Test: Neuartige Ohrhörer Shokz OpenFit – Die Erlösung für alle, die In-Ears hassen?
Vor gut zwei Wochen kontaktierte mich die hiesige Presseagentur des chinesischen Herstellers Shokz und lud mich und andere Journalisten nach Hamburg zu einer Produktpremiere ein. Genaues wurde zu dem Zeitpunkt noch nicht verraten, aber es sollte um neuartige Ohrhörer für Musik und Kommunikation gehen. Hmm… Das hörte sich erst mal nicht so spannend an, denn Musik und Telefonie bzw. Konferenzen mit In-Ears sind ja nichts wirklich Neues. Aber mein Kontakt versprach, dass es sich hier um ein wirklich außergewöhnliches und auch gelungenes Produkt handeln solle. Also auf nach Hamburg.
KompaktArt | | BT-Ohrhörer, wireless |
Verfügbarkeit | | ab 6. Juli 2023 |
Die Firma
Shokz wurde 2011 in Shenzhen gegründet und firmierte einige Jahre unter dem Namen AfterShokz. Bekannt wurde der Hersteller auch hierzulande durch seine Kernkompetenz, nämlich sogenannte Bone Conducted Earphones. Dabei wird der Schall auf die Schädelknochen übertragen. Die Schwingungen gelangen dadurch auch zum Gehör. Zuletzt hatte ich ein Produkt dieses Typs, der sich besonders für Nutzung beim Sport eignet,
hier im TechTicker vorgestellt.
Shokz unterscheidet sich von einer Vielzahl anderer chinesischer (und anderswo in der Welt agierender) Hersteller, denn die Firma entwickelt ihre Treibertechnologie und viele andere Kernbestandteile komplett selbst, wofür inzwischen – nach eigenen Angaben – mehr als 300 Entwickler im Unternehmen tätig sind. Inzwischen hat Shokz weltweit über 20.000 Händler und mehr als 7.000.000 Kunden.
Was bisher geschah – Das gängige In-Ear-Prinzip beleuchtetBei Ohrhörern ohne Kopf- oder Nackenbügel gibt es heute fast ausschließlich In-Ears. Also Hörer, die mehr oder weniger direkt in den äußeren Gehörgang gesteckt werden. Apples AirPods sind eine von wenigen Ausnahmen, da diese nur in den Bereich der Concha und des Tragus (siehe
Wikipedia) geklemmt und nicht in den Gehörgang eingeführt werden. Aber auch sie verschließen das Ohr relativ stark.
Der Vorteil solcher Konstruktionen liegt in dem relativ direkten Schalleintrag in das Ohr, was einen guten Klang und sehr kompakte Bauweise ohne Extra-Bügel ermöglicht. Außerdem wird durch diese Tragweise, und aufgrund der meist geschlossenen Bauweise der Gehäuse, der Außenschall relativ stark gedämpft. Das wiederum hat Vor- und Nachteile. Abschirmung von lärmender Umgebung wird oft als Verkaufsargument angeführt – nicht selten noch maximiert durch Einsatz aktiver Geräuschkompensation.
Diese Abschirmung von der Außenwelt wirkt aber auf Dauer auch sehr unangenehm weil unnatürlich. Und wichtige Geräusche wie Warnsignale, die Wahrnehmung des Verkehrs für eine sichere Bewegung in der Stadt, sowie Gespräche von Mensch zu Mensch werden damit erschwert oder unmöglich gemacht. Darum bieten viele moderne In-Ears (und geschlossene BT-Over-Ears) zusätzlich eine Funktion, mit der Außengeräusche wahlweise per Außenmikrofon ins Ohr durchgeleitet werden können.
Ein anderer riesiger Nachteil, den viele Nutzer bei In-Ears beklagen (mich eingeschlossen), sind Einschränkungen beim Tragekomfort. Solche Stöpsel mehrere Stunden im Ohr zu haben, wird als unangenehm empfunden. Außerdem verhindert es die Luftzirkulation, was insbesondere bei sportlichen Aktivitäten zu Schweißansammlungen im Ohr führt. Zudem ist es nicht sehr hygienisch.
Ich spreche hier nur für mich, aber trotz vieler Jahre und unzähliger In-Ears für Testberichte habe ich mich an dieses Prinzip nie gewöhnen können. Ich kann mich damit arrangieren, aber ich mag es nicht wirklich. Und ich bin damit definitiv nicht allein.
Nun gibt es grundsätzlich auch Ansätze, die das Ohr frei lassen und den Schall entweder mit kleinem Abstand vom Ohr, oder eben durch Bone Conduction übertragen. Doch die sind klanglich gegenüber In-Ears meistens im Nachteil. Das neue OpenFit-Prinzip soll in dieser Hinsicht deutlich besser abschneiden und beim Tragekomfort neue Maßstäbe setzen. Der Hersteller führte auf der Präsentation dazu noch eine unabhängige Studie an, nach der Nutzer den Tragekomfort inzwischen als wichtigstes Merkmal erachten, noch vor Preis und Klang. Betrachtet man den Umstand, dass viele Nutzer ihre Hörer etliche Stunden am Tag im Ohr haben, ist das nachvollziehbar.