KlangZur optimalen Klangbeurteilung habe ich die Kopfhörer am Mac über iTunes und das Programm BitPerfect (
App Store) gehört. Für die D/A-Wandlung und Verstärkung kam neben dem Meridian Explorer² (
Rewind 486) der Kopfhörervesrtärker Concero HP von
Resonessence Labs zum Einsatz, den ich Ihnen in ein paar Wochen ausgiebig verstellen werde. – Was Kopfhörerfans keinesfalls verpassen sollten!
Erste Erkenntnis nach einigen Stunden Einspielzeit: Überbewertete Blender sind die Master & Dynamic definitiv nicht! Im Gegenteil. Sehr schnell wird klar, dass der Hersteller sich bei der Abstimmung beider Modelle zwar nicht unbedingt an der Purismus-Lehre orientiert, sondern eher einen herzhaften und nicht zu analytischen Klangcharakter bieten will. Dies gelingt dem Hersteller ausgesprochen gut. Statt wie bei den meisten, auf „Massengeschmack“ getrimmten Kopfhörern mit Bassbetonung und zurückhaltenden Höhen eher fett aber stumpf und belanglos zu klingen, gelingt es beiden M&Ds, dies auch mit einem sehr sonoren und ausgewogenen Charakter in Einklang zu bringen.
Der MH30 bewegt sich dabei fast auf dem Niveau des rund 400 Euro teuren B&W P7, wenngleich mit vielleicht etwas weniger Tiefgang, Feinauflösung und Luftigkeit, aber doch schon sehr nah an dem in
Rewind 405 getesteten Over-Ear-Highlight. – Wenn das keine Ansage ist!
Der nur 50 Euro teurere MH40 hängt seinen kleinen Bruder aber nochmal deutlich ab. Für einen geschlossenen Kopfhörer klingt der große M&D außerordentlich frei und entspannt. Natürlich wird man auch mit ihm das übliche Im-Kopf-Gehfühl nicht ganz los, aber wichtiger ist hierbei eher die Distanz, die ein Kopfhörer vermittelt. Viele geschlossene Kopfhörer wirken einfach zu plump und aufdringlich, was einerseits eben der geschlossenen Bauweise geschuldet ist, andererseits von Resonanzen verursacht wird. Sowohl der MH40, als auch der kleinere MH30 verhalten sich diesbezüglich mustergültig – der MH40 aber noch um einiges souveräner.
Noch mal zurück zur Bssbetonung. Beide M&Ds legen Wert auf einen substanzreichen Bass und Grundtonbereich, der MH40 bleibt hierbei aber etwas zurückhaltender und differenzierter, was ihn zum neutraleren der beiden Testprobanden macht. Wie viel Bassbetonung es sein sollte, ist natürlich eine rein subjektive Beurteilung, aber mir persönlich gefällt die Abstimmung des MH40 deutlich besser. Bei besonders basskräftigen Musikstücken, wie bei Electronic oder R&B/Hip Hop oft zu finden, wirkt der Bassbereich des MH30 für meinen Geschmack manchmal etwas zuviel des Guten. Der MH40 geht außerdem doch ein hörbares Stück tiefer in den Basskeller und wirkt dabei stets konturiert und nie fett. Gerade für Klassikliebhaber ist der MH40 damit die eindeutig bessere Wahl, auch weil seine Gesamtabstimmung noch harmonischer wirkt, als die des MH30, der seinerseits schon einen Spitzenplatz in seiner Klasse einnimmt.
Mit dem etwa gleich teuren und und auch in anderen Belangen optimal vergleichbaren B&W P7 (ähnlicher hoher Tragekomfort, ähnlicher Wirkungsgrad, Over-Ear…) liefert sich der MH40 ein Kopf-an-Kopf Rennen. Aber mit minimalen charakterlichen Unterschieden, die nicht ganz leicht in Worte zu fassen sind. Der P7 wirkt einen hauch heller, bietet aber gleichzeitig einen etwas stärker betonten und noch tiefer reichenden Bass. Der Master & Dynamic gefällt hingegen mit einer etwas anderen Mittenbetonung, die Stimmen etwas mehr zarten und natürlicheren Schmelz verleiht. – Fast unmöglich, hier einen klaren Favoriten zu benennen.
Setze ich die Messlatte in Stück höher an und vergleiche den MH40 mit beyerdynamics exquisiten T90 (ein offener Kopfhörer), festigt sich die Einschätzung, dass M&D insbesondere mit dem MH40 ein ganz großer Wurf gelungen ist. Nicht, dass er den T90 deklassieren könnte. Dafür sind diese beiden Modelle charakterlich zu verschieden und der T90 einfach noch eine andere Klasse in Sachen Auflösung, Neutralität und audiophiler Noblesse. Aber der MH40 hat so eine Art südländischen, ja entspannt mediterranen Charakter an sich, während der beyerdynamic eher dem Klischee des kühlen Klaren aus dem hohen Norden entspricht.
Besonders deutlich wird das bei Stücken wie „Till Tomorrow“ von Yello (Album „Touch Yello“), das wegen seiner extremen Auflösung und Direktheit fast schon ein Demo-Klassiker in der High End Szene ist. Kaum eine Messe oder Händlervorführung, auf der dieses oder andere Stücke des Albums nicht an jeder zweiten Ecke zu hören sind. Über den T90 wird diese ultra-direkte Darbietung vollkommen schonungslos in allen seinen Details, aber ohne zu aggressiv zu werden, rübergebracht. Der MH40 nimmt sich dem Stück etwas zurückhaltender an, womit es über ihn im direkten Vergleich angenehmer und „leichter verdaulich“ klingt, aber eben auch nicht ganz so exakt, anspringend und dynamisch, wie über den T90. Anders bei manchen Frauenstimmen, wie z.B. auf Eva Cassidys Album „Live At Blues Alley“. Hier wirkt der T90 manchmal schon ein wenig zu anstrengend, während der MH40 Evas Wahnsinnsstimme mit etwas mehr weiblichem Charme überträgt. – Was sich allerdings bei Verwendung noch hochwertigerer Kopfhörerverstärker relativiert. Am Resonessence Concero HP konnte sich der 250 Ohm beyerdynamic T90 deutlich besser entfalten, spielte daran ein gutes Stück gefälliger und konnte sich so wieder ein Stück weiter vom MH40 absetzen.
Am Ende ist vieles Geschmacksache, zu einem gewissen Grad von der bevorzugten Musikrichtung abhängig, und zu einer erheblichen Portion vom verwendeten DAC/Kopfhörerverstärker. Ich bevorzuge in diesem Testfeld klanglich weiterhin den T90 (am Concero HP), aber der MH40 macht die Sache auf seine Weise mindestens genauso gut und ist zudem noch mobiltauglich. Welcher tonale Charakter Ihnen eher zupass kommt, müssen Sie allerdings selbst herausfinden. Dank des neuen Deutschlandvertriebs sollten die Master & Dynamic Kopfhörer hoffentlich schon bald bei vielen HiFi-Fachhändlern zur Probe und im Vergleich mit anderen Kopfhörern gehört werden können.
Dabei können Sie dann auch gleich herausfinden, ob ihnen offene oder geschlossene Kopfhörer besser gefallen. Wer unbedingt unterwegs Musik genießen will, dabei andere nicht stören will und möglichst gut von Außengeräuschen abgeschirmt werden möchte, kommt an geschlossenen Hörern aber nicht vorbei. Dann sollte der MH40 ganz weit oben auf Ihrer Liste stehen. Der MH30 bietet für seinen Preis ebenfalls einen ausgezeichneten Klang, kann dem großen Bruder aber nicht ganz das Wasser reichen.