Libratone ZIPP Mini – PraxisErster positiver Eindruck nach dem Auspacken: Der ZIPP Mini ist ausgezeichnet verarbeitet und fühlt sich sehr solide an. Die verwendeten Materialien wirken nicht billig und es knirscht und knarzt nichts. An der Unterseite sorgt eine Gummischicht für einen sicheren und rutschfesten Stand. Das Cover kann man mit wenigen Handgriffen tauschen: Reißverschluss öffnen (ZIPP!), Strumpf nach oben abziehen und das andere Cover in umgekehrter Reihenfolge wieder aufziehen. Dabei muss man lediglich auf die Ausrichtung achten, damit die Handschlaufe durch die dafür vorgesehene Öffnung passt und sich der Reißverschluss wieder schließen lässt.
Die Einrichtung und Inbetriebnahme der ZIPP Mini gestaltet sich sehr einfach, was auch der zugehörigen App zu verdanken ist. Die kostet nichts, verlangt aber eine einmalige Online-Registrierung, was aus technischer Sicht eigentlich überflüssig wäre. Die App dient auch zur Steuerung anderer Libratone-Produkte, wie dem
kürzlich getesteten Bluetooth On-Ear Q Adapt. Bevor es los geht, sollte man sich einmal kurz mit dem "Interface" der ZIPP-Speaker vertraut machen. Das präsentiert sich in Form einer runden Touchfläche an der Oberseite. In dem Kreis werden verschiedene Symbole per LED eingeblendet. In der Mitte der Libratone-Markenvogel, der zugleich als Play/Pause-Button und zum Aktivieren der Kopplungsfunktion dient. Links und rechts gibt es Skip-Symbole, oben ein Symbol zum Verlinken mehrerer Lautsprecher und unten ein Herz-Symbol für favorisierte Radiostationen. – Genau, Webradio kann der ZIPP auch direkt ohne verbundenes iDevice aus dem Internet wiedergeben. Ausgesucht und sortiert werden die Stationen aber über die App. Auch Spotify wird über die Libratone-App unterstützt.
Die Lautstärke kann man durch kreisförmiges Swipen auf der Touchfläche erhöhen oder verringern. So wie auch beim Q Adapt Bluetooth-Kopfhörer. Zuletzt gibt es auch hier eine "Hush"-Funktion. Legt man die Handfläche auf die Bedienfläche, verringert sich der Pegel. Nimmt man die Hand weg, wird die zuvor genutzte Lautstärke wieder hergestellt. Die Musik wird dabei aber nicht gestoppt.
Die per LED beleuchteten Funktionselemente sind bei Tageslicht leider nur schwer bis gar nicht zu erkennen.
Ein nicht unerheblicher Nachteil dieser Anzeige/Bedienoberfläche ist, dass man die Leuchtsymbole bei hellem Tageslicht so gut wie nicht erkennen kann. In direktem Sonnenlicht schon gar nicht. Allerdings weiß man natürlich schon nach kurzer Zeit, welche Funktion an welcher Stelle des Kreises zu finden ist.
Die Verbindungsaufnahme erfolgt wahlweise via Bluetooth direkt mit einer Bluetooth-Quelle (Mac, iPhone, Android etc.), oder per AirPlay über das heimische WLAN. Die erste Variante bietet sich natürlich für unterwegs an. Im Bereich des heimischen Netzwerks und via AirPlay ist die Reichweite entsprechend größer. – Was allerdings in meinem Fall auch nicht immer der wahre Jakob war, und dazu kommen wir gleich.
Um zwei Lautsprecher miteinander zu verlinken, drückt man entweder das entsprechende Symbol auf der Touchfläche des ersten Lautsprechers und dann auf dem zweiten Lautsprecher. Oder man schiebt in der Libratone-App eines der Lautsprecher-Symbole per Drag-and-Drop auf das Zweite.
Im täglichen Gebrauch innerhalb meines Büros und nahe des Routers ergaben sich keine Klagen bezüglich der Verbindungssicherheit. Doch schon hier zeigte sich ein Grundübel, das sich viele AirPlay-Lautsprecher teilen: Die Bedienung erfolgte stets merklich verzögert. Play oder Pause erfolgten erst mit ca. 3 Sekunden Verzögerung. Lautstärkeänderungen werden merklich flotter aber auch nicht verzögerungsfrei umgesetzt. Bei direkter Verbindung per Bluetooth sind die Latenzen deutlich geringer und kaum noch störend. Laut Aussage meines Libratone-Kontakts kann es zwar zu kleinen Verzögerungen kommen, diese sollten jedoch nicht so lang, wie die von mir gemessenen 3 Sekunden sein. Die Ursache kann auch in meinem Netzwerk begründet liegen.
Über die App lassen sich diverse Klang- und Raumparameter einstellen. Da findet sich für fast jede Gelegenheit ein passender Preset. Beispielsweise ein bassbetonte Einstellung für Pop/Rock und ein Setting für die Nutzung im Freien (siehe Screenshots):
Nervig ist, dass die App sich bei jedem Aufruf erst mal wieder mit dem oder den Lautsprecher(n) verbinden muss, was einige Sekunden dauert und manchmal gar nicht klappt. In dem Fall kommt man nicht in die Einstellungen.
Doch in der Praxis ergeben sich noch ganz andere Stolpersteine, die zwar nicht Libratones Schuld sind, vor dem Kauf aber bedacht werden sollten. Zunächst ein recht nüchterner Punkt: Die AirPlay-Verbindung war in meinem Fall nicht immer stabil. Trotz extra neu ausgerichtetem WLAN-Repeater für eine Gartenparty, bei der die Lautsprecher nicht weiter als ca. 5 Meter vom Sender entfernt standen, der vier Balken anzeigte, gab es immer wieder mal Abbrüche zu beklagen. Die Musik wurde in dem Fall via in der Nähe befindlichem iPad gestreamt. Ca. fünfmal an dem Abend wechselte die Wiedergabe unverhofft auf die internen Lautsprecher des iPads. Ich musste dann im Kontrollzentrum am iPad wieder manuell auf die miteinander verlinkten Libratones schalten. – Buhh.
> Liebe Leser, bitte schreiben Sie doch in den Kommentaren, wie Ihre Erfahrungen mit Latenzen und/oder Verbindungsabbrüchen bei AirPlay-Produkten sind.
Nächste Stolperfalle: Um einem Freund die Möglichkeiten der Lautsprecher zu zeigen, wollten wir einen der beiden (verlinkten) Speaker kurz per Bluetooth mit seinem iPhone koppeln. – Was aber irgendwie nicht klappen wollte – vermutlich wegen unseres Alkoholpegels. Also haben wir es gelassen, um weiter Partymusik hören zu können. Doch danach kam es zweimal zu einer Unterbrechung der Musik, als mein Freund Nachrichten bzw. einen Anruf auf seinem iPhone empfing. Der Klingelton wurde dann plötzlich doch über den Libratone abgespielt, wonach ich die Wiedergabe wieder an meinem iPad umschalten musste. – Mmmpf.
Und dann gibt es da noch einen nicht zu unterschätzenden Störfaktor: Trunkenbolde! Um es mal frei nach Sheldon Cooper zu sagen: Ich sehe niemanden im Besonderen an – DAVID – aber früher oder später kommt bestimmt irgend eine Schnapsnase auf die Idee zu erforschen, was der komische Piepmatz auf dem Lautsprecher für eine Bedeutung hat – und unterbricht damit die Mucke, schaltet evtl. sogar in den Pairing-Modus oder tatscht auf das Herz-Symbol, womit auf Webradio umgeschaltet wird. Wie gesagt, ich spreche da niemanden persönlich an – DAVID – aber mit solchen Spaßvögeln sollte man rechnen. Insbesondere, wenn der Lautsprecher wie bei uns mitten auf dem Stehtisch in feuchtfröhlicher Runde stand. (Keine Sorge: Der ZIPP Mini blieb trocken und sauber!)
Kurz zusammengefasst: Es gibt leider diverse Faktoren, welche die Wiedergabe stören oder unterbrechen können, wobei es dann oft ein ziemliches Gefummel ist, den vorherigen Wiedergabezustand wieder herzustellen. Und nichts törnt auf einer Party mehr ab, als wenn die Musik plötzlich abbricht. Die ZIPP-Speaker mit AirPlay brauchen etwas besser kontrollierte Umgebungen. Für ungezügeltes Partyvolk empfehlen sich eher "unempfindlichere" Systeme oder die etwas narrensichere Bluetooth-Verbindung.
Womit wir zum Klang der dänischen Mini-Nackenrollen kommen.