Nomad Base Station Pro – Was steckt dahinter?Bevor wir zu den Details kommen, erst einmal ein paar Hintergründe zu den Machern. Die in der Base Station Pro verbaute Technik nennt sich „FreePower“ und wurde nicht von Nomad entwickelt, sondern von Eric Goodchild und Jake Slatnick in einem Startup namens
aira. Die Tüftler gingen eine Partnerschaft mit Nomad ein und erlangten ihr Startkapital über die US-TV-Serie „Shark Tank“, dem Pendant und Vorbild von „Höhle der Löwen“ im deutschen TV.
Der Grundgedanke von FreePower besteht, wie bei Apples Ansatz, darin, dass sich aufzuladende Devices auf der Ablagefläche frei positionieren lassen und nicht exakt auf einem bestimmten Punkt ausgerichtet werden müssen. Herkömmliche Qi-Lader und andere induktive Lademethoden, mit denen auch die gute alte elektrische Zahnbürste arbeitet, erfordern eine genaue Ausrichtung der Spulen von Lader und Gerät zueinander. Ansonsten kommt kein Ladevorgang zustande. Das macht die induktive Technik trotz fehlender Kabelverbindung zwischen den Devices nur unwesentlich komfortabler, als das Anstecken eines Kabels oder das Aufstecken des Gerätes auf ein Dock mit integriertem Stecker.
Wie wir alle wissen, hat Apple dieses Problem inzwischen auf eine andere, etwas hemdsärmligere, aber nicht ungeschickte Weise gelöst, indem beim neuen MagSafe starke Magnete Gerät und Lader in die benötigte Position ziehen. Das funktioniert, hat aber wieder eigene Nachteile: Die magnetische Haftung kann zu
Druckstellen etwa an iPhone Ledercases führen und es erfordert eben viele zusätzliche, in einem Kreis angeordnete (Neodym-) Magnete.
Mit dem
MagSafe Ladegerät (das eigentlich nur ein größerer Magnet-Drops á la Apple-Watch-Lader ist), kann die Apple Watch leider auch nicht geladen werden. Dafür hat Apple das
MagSafe Duo Ladegerät entwickelt. Ein kompakter, zusammenklappbarer (Reise-) Ladeadapter, der sowohl einen MagSafe iPhone-Drops, als auch einen Watch-Drops enthält, die beide über ein gemeinsames Kabel mit Strom versorgt werden. Erschreckender Weise kostet dieses relativ simple Produkt schon fast so viel, wie damals für AirPower kolportiert wurde, nämlich rund 145 Euro – und zwar ohne Netzteil. (Ganz neuer Diskussionsvorschlag: Apples Preispolitik)
Nomad Base Station ProDamit zurück zur Base Station Pro mit FreePower-Technologie. Das Device sieht in etwa aus wie ein extra großes Trackpad. Der Gehäuserahmen besteht aus massivem, matt-anthrazit pulverbeschichtetem Aluminium. Das schließt auch die sehr sauber eingefasste Bodenplatte ein, die sich im „Unibody-Style“ fast nahtlos einfügt. Die Außenmaße betragen 22,4 x 14,2 x 1,2 cm (B x T x H). In den technischen Daten nennt die mir vorliegende Produktbeschreibung ein Gewicht von 544 g, was schon recht viel wäre. Tatsächlich zeigt meine Waage aber satte 658 g an. – Ohne Kabel und Netzteil. Zum Vergleich: Ein 12,9" iPad Pro wiegt 643 g. Die Base Station Pro ist definitiv nicht als Reiselader gedacht. Dafür wirkt sie für den stationären Gebrauch umso solider und hochwertiger.
Auf der Oberseite ist die eigentliche Ladefläche eingelassen. Um Kratzer an empfindlichen Smartphonegehäusen zu vermeiden, ist diese mit Echtleder verkleidet. Da mir das Material etwas zu gleichmäßig und perfekt für Echtleder erschien, habe ich beim Hersteller nachgefragt. Dieser bestätigte mir über die hiesige Presseagentur die Verwendung von echtem Leder, wies aber darauf hin, dass in Kürze bei der Base Station Pro genau wie bei den anderen Base-Station-Modellen ebenfalls
recyceltes Echtleder eingesetzt werden soll. Das bedeutet: Abfallreste aus der herkömmlichen Lederherstellung werden in Fasermaterial zerlegt, anschließend wird das Material durch ein Bindemittel wieder zu einer einheitlichen Stoffbahn zusammengefügt. Am Ende des Prozesses ist das Material sehr ähnlich zum normalen Echtleder, entwickelt aber beispielsweise keine Patina und ist kratzfester.
Die Ladefläche misst rund 22 x 12 cm genug Platz für zwei iPhones plus ein weiteres Device (z. B. AirPods oder andere Qi-fähige In-Ears).
Bedienelemente gibt es keine. An der Rückseite ist eine Buchse für das mitgelieferte, textilverkleidete und zwei Meter lange USB-C-auf-C-Kabel vorhanden. An der Front sind beinahe unsichtbar drei Status-LEDs vorhanden, die Geräteerkennung signalisieren. Neben dem Kabel wird ein 30W USB-C-Netzteil mitgeliefert. Damit soll eine Ladeleistung von
7,5 W pro Device möglich sein.
Kurz zu den Leistungsangaben: Die genannten 7,5 W pro Gerät mögen aufmerksamen Beobachtern etwas wenig im Vergleich zu anderen Leistungsangaben von Qi-Ladern anderer Hersteller oder auch Apples MagSafe erscheinen, die teils 10 bis 15 W versprechen. Da moderne Ladegeräte aber stets mit einer ausgeklügelten Ladestrategie arbeiten, die über den gesamten Ladezeitraum mit sehr unterschiedlichen Leistungen arbeiten, sind viele dieser Versprechen eher als übertriebenes Marketing zu bezeichnen. Nomad hat sich nach eigenen Angaben dazu entschieden, eine etwas konservativere aber dafür realistischere Leistungsangabe zu machen. Der Hersteller hat dazu ein FAQ veröffentlich, welches Sie
hier nachlesen können. – Entscheidend ist für den Verbraucher am Ende natürlich nur, wie lange es tatsächlich dauert, bis der gewünschte Ladestand (in der Regel 100%) erreicht ist.
Aira, Entwickler von FreePower, arbeitet bereits an Lösungen, die bis zu 15 W Ladeleistung ermöglichen soll. Mit ersten Ankündigungen ist aber erst im Laufe des nächsten Jahres zu rechnen.
Die FreePower-Technologie soll – stand heute – mit folgenden Geräten funktionieren: iPhones, AirPods Pro und AirPods mit Wireless Charging Case, Samsung Galaxy S6, S7, S8, S9, S10 und S20, Samsung Note 10 und 20, Samsung Galaxy Buds und Buds Live, Google Pixel 4 und 3, Nexus Tablet 7 sowie Amazon Fire Tablet 7. Kompatibilität mit weiteren Geräten kann (sofern der Hersteller es liefert) per
Firmware-Update hergestellt werden. Grundsätzlich sollten alle Qi-fähigen Komponenten mit der Nomad-Lösung funktionieren. Die von mir getesteten 1MORE In-Ears, die nicht auf der Liste stehen, sind ein Beispiel dafür.