Test Panasonic HD5: High End Kopfhörer zum Schnäppchenpreis?
Panasonic HD5: Klang und PraxisMein Testmuster war bereits benutzt und sollte daher schon eingespielt sein. Klanglich war die erste Hörsession dennoch ziemlich ernüchternd. Es hat noch eine Weile gedauert, bis der HD5 seine Zurückhaltung abgelegt hat. Doch echte Begeisterung wollte auch dann nicht aufkommen.
Vielleicht muss ich nur erst mal meine Erwartungshaltung ein bisschen anpassen? Schließlich handelt es sich hier um einen im Vergleich zu meinen Kopfhörerreferenzen sehr "billiges" System. Da darf man einfach keine Wunderdinge voraussetzen. Auch wenn der HD10 diesbezüglich schon ein kleines Wunder schaffte.
Übrigens: Den HD10 habe ich derzeit nicht zum direkten Klangvergleich vorliegen. Hierfür muss ich mich auf meine Erinnerung verlassen, was bei dem klanglichen Gedächtnis des Menschen nicht gerade optimal ist. Aber mir ist noch sehr gut in Erinnerung, wie sehr mich der HD10 in seiner Gesamtperformance überzeugt hat. Um es kurz zu machen: Der HD5 ist davon leider recht weit entfernt. Es lassen sich zweifellos Familienähnlichkeiten ausmachen. So bietet auch der HD5 ein recht offenes und fein aufgelöstes Klangerlebnis. Da Panasonic den HD5 auch als "High Resolution"-Kopfhörer bewirbt (aus technischer Sicht pures Marketing-Geschwafel) sollte eine gewisse Detailtreue aber auch selbstverständlich sein.
Wo der HD5 gegenüber seinem Vorbild deutlich abfällt, ist in Sachen Verfärbungsfreiheit, Resonanzarmut und im Bass. Der HD5 ist für einen Kopfhörer seiner Klasse erstaunlich "neutral" abgestimmt, also ohne extra Bassbetonung. Grundsätzlich ist das eine sehr zu begrüßende Eigenschaft, denn die meisten Konkurrenten im Preisbereich unter 100 Euro übertreiben es meist erheblich mit ihrer Bassliebe. Durch ihre relativ primitiven und resonanzanfälligen Gehäuse wird aus echtem Bass da schnell ein mulmiger Sumpf, der mit gutem Klang nicht viel zu tun hat. In diese Falle tappt der HD5 mangels Bassbetonung erst gar nicht. Allerdings wird ihm das auch ein wenig zum Verhängnis, denn er klingt ein wenig blutarm. In Sachen Dynamik, Punch und Attacke ist er Lichtjahre von der Leistung seines großen Bruders entfernt. Und mit deutlich teureren Spitzenkopfhörern wie dem B&W P7 oder gar dem erst
kürzlich getesteten PRYMA von Sonus faber kann er sich nicht annähernd messen. Da habe ich anfangs zu viel erwartet und für den Vergleich viel zu hoch ins Regal gegriffen.
Ein sehr viel realistischerer Gegner für den HD5 ist der (kurz nach dem HD10 getestete) beyerdynamic DTX 350 p (
Testbericht) mit einem Listenpreis von nur 49 Euro. Der HD5 spielt etwas lauter, sodass zum Klangvergleich die Pegelunterschiede sorgfältig ermittelt und ausgeglichen werden müssen. Dabei zeigt sich sofort, dass Panasonic es mit der "Neutralität" des HD5 etwas übertrieben hat. Etwas mehr Tieftonvolumen hätte ihm eindeutig gut getan. Der nur halb so teure beyerdynamic DTX 350 p klingt dadurch wärmer und vollmundiger, der HD5 demgegenüber fast ein wenig topfig. Dafür schlägt der Japaner den Deutschen in Sachen Auflösungsvermögen und räumlicher Abbildung klar. Der HD5 wirkt um einiges luftiger. Eine Eigenschaft, die man gerade bei geschlossenen Kopfhörern nicht unterschätzen sollte.
Tendenziell würde ich dem Panasonic einen leichten Vorsprung vor dem DTX 350 p einräumen. Allerdings sind die beiden charakterlich sehr verschieden, sodass es am Ende eher eine Geschmacksfrage ist. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder HD10 kann der HD5 in seiner Preisklasse jedoch keine neue Bestmarke setzen.
Noch eine Anmerkung zum Tragekomfort: Zwar lässt sich die Passgenauigkeit des HD5 dank der horizontalen Verstellmöglichkeit sehr gut optimieren, aber der Sitz könnte etwas sicherer sein. Der HD5 bietet einen relativ geringen Anpressdruck und die Ohrpolster sitzen nicht so verbindlich "einrastend" über den Ohrmuscheln, wie beim HD10. Bei Kopfbewegungen kommt der HD5 leichter ins rutschen – ohne jedoch bei jeder kleinen Bewegung gleich von Kopf zu fliegen. Auch ist seine Isolierung gegen Außengeräusche für einen Kopfhörer geschlossener Bauart relativ gering.