Test Olympus OM-D E-M1X – Sportskanone und Multitalent mit eingeschränktem Kundenkreis
Die Absatzzahlen hochwertiger Kameras
schrumpfen. Wie bei Smartphones, welche mit ihren eingebauten Kameras die größte Konkurrenz für klassische Fotoapparate darstellen, ist der Markt stark gesättigt. Selbst einfache Kameramodelle sind inzwischen auf einem so hohen technischen Niveau, dass sich die Mehrheit aller Anwender nicht mehr genötigt sieht, mit jeder neuen Generation auch eine neue Kamera zu kaufen. Noch mehr Megapixel, höhere Serienbildgeschwindigkeiten, noch mehr AF-Punkte und sonstige Verbesserungen können selbst die besonders anspruchsvollen Foto-Nerds kaum noch hinter dem Ofen hervor locken. Hinzu kommt, dass die anspruchsvollere Technik die Preise für Kameras und Objektive immer weiter in die Höhe treibt.
KompaktEmpf. Preis (€) | | ca. 3.000 |
Auf der anderen Seite gelingt es den Herstellern langsam aber sicher, die bislang besonders teuren spiegellosen Vollformatkameras in bezahlbarere Bereiche zu bringen (
siehe Canon EOS RP). Und trotzdem wird es immer schwieriger, im Kameramarkt anständige Gewinne zu erzielen.
Im Bereich der Profifotografie, speziell der Sport-, Action- und Natur/Tierfotografie, gibt es nach Meinung von Olympus aber offensichtlich noch Potential für Wachstum. Bislang teilen sich diesen Markt fast vollständig allein Canon und Nikon mit ihren High-End Spiegelreflexkameras 1DX und D5 auf. Die Fotogräben großer Sportveranstaltungen werden zum größten Teil von diesen Kameras besetzt. Nur hin und wieder sieht man auch ein Sony-Modell mit „langer Tüte“.
Mit der
OM-D E-M1X will Olympus in dieses Refugium eindringen – und hat dafür technisch gesehen sogar sehr gute Karten in der Hand. Mit dem kleineren Micro Four Thirds Sensorsystem bietet sich Fotografen die Möglichkeit, massiv an Gewicht zu sparen und mehr Bewegungsfreiheit zu gewinnen, da MFT mit deutlich kleineren Objektiven die selbe Tele-Reichweite ermöglicht. – Über die damit einher gehenden Einschränkungen, wie weniger Bokeh, kann man in den meisten Fällen hinweg sehen. Insgesamt ist MFT sowohl in der Auflösung als auch in der Bildqualität inzwischen auf einem Niveau, das für die Aufgabenstellung mehr als ausreicht.
Was bislang fehlte, ist eine Kamera bzw. ein System, das in allen relevanten Leistungsbereichen (Bildgeschwindigkeit, AF-Performance, Objektivangebot, Pro-Service etc.) mit den Marktführern mithalten kann und deren Hardware auch ergonomisch und funktional genau auf dieses Einsatzgebiet ausgerichtet ist. Dafür reicht es nicht, einfach einen Batteriegriff an einen vorhandenen Body zu schrauben und die Serienbildgeschwindigkeit zu erhöhen.
Die E-M1X ist Olympus’ Antwort auf diese Herausforderung. – Oder zumindest ein essentieller Teil davon.
In Sachen Objektivangebot hat Olympus bereits einige herausragende Optiken für unterschiedliche Einsatzbereiche bis weit in den Telebereich. Und es kommen in Kürze weitere spannende Angebote hinzu, wie z. B. das angekündigte
M.Zuiko Digital ED 150-400mm F4.5 TC1.25x IS PROMit der kürzlich vorgestellten Kamera OM-D E-M1X sollen nun alle Anforderungen erfüllt sein, um die Tür zum Markt der Sportfotografie endgültig aufzustoßen und der scheinbar übermächtigen Konkurrenz eine spiegellose Alternative entgegenzustellen, die den Fotografen vieles leichter machen könnte. – Im wortwörtlichen Sinn.
Ich hatte ein paar Wochen lang Gelegenheit, der E-M1X auf den Zahn zu fühlen. Allerdings mit gewissen Einschränkungen. Zunächst einmal bin ich kein Sportfotograf und passende Teleobjektive wie das M.ZUIKO DIGITAL ED 300mm 1:4.0 IS PRO standen mir leider nicht zur Verfügung. Dennoch konnte ich mir einen sehr guten Eindruck von den technischen Qualitäten und Besonderheiten der Kamera verschaffen, was mir eine ziemlich genaue Einschätzung der Erfolgsaussichten für diese Kamera erlaubt.