Test: Lyngdorf TDAI-1120 Streaming-Amp mit Raumeinmessung – Bester seiner Klasse
Es gibt im Wesentlichen drei Wege zur komfortablen Streaming-Musikwiedergabe daheim: Erstens: Vollintegrierte Streaming-Aktivlautsprecher, wie beispielsweise die
KEF LS50 Wireless oder die
hier vorgestellten Q Active 200. Zu dieser Kategorie zählen auch viele Lifestyle- und „Smart“-Lautsprecher, wie Apples HomePods. Zweitens: Eine Kette aus individuell zusammengestellten Einzelkomponenten, bestehend aus (beispielsweise) Server, Streaming-Player, DAC, Verstärker, Lautsprechern. Oder Drittens: Der Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen.
KompaktArt | | Streaming-Vollverstärker |
All-In-One-Komponenten wie HomePods haben den Nachteil, dass sich keine einzelnen Bestandteile wie DAC oder der Verstärkerteil tauschen lassen. Ist eine Sache defekt oder technisch überholt, muss das ganze System ersetzt werden. Einzelkomponenten bieten das größte Klangpotential, maximale Anpassungsfähigkeit und sie lassen eine permanente Aufrüstung einzelner Bausteine an die jeweils neuesten Technologien zu, sind aber vergleichsweise komplex in der Handhabung, mit vielen Kabeln, multiplen Stromanschlüssen, unterschiedlichen Bedienkonzepten etc.
Ein guter Mittelweg ist die Anschaffung passiver Lautsprecher und eines integrierten Streamingverstärkers. Mit nur zwei Bausteinen (drei, wenn man Stereoboxen einzeln zählt) und relativ geringem Verkabelungsaufwand bietet das hohe Freiheitsgrade bei der Anpassung an die persönlichen Bedürfnisse in Sachen Klang, Größe, Bedienung u.s.w. Zudem müssen die Lautsprecher nicht jedes mal mit ersetzt werden, wenn es beim Front-End technologische Fortschritte gibt.
Wie der
Rose RS201E gehört auch der
Lyngdorf TDAI-1120, um den es in diesem Artikel geht, in genau diese Kategorie von Musikstreaming-Kompletlösung ohne Lautsprecher. Der integrierte Vollverstärker bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Musikwiedergabe von zahlreichen Quellen – digital wie analog, on- wie offline. Er ist auch nicht sehr viel größer (passt komfortabel in ein Regal oder auch auf einen Desktop) und kostet mit einem UVP von rund 2.000 Euro ähnlich viel. Und doch ist beim Lyngdorf fast alles ganz anders.
Die grundlegenden Eigenschaften des TDAI-1120 in der Übersicht:- Stereo-Vollverstärker mit 2x 120 W an 4 und 2x 60 W an 8 Ohm
- Raumeinmessung „Room Perfect“ mit beiliegendem Messmikrofon
- Digitale Eingänge: 2x Coax (≤192kHz/24bit) 2x Toslink (≤96 kHz/24bit) 1x HDMI eARC (≤192kHz/24bit)
- Netzwerk: 1x RJ45 Ethernet LAN
- 1 x USB (Typ A)
- Analoge Eingänge: 1x Phono (RIAA / 47kOhm 100pF), 1x Stereo-Cinch, 1x Mikro (XLR) für Einmessung
- Analog Ausgang: 1x Stereo-Cinch (Line Out); kann auch als LFE-Ausgang genutzt werden
- Mediaplayer: Internet Radio (vTuner), Spotify Connect, Roon Ready, Chromecast built-in, UPnP/DLNA, AirPlay2, Bluetooth, lokale Wiedergabe von USB-Massenspeicher
- Drahtlos: Bluetooth, Wi-Fi (802.11 n, 2,4/5GHz mit WPS-Schnellverbindung, innenliegende Antennen)
- Steuerung: Bedienelemente an der Front, Webinterface, Remote-App für iOS und Android, IP control, CEC (HDMI), 1x Trigger-Input, 1x Trigger-Output, optionale IR-Fernbedienung, Bluetooth LE
- Abmessungen (H x B x T): 10,1 x 30 x 26 cm
- Gewicht: 3,3 kg
Im Gegensatz zum Rose setzt Lyngorf nicht auf Android als Betriebssystem und integrierte Apps für die Funktionen, sondern auf eine eigens programmierte Streamingplattform mit komplett selbst entwickelter Software. Die Bedienung erfolgt nicht über ein Touch-Display. Tatsächlich beschränken sich die Anzeigen des TDAI-1120 auf „analoge“ Darstellungen der gewählten Quelle und Funktion. Auch eine Titelanzeige am Gerät gibt es nicht. Doch wie die Praxis zeigt, ist das kein großer Nachteil. Dafür brilliert der Lyngdorf mit anderen Eigenschaften. So muss er beispielsweise nicht erst gebootet werden. Ein Druck auf die Powertaste und eine Sekunde später ist er betriebsbereit. Egal, ob aus dem Standby oder ganz frisch am Strom angeschlossen.
Ein dickes Pfund, mit dem der TDAI-1120 wuchern kann, ist seine durchdachte und wirkungsvolle Raumeinmessung. Dazu später mehr. Im folgenden beschränke ich mich zunächst auf die rein praktischen Aspekte des dänischen Verstärkers. Die Inbetriebnahme ist so einfach, dass ich sie getrost überspringen kann.