Test Olympus OM-D E-M1X – Sportskanone und Multitalent mit eingeschränktem Kundenkreis
Die E-M1X in der PraxisAls Besitzer der OM-D E-M1 (ohne „X“ und ohne „II“) ist mir das Olympus-System als solches sehr vertraut. Dennoch fühlt sich das Fotografieren mit der E-M1X deutlich anders an. Und das nicht nur wegen des gewaltigen Größenunterschieds der Kameras. Von dem verbindlichen Verschlussgeräusch hatte ich ja bereits berichtet. Interessant ist auch, dass der Bildstabilisator in der E-M1X nahezu geräuschlos arbeitet. In der E-M1 ist macht er sich durch ein ständiges Rauschen bemerkbar, sobald man den Auslöser zur Aktivierung des IBIS antippt. Das hat mich nie sonderlich gestört, doch das Bessere ist eindeutig des Guten Feind.
Das ist aber längst nicht alles. Der Sucher der 1X ist zwar nicht dramatisch besser als bisher, und sicher auch nicht der beste heute verfügbare EVF, aber es ist dennoch eine Freude, mit der E-M1X am Auge Motive zu jagen. Egal ob beweglich oder unbeweglich. Nachdem ich mit meinen bisherigen Kameras in der Regel nur mit Single-AF gearbeitet habe, beließ ich die Einstellung an der E-M1X nach einer Weile einfach auf kontinuierlichem Autofokus, auch für statische Motive. Das Verschieben des AF-Punktes über den Bildschirm oder den rückseitigen Joystick empfinde ich zwar als noch als verbesserungsfähig, aber in der Regel lässt sich für meine Art der Fotografie hervorragend mit C-AF und Single-Fokuspunkt arbeiten. Sehr beeindruckend ist auch die Fähigkeit der Kamera, bei schlechtem Licht per AF zu fokussieren. Mit einem f/1,2-Objektiv soll das bis -6 EV möglich sein. Ich habe jedenfalls keine Situation erlebt, in der der AF nicht blitzschnell scharf stellen konnte.
Bei aktivierter Gesichtserkennung mit Augenpriorität werden Personen und Gruppen sehr schnell und zuverlässig erkannt. Auch die Erkennung von Motiven mittels der „Künstlichen Intelligenz“ für Autos, Flugzeuge, Züge etc. ist eine enorme Erleichterung. Nur die motivunabhängige Objektverfolgung (AF Tracking) ist für meinen Geschmack bei weitem nicht schnell und zuverlässig genug.
Die BildergebnisseDie rund 20-MP großen Bilder des Sensors sind – für MFT-Sensortechnologie – voll auf der Höhe der Zeit. Ich gehöre zu den Menschen, denen diese Auflösung in der Regel völlig ausreicht. Ein Vorteil der im Vergleich zu manchen Vollformat-Sensoren relativ geringen Auflösung ist, dass die Dateien nicht so schnell die Speicherkarte/Festplatte verstopfen und dass sich kleinere Dateien nun mal sehr viel schneller von der Elektronik verarbeiten lassen. – Ein Grund, warum die E-M1X so schnell ist. Wer trotzdem gelegentlich mal eine Sache mit deutlich höherer Auflösung ablichten will, kann dies dank der entsprechenden Funktion für hochaufgelöste Aufnahmen per Pixelshift machen. Und das geht mit der E-M1X auch freihändig sehr zuverlässig (mit rund 40 MP). Im Stativmodus ist die Auflösung mit max. 80 MP (RAW) sogar noch deutlich höher. Die Aktivierung erfolgt übrigens ganz schnell über die Drive Mode Taste oben links auf der Kameraschulter.
Die Belichtung der Fotos ist im Allgemeinen sehr gut. Wie alle Digitalkameras hat aber auch die E-M1X mit gewissen künstlichen Lichtquellen (z. B. LEDs mit niedrigem CRI-Wert) teils deutliche Schwierigkeiten. Ein Beispiel: Neben meinem TV habe ich Philips Living Colors Lampen auf dem Fußboden, die auf ein warmweißes Licht zur Ambientebeleuchtung eingestellt sind. Egal mit welcher Art der Belichtungsmessung: Das Bild auf dem TV bekomme ich in natürlichen Farben abgelichtet, aber das Ambientelicht drumherum erscheint beinahe knallrot. Ein anderes häufiges Problem mit Digitalkameras (nicht nur Olympus) ist, dass schwarze Objekte unter gewissen Lichtverhältnissen mit einer starken Blautönung versehen werden. Da nützt die schnellte Kamera und die höchste Sensorauflösung nix. Am Ende dieser Seite, unter den anderen Bildbeispielen, habe ich zu diesen Problemen zwei Beispiele angehängt.
Unter dem Strich bleibt mit Micro Four Thirds aufgrund der geringeren Sensorfläche natürlich immer ein gewisser Nachteil in Sachen Rauschfreiheit bei höheren ISOs und auch das (manchmal allerdings auch überstrapazierte) Bokeh-Argument behält seine Gültigkeit. In der Summe aller Eigenschaften ist die Bildqualität der E-M1X aber voll auf der Höhe der Zeit. Besser geht immer, aber ernsthaft zu nörgeln gibt es
von meiner Seite nichts.
Die meisten Testfotos habe ich mit dem M.Zuiko Pro 17 mm f/1,2 geschossen, welches Olympus mir freundlicherweise auf meinen Wunsch mit zur Verfügung gestellt hat. Das Objektiv ist vielleicht nicht der logischste Partner für die E-M1X, aber für meine Zwecke eine der vielseitigsten Festbrennweiten und mit hervorragender Abbildungsleistung. Da werde ich sicher bei Gelegenheit noch mal zuschlagen. Aber wird auch die E-M1X mein Eigen werden? Ich denke nicht…
Hier die weiter oben angesprochenen Beispiele für eine unnatürliche Belichtung, mit denen praktisch alle Digitalkameras unter gewissen Lichtverhältnissen zu kämpfen haben:
Ein häufig zu sehendes und sehr lästiges Phänomen mit vielen Digitalkameras: Schwarze Objekte bekommen einen starken Blaustich (linkes Bild). Im Rechten Bild habe ich den Blauanteil in der Nachbearbeitung stark reduziert. So sieht das Objekt korrekt aus. Problematisch wird es insbesondere dann, wenn andere Objekte im Bild sind, die tatsächlich blau sind. Dann reicht es nicht, den Blauregler nach links zu schieben und es muss selektiv korrigiert werden.