Test: Panasonic VIERA TX-65DXW904 UHD Premium TV – Das (vorläufige) Ende einer Odyssee
Panasonic TX-65DXW904: Bildqualität, rein subjektivZum Glück lassen sich sämtliche Bildparameter sehr feinfühlig justieren. Wer sich viel Zeit nimmt, die richtige Einstellung für die eigenen Bedürfnisse zu finden, wird mit einer Bildqualität belohnt, die derzeit vermutlich von keinem anderen TV erreicht wird. Egal mit welcher Display-Technologie und in welcher Preisklasse. Auch nicht von Panasonics eigenem, fast 10.000 Euro teurem OLED-TV
CZW954. Die Trumpfkarte des DXW904 ist seine LED-Hintergrundbeleuchtung mit 512 Zonen und einer irren Helligkeit, die laut einigen Testern ihren Spitzenwert von rund 1000 Nits sogar bei vollweißen Bildern annähernd hält. Der damit mögliche Kontrastumfang in Verbindung mit dem tiefen Schwarz ist ein tolles Erlebnis.
Darüber hinaus gelingt dem DXW904 eine für LCDs bislang nicht erreichte Farbtreue, die wirklich natürliche Haut- und andere Naturtöne darzustellen vermag. Der erweiterte darstellbare Farbraum arbeitet dabei mit einer Genauigkeit, die man bisher nur von professionellen Studio Master Monitoren kannte. Ein Punkt, in dem viele andere LCD-TVs bislang ziemlich schlecht dagestanden haben.
Ebenfalls positiv: Das Upscaling funktioniert ausgezeichnet! Selbst SD-Bildmaterial sieht auf dem 65-Zöller sehr gut aus, auch wenn damit Artefakte (z.B. durch Komprimierung des Datenstroms) mehr auffallen. Auf meinem Kuro Plasma sind die im Panel-Rauschen nahezu komplett untergegangen, aber der DXW904 zeigt sie schonungslos. HD-Sendungen der Öffentlich Rechtlichen (720p) sehen schon fast wie natives 4K-Material aus, so gut werden die Bilder hochskaliert. Echtes 4K, wie es derzeit nur über einige Testsender via Astra empfangbar ist, lässt den Panasonic aber erst so richtig aufblühen und lassen erahnen, dass noch viel mehr Potential in ihm steckt.
Ein gutes Upscaling dürfte für viele TV-Gucker eines der wichtigsten Kriterien sein, denn seien wir mal ehrlich: 4K ist mittelfristig von den ÖRs wie den Privaten nicht zu erwarten sein. Und selbst die heute verfügbaren HD-Optionen (720p bei den ÖRs und 1080i bei den Privaten) brauchen ein gutes Upscaling, um auf einem Display mit vierfacher HD-Auflösung wirklich gut auszusehen.
Die Bewegungsdarstellung ist sehr gut, aber nicht perfekt. Diese lässt sich vom Benutzer recht fein justieren, aber je weiter die Regler für die Bewegungskompensation aufgedreht werden, desto studiomäßiger wird das Bild. Filme verlieren ihren Kino-artigen Look. Mit ein wenig Experimentierfreudigkeit findet sich aber schnell ein guter Kompromiss. Weniger
schön sind gewisse LCD-typische Nachzieheffekte, die sich nicht ganz beseitigen lassen. Doch im Großen und Ganzen ist das jammern auf hohem Niveau.
Seine Paradedisziplin HDR habe ich bislang nur auf Netflix mit der Serie „Marco Polo“ ausprobieren können. (Einen Testbericht zu Netflix gibt es nächste Woche.) Kurz gesagt: Fantastisch! – Aber mit gewissen Einschränkungen: Die Produzenten müssen sich wohl noch ein wenig auf HDR einschießen. Wie bei übertriebenen HDR-Fotografien zeigen sich in einigen wenigen Szenen unschöne Lichthöfe, die nicht etwa vom Local Dimming des TV, sondern von übertriebener Schattenaufhellung in der Post-Produktion kommen. – Wie sich nach einigen weiteren Folgen "Marco Polo" herausgestellt hat, waren das wohl tatsächlich Ausnahmen. In späteren Folgen konnte ich das Problem nicht mehr feststellen. Stattdessen gelingt es den Produzenten immer besser, die Vorteile von HDR zur Geltung zu bringen.
Im Gegensatz zu 3D ist HDR kein "Effekt", der den Betrachter ein paar Mal zusammenzucken lässt und dann irgendwie an Relevanz verliert. Der Unterschied von HDR zu normalem 4K-Material ist zunächst eher subtil und dringt erst bei längerem Genuss immer deutlicher ins Bewusstsein. Etwa wenn großartige Landschaftsszenen gezeigt werden, in denen der Himmel wirklich nach Himmel aussieht und sich harmonisch in die Landschaft einfügt, die ihrerseits natürliche Schattierungen aufweist, anstatt überharte Kontraste. Das Zusammenspiel von hell und dunkel wird einfach viel harmonischer. Darüber hinaus stellt man erst nach einer Weile fest, dass die Farben irgendwie naturgetreuer wirken und feinen Texturen mehr Realismus verleihen. – Wird ein HDR-Signal erkannt, schaltet der DXW904 übrigens automatisch vom HD-Farbraum REC.709 auf den größeren REC.2020 Farbraum um. – Alles gewinnt irgendwie an Plastizität und Authentizität. Und das ohne extra Brille auf der Nase und mit mehr statt weniger Helligkeit und Auflösung. Das macht ordentlich Lust auf mehr!
Ganz nebenbei; wo wir hier die ganze Zeit von 4K und HDR reden: Das sogenannte HD+ zum Empfang der privaten Sender in HD-Qualität ist aus meiner Sicht keine empfehlenswerte Option und vielleicht sogar ein weiterer Sargnagel des linearen Fernsehens. 60 Euro im Jahr für Werbefernsehen mit höchstens HD-Auflösung bezahlen und sich dafür auch noch Optionen wie das Aufzeichnen oder Vorspulen verbieten lassen? No way! Dann lieber 12 Euro im Monat für Netflix mit 4K und HDR. Der DXW904 hat zwar zwei CI+-Slots für HD+-Karten/Module oder andere Pay-TV-Optionen, aber die bleiben bei mir leer.
Ganz ohne Kritik kommt der DXW904 in Sachen Bildqualität aber nicht davon. Das wohl größte Manko ist sein im Vergleich zu Plasma und OLED sehr eingeschränkter Blickwinkel. Schon ab ca. 40° außer der Achse fangen die Farben an zu verblassen und der Kontrast sinkt mehr und mehr. Auch das Blooming durch Local Dimming wird bei seitlichem Blick auf dem Bildschirm deutlicher. Wie ich weiter oben schon schrieb, stört das mich persönlich weniger, weil ich immer mittig vor dem Schirm sitze. Aber mit einem größeren, breit verteilten Publikum dürften die weit außen sitzenden Zuschauer diesen Mangel durchaus bemerken.
Davon abgesehen ist die Bildqualität des DXW904 über jeden Zweifel erhaben und sollte auf absehbare Zeit selbst sehr anspruchsvollen Nutzern ausreichen. – Auch wenn die Entwicklung an diesem Punkt natürlich nicht stehen bleibt. Die Schlagzahl der TV-Hersteller ist nach wie vor sehr hoch. Spätestens in einem Jahr dürfte es einen noch besseren DXW904 geben.