Praxistest: Netflix – Aus Sicht eines Neueinsteigers
Praxistest: Netflix – Einschätzung und FazitEin großer Vorteil von Netflix als Streaming-Anbieter ist, dass sie sich mit ihren Eigenproduktionen nicht an gängige TV-Konventionen halten müssen. So sind die Serienfolgen nicht etwa auf die Minute genau gleich lang und nicht extra für Werbeblöcke optimiert. Manche Folgen sind deutlich über eine Stunde lang, die meisten aber um die 55 Minuten. Es gibt auch Sitcoms wie beispielsweise „Unbreakable Kimmy Schmidt“ im ca. halbstündigen Format, aber auch diese sind in ihrer Spieldauer nicht in Stein gemeißelt. Darüber hinaus beteiligt sich Netflix nicht so streng an US-Moralvorstellungen, á la:
Waffen gerne, Nippel auf keinen Fall! Nach dem Vorbild von „Game of Thrones“ kann es daher in einigen Netflix-Serien auch mal ordentlich zur Sache gehen und auch Homosexualität wird nicht tabuisiert.
Wohl auch deswegen strömen immer mehr große Namen der Branche zu Netflix, weil sie dort ihre filmischen Visionen viel besser verwirklichen können als in Hollywood oder im US-Free-TV. Die bisher gesehenen Netflix-Exklusiv-Serien sind ausnahmslos hervorragend produziert. Im Gegensatz zu Spielfilmen bieten Serien einen größeren Spielraum für die Charakter-Entwicklung, wovon Netflix in seinen Eigenproduktionen gekonnt Gebrauch macht. Serien werden dadurch deutlich erwachsener und könnten auch Romanvorlagen viel besser adaptieren. Darin liegen große Chancen für den TV-Genuss der Zukunft. – Hoffentlich auch für Science-Fiction-Fans.
Netflix steht wegen seines Geo-Blockings aber auch in der Kritik. Vorgeblich durch Auflagen der Filmindustrie kann nicht auf das Netflix-Angebot in anderen Regionen, beispielsweise den USA, zugegriffen werden. Dort soll das Spielfilmangebot rund drei mal so groß sein wie hierzulande. Versuche, die regionalen Beschränkungen per VPN zu umgehen, werden von Netflix aktiv bekämpft. Im Grunde genommen also genau derselbe Hickhack wie mit Regionalcodes bei DVDs.
Beachtet werden sollte zudem, dass auch ein kostenpflichtiger Streamingdienst wie Netflix etwaige Exklusivrechte anderer Sender respektieren muss. So steht beispielsweise von der Serie „The Blacklist“ bei Netflix nur die erste und zweite Staffel zur Verfügung, während im Free-TV bei RTL derzeit schon die dritte Staffel läuft. Von "Elementary" stehen ebenfalls die ersten beiden Staffeln zum Abruf bereit. SAT.1 sendet momentan schon die vierte Staffel. – Eben mutmaßlich wegen besagter Ausstrahlungsrechte.
Ein grundsätzliches Problem aller TV-Streaminganbieter: Niemand hat ALLES. Soll heißen: Egal für welchen Dienst Sie sich entscheiden, es wird immer gewaltige Lücken im Angebot geben. Während bei Musik-Streamingdiensten wie Apple Music und Spotify exklusive Inhalte eher die Ausnahme sind und sich das Angebot ansonsten in weiten Teilen überschneidet, ist das Angebot bei TV-Streaming viel stärker fragmentiert. Wer wirklich nichts verpassen will und neue Serien und Filme (und Sportereignisse) immer zuerst sehen will, müsste theoretisch ein gutes Dutzend Streaming-Abos plus Pay TV à la Sky buchen. – Ein teurer Spaß.
Fazit: Für Serienfreunde ist Netflix dank gelungener Eigenproduktionen und auch sonst gutem Serienangebot mehr als nur eine Überlegung wert. Auch qualitativ ist der Dienst dank hochwertiger Eigenproduktionen in 4K und HDR-Angeboten sehr attraktiv und den meisten anderen Anbietern voraus. Für Spielfilm-Fans, die möglichst aktuelle Blockbuster suchen, ist Netflix aber momentan, zumindest in Deutschland, zu eingeschränkt. Ich als Fan gut produzierter Serien bin sehr angetan und bleibe bis auf Weiteres dabei.
Plus/Minus: Netflix+ Einfache Anmeldung und Verwaltung
+ monatliche Kündigung
+ intuitive und komfortable Bedienung
+ mehrere Benutzerprofile
+ hervorragendes Serienangebot mit tollen Eigenproduktionen
+ 4K- und HDR-Angebote – Nutzung auf bis zu 4 Geräten (11,99 €/Monat)
+ zuverlässige, unterbrechungsfreie Wiedergabe (mind. 16.000er Leitung vorausgesetzt)
+ komplett werbefrei
– eingeschränktes Spielfilmangebot
– Geo-Blocking