, oder sollte die Genelec mit zusätzlichem Subwoofer in Betracht ziehen, was natürlich weitere Kosten und noch höheren Verkabelungsaufwand bedeutet.
Wie gesagt, für Ihren Einsatzzweck ist die neutrale Bassabstimmung nach Einmessung der 8330A absolut top. Wer dennoch mehr Körperhaftigkeit will, kann über die GLM-Software manuell den Bassbereich auf verschiedene Arten feintunen, wozu allerdings etwas Expertenwissen und Geduld erforderlich ist. So kann man beispielsweise über einen Shelvingfilter (auch Kuhschwanzfilter genannt) bei z.B. 100 Hz die Klangbalance wärmer und basskräftiger abstimmen. Jedoch bekommt man auch damit nicht dieselbe „Bassmacht“ hin, die der Nubert A200 (für Ihre Größe) zu Eigen ist.
Unterm Strich begeistern die Genelec 8330A mit ihrer, nun ja,
monitorhaften Präzision bei zugleich hoher Musikalität ungemein. Über die wirklich gelungene automatische Einmessung hinaus haben ambitionierte Klangfreunde mit der GLM-Software reichlich Möglichkeiten für weitere Klangoptimierungen.