Libratone Q Adapt On-Ear – Praxis und KlangDie Inbetriebnahme gestaltet sich einfach. Am linken Hörergehäuse gibt es eine Taste für On/Off. Am rechten Gehäuse findet sich eine Klinkenbuchse für kabelgebundenen Betrieb der auch ohne geladenen Akku funktioniert. Ein Klinkenkabel liegt bei. Die Taste am rechten Gehäuse dient zum Umschalten der vierstufigen Geräuschunterdrückungsfunktion. Jeder Tastendruck wird mit einem Piepton quittiert. Libratone nennt das "CityMix" Level 1 bis 4, wobei Level 1 (wird mit einem höheren Ton quittiert) die Geräuschunterdrückung deaktiviert. Dann wirken lediglich die auf den Ohrmuscheln aufliegenden Gehäuse als Außenschallisolierung. Dabei sollen laut Hersteller etwa 80% des Außenschalls zum Hörer durchdringen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die geschlossen konzipierten Hörer passiv deutlich mehr als nur 20% Außenschall isolieren. Die restlichen drei CityMix-Level arbeiten mit aktiver Schallkompensation.
An der Außenschale des rechten Gehäuses zeigt das beleuchtete Piepmatz-Logo von Libratone den Betriebszustand und eine umlaufende LED-Kette auf Tastendruck den Ladezustand an. Dieser Bereich ist zugleich als Touchfeld ausgelegt, über das durch Berührung bzw. Gesten die Musiksteuerung erfolgt und die Lautstärke geregelt werden kann. Für lauter/leiser wischt man beispielsweise kreisförmig im oder gegen den Uhrzeigersinn über die Touchfläche. Das funktioniert sehr gut. Praktisch ist auch die "Hush"-Funktion. Durch Auflegen der Handfläche auf das Touchfeld wird die Wiedergabe stummgeschaltet bzw. pausiert. Wenn man den Kopfhörer absetzt wird die Wiedergabe automatisch angehalten. Weniger gut, bzw. etwas gewöhnungsbedürftig ist hingegen die Titelsteuerung, die durch Tippgesten mit zwei oder drei Fingern erfolgt. Das erfordert etwas Übung.
Nach dem Einschalten offenbart sich ein Nachteil: Wie bei den meisten Kopfhörern mit aktiver Geräuschunterdrückung hat auch der Libratone ein recht hohes Grundrauschen. Auch im CityMix Level 1 (Bypass) ist noch etwas Grundrauschen zu vernehmen.
Die Bluetooth-Kopplung erfolgt auf die selbe Weise, wie bei den meisten BT-Kopfhörern. Hier muss die CityMix-Taste für ein paar Sekunden gedrückt gehalten werden, um den Q Adapt in den Kopplungsmodus zu schalten. Am BT-Quellengerät, z.B. dem iPhone, taucht der Libratone dann in der Bluetooth-Auswahl als neues Gerät auf. Einfach antippen und schon wenige Augenblicke später steht die Verbindung.
Klanglich macht der Q Adapt seine Sache gut. Er zeichnet sich durch einen warmen, vollen Charakter mit kräftigen, aber nicht überproportionierten Bässen aus. Für unterwegs eigentlich genau die richtige Mischung. Lediglich im Vergleich mit dem etwa 50 Euro teureren B&W P5 Wireless (
Testbericht) fehlt es dem Q Adapt ein wenig an Spritzigkeit und Detailgenauigkeit in den Höhen. In Sachen Tragekomfort und Verarbeitung geben sich diese beiden Kontrahenten nicht viel.
Der große Vorteil des Libratone: Er ist nicht nur günstiger, sondern bietet zusätzlich besagte aktive Geräuschunterdrückung. Ich habe die Wirkung auf der langen Autofahrt von Kiel nach München zusammen mit meinem Beifahrer ausgiebig ausprobiert. Sowohl mit Musik, als auch ohne Quellensignal und nur zur Unterdrückung der recht lauten Fahrgeräusche in meinem Auto.
Zunächst zur Wirkung. Laut Libratone soll CityMix-Level 2 Außengeräusche auf ca. 60% reduzieren, Level 3 auf 30% und Level 4 auf unter 10%. Ob diese prozentualen Angaben zutreffen, kann ich subjektiv nur schwer beurteilen, aber es könnte passen. Allerdings hat insbesondere die stärkste Einstellung (CityMix Level 4) unschöne Nebenwirkungen. Der Q Adapt erzeugt dabei heftiges und sehr tieffrequentes "Wummern". Beschreibungsversuch: Vielleicht kennen Sie den Effekt, wenn im Auto ein Fenster oder das Schiebedach geöffnet ist und bei höherer Geschwindigkeit durch den Fahrtwind tiefe Resonanzschwingungen auftreten. So ein ähnliches Wummern erzeugt auch der Libratone, zumindest bei unserem Test im Auto. Zwar ist dieses niederfrequente Störgeräusch im Vergleich nicht so stark, für mich aber so sehr störend, dass ich Level 4 nicht aushalten konnte. Außerdem verändert die starke Kompensation die gesamte Akustik auf eine Weise, die ich nur als äußerst unangenehm beschreiben kann.
Die kleinste Stufe – Level 2 – bringt das Rauschen der Autobahnfahrt auf ein etwas niedrigeres Niveau, lässt aber vergleichsweise viel mittlere und hohe Frequenzen durch. Was auch so gewollt ist, weil diese Stufe von Libratone beispielsweise für die Nutzung im Straßenverkehr empfohlen wird, um die nötige Aufmerksamkeit für wichtige Geräusche zu gewährleisten. Die Lärmentlastung ist dadurch aber relativ gering im Auto. Level 3 erwies sich als bester Kompromiss für die Autofahrt, weil sich damit vor allem die Abrollgeräusche deutlich verminderten. Der Hoch- und Mitteltonbereich wird stärker gedämpft. Diese Stufe reduziert den Fahrlärm am effektivsten und angenehmsten, ist aber für Autofahrer vielleicht schon zu viel des Guten.
Denken Sie daran: Laut StVo hat der Fahrzeugführer die Pflicht, dafür zu sorgen, dass sein Gehör nicht durch Geräte beeinträchtigt wird. Es ist zwar nicht verboten, während der Autofahrt oder auf dem Rad Kopfhörer zu tragen, kann aber als Ordungwidrigkeit geahndet werden, wenn eine Beeinträchtigung festgestellt wurde, und im Falle eines eigentlich unverschuldeten Unfalls könnte eine Mitschuld angelastet werden. Also beschränkt man die Nutzung von Kopfhörern, egal ob mit oder ohne aktive Geräuschunterdrückung, am Besten auf Reisen in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Übrigens soll der Akku mit einer vollen Ladung bis zu 20 Stunden durchhalten. Tatsächlich hat der Q Adapt im Test so lange durchgehalten, dass ich es versäumte, die über mehrere Tage angefallenen Stunden der Nutzung aufzuaddieren. Die Herstellerangabe scheint realistisch zu sein.
Noch kurz ein paar Worte zur App. Ich habe diese erst nach mehreren Tagen der Nutzung des Q Adapt aktiviert. Und das auch nur der Vollständigkeit halber für den Testbericht. Eigentlich hätte ich sie gar nicht benötigt. Leider ist für den Start der App eine Anmeldung per E-Mail-Adresse und Passwort erforderlich. Gleich nach Aktivierung zeigte mir die App an, dass ein Firmware-Update verfügbar wäre. Dazu muss der Kopfhörer mit dem mitgelieferten Kabel an eine USB-Ladebuchse angeschlossen werden. Leider stockte das Update bei der Übertragung auf den Hörer und brach nach etwa 10 Minuten mit einer Fehlermeldung ab. Seine Betriebsanzeige leuchtete, aber er ließ sich weder ab- noch anschalten oder irgendwie resetten. Erst, nachdem der Akku leer gelaufen war, ließ sich der Q Adapt wieder Aufladen und reaktivieren.