Test: Panasonic LEICA 100-400mm Objektiv für Micro FourThirds
Panasonic H-RS100400 Beschreibung und BedienungWer sich ein wenig mit Sensorgrößen und den damit verbundenen Umrechnungsfaktoren auskennt, der weiß, dass man im Falle von Micro FourThirds praktisch alle Werte mit 2 Multiplizieren kann, um auf die gängigen Werte aus dem sogenannten Kleinbild- oder Vollformat rückschließen zu können. Die effektive Brennweite von 100-400mm des Panasonic entspricht an Vollformat 200-800mm. Ähnlich sieht es bei der Größe des Objektivs aus. Ein vergleichbar konstruiertes Objektiv für eine Vollformat-Kamera ohne Spiegelsystem wäre mindestens doppelt so groß und wahrscheinlich mehr als doppelt so schwer.
Das hier getestete Panasonic hat, in eingefahrenem Zustand, etwa die Größe eines Canon 70-200mm f/2,8 Objektivs im Vollformat, wiegt aber weniger. Wer die sonst eher leichtgewichtigen und sehr kompakten Micro FourThirds-Systeme gewohnt ist, wird das Objektiv samt Kamera aber als enorm groß und schwer empfinden. Dazu trägt auch seine aufwendige Konstruktion bei.
Das Panasonic H-RS100400 trägt den LEICA-Schriftzug, was auf eine besonders hochwertige mechanische und optische Konstruktion hinweist. Etwa wie bei Canon der rote Ring und die „L“-Designation. Wieviel Anteil der Luxus-Kamerahersteller Leica tatsächlich an der Entwicklung, Konstruktion und Herstellung des Objektivs trägt, ist aber schwer zu sagen und ich will mich da nicht auf Spekulationen einlassen. Sagen wir einfach, die Panasonic-Leica-Objektive sind das, was für Canon die L-Serie ist. Das heißt, es handelt sich hier um ein Produkt für höchste fotografische Ansprüche.
Schon beim Auspacken wird deutlich, dass dieser Anspruch nicht unbegründet ist. Das H-RS100400 fühlt sich sehr hochwertig und solide an. Praktisch alle äußeren Gehäuseteile sind aus Metall gefertigt, inklusive der fest integrierten Gegenlichtblende, die man durch einfaches ziehen ausfahren kann. Allerdings ist diese integrierte Blende für ein Tele dieser Leistung erstaunlich kurz geraten. Sie ragt ausgefahren nur etwa 17 mm über den äußeren Rand des Frontelements und hat damit eine ziemlich eingeschränkte Wirkung zur Abschattung einfallenden Lichts. Außerdem ist die Blende nicht verriegelbar und kann sich bei Berührung leicht ungewollt wieder einschieben. Ihr Nutzen ist daher recht beschränkt.
Wie es sich für ein Objektiv dieser Klasse gehört, wird auch ein Stativsockel mitgeliefert, welcher sich ohne Werkzeug per griffiger Rändelschraube an der dafür vorgesehenen Buchse befestigen lässt. Leider hat der Sockel keine Arca-kompatiblen Vertiefungen, um direkt mit entsprechenden Stativadaptern verbunden werden zu können. Ich habe für den Test einen entsprechenden Adapter an der Unterseite des Sockels angeschraubt. Über eine weitere Rändelschraube links oben am Gehäuse kann der Sockel gelöst und um 90° gedreht werden. Auf einem Stativ befestigt kann man die Kamera so im Handumdrehen (Wortspiel nicht beabsichtigt) ins Hochformat schwenken. Das ist einerseits sehr praktisch, durch die Drehbegrenzung auf max. 90° kann der Sockel aber leider nicht nach ganz oben gedreht werden, um bei Freihandaufnahmen aus dem Weg zu sein. Wen der Sockel stört, der muss ihn ganz abmontieren.
Drei Schalter linksseitig in der Nähe des Bajonett-Anschlusses dienen zur Auswahl der Reichweitenbegrenzung, sowie zum Ein- und Ausschalten des AF und der automatischen Fokussierung. Nichts besonderes soweit, nur hat sich in der Praxis herausgestellt, dass man die Schalter beim Tragen der Kamera oder beim Herausnehmen aus der Fototasche leicht versehentlich verstellt.
Kommen wir zu dem wohl wichtigsten Bedienelement des H-RS100400, dem Zoomring. Dieser ist ausreichend breit und griffig, hat aber leider nicht die von „Leica“ erhoffte haptische Qualität. Der Ring ist relativ schwergängig, läuft nicht wirklich butterweich und erschwert somit eine schnelle und genaue Einstellung der Brennweite. Erst recht bei Freihandnutzung, wenn der Stativsockel montiert ist. Da habe ich mir ein deutlich besseres Qualitätserlebnis erhofft. Mit einem Drehring zwischen Zoom und Fokusring lässt sich das unerwünschte Herausrutschen des Zooms beim Transport durch stärkeres Festklemmen verhindern, aber weil der Zoom an sich recht schwergängig ist, braucht man die Verriegelung kaum. Der Lock-Ring verriegelt den Mechanismus dabei nicht komplett, sondern macht ihn nur noch schwergängiger. Vielleicht geht Panasonic davon aus, dass der Mechanismus mit der Zeit ausleiert und leichtgängiger wird, was man dann mit dem Lock-Ring kompensieren könnte. Mein Testmuster ist schon durch diverse Testerhände gegangen und wurde daher wohl schon intensiv genutzt. Trotzdem ist die Brennweitenverstellung noch recht schwergängig.
Der davor sitzende Fokusring funktioniert „by Wire“ und ist nur aktiv, wenn der Schalter auf MF, gestellt ist oder die Kamera auf manuellen Fokus eingestellt wurde.
Alles in allem habe ich mir von der mechanischen Qualität des H-RS100400 etwas mehr „Leica-Feeling“ erhofft, zumindest in Bezug auf die Nutzbarkeit des Zoomrings. Und der Nutzen der integrierten Gegenlichtblende bewegt sich eher im homöopathischen Bereich. Aber besser eine so kleine „GeLi“, als ein riesiges Teil, das aus Faulheit nicht aufgesetzt wird.