Test Pebble Audio Funkverbindung: Wenn lange Leitungen nicht in Frage kommen
Pebble Audio in der Praxis – Leinen los!Die Installation der Pebble-Kistchen ist einer ihrer großen Vorteile gegenüber Router-basierten Lösungen. Man braucht dafür weder eine App noch irgendwelche Passworteingaben zu tätigen. Nachdem man Sender und Empfänger angeschlossen hat*, muss man lediglich einmal die in den Gehäusen versenkt untergebrachten Tasten zur Kopplung drücken. Nach dem Druck der ersten Kopplungstaste am Sender hat man 120 Sekunden Zeit, um die Taste an einem oder mehreren Empfängern zu drücken, die sich mit diesem Sender koppeln sollen. So kann man auch mehrere Pebble-Systeme unabhängig voneinander etablieren.
*Der USB-Sender benötigt am Mac keinen Treiber und wird einfach als Ausgabegerät ausgewählt. Die Lautstärkeregelung kann über die entsprechenden Tasten auf der Tastatur erfolgen.Eine nette Kleinigkeit am Rande: In den kleinen Sendern und Empfängern (aber nicht im größeren AMP) befinden sich Magnete. Damit kann man beispielsweise den USB-Sender am Metallgestell unter der Tischplatte und den Empfänger z.B. an der Rückenabdeckung der Aktivlautsprecher oder am Geräterack befestigen – sofern Magnete daran haften, natürlich. Aktionen mit unpraktischen Klebefolien oder Klettstreifen kann man sich damit in vielen Fällen sparen.
Ist die Verbindung zwischen Sender und Empfänger(n) erst einmal hergestellt, verhält sich das Pebble-System tatsächlich fast genau wie eine Kabelverbindung. Das heißt, man braucht sich um nichts weiter zu kümmern. Die Geräte schalten sich beinahe verzögerungsfrei selbst ein und gehen nach einer Weile ohne Signal in einen Standby-Modus. Der Energieverbrauch dafür ist sehr gering. Per Messgerät habe ich am AMP-Empfänger – dem Pebble-Gerät mit dem höchsten Energieverbrauch – im Betrieb bei Zimmerlautstärke nur rund 5W gemessen. Im Standby schwankt die Anzeige ständig zwischen deutlich unter 1W und ca. 1,8W, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass nur in gepulsten Abständen nach einem Sendesignal gelauscht wird. Trotzdem ist die Musik nach dem Start der Wiedergabe am Mac praktisch sofort da, wenn der Amp im Standby war.
Die Latenz (Signalverzögerung) erweist sich, wie versprochen, als sehr gering. Jede Aktion zur Musiksteuerung in iTunes wird unmittelbar umgesetzt – als wären die Lautsprecher direkt per Kabel verbunden. Die besagten 20 ms Verzögerung sind praktisch nicht wahrnehmbar.
Und wie klingt das Ganze nun? Kurz gesagt: Wie versprochen. CD-Qualität wird erreicht. Viel exakter kann ich das leider nicht definieren, da ich für meinen Test nur ein paar kleine, nicht sehr hochwertige Passivlautsprecher hatte, sowie meine Referenzlautsprecher von KEF (siehe Test in
Ausgabe 469). Letztere sind für den kleinen Amp mit seinen ca. 25W Ausgangsleistung pro Kanal aber etwas zu anspruchsvoll und können längst nicht auf ihrem gewohnten Niveau spielen. Der AMP-Empfänger ist allerdings auch nicht als High-End-Lösung gedacht, sondern eher als Notlösung, falls nur Passivlautsprecher vorhanden sind. Diese sollten einen möglichst hohen Wirkungsgrad aufweisen und besonders Laststabil sein. Dann ist über den Pebble AMP auch ein sehr ordentlicher Klang mit reichlich Pegelreserven möglich. Die zu bevorzugende Lösung ist aber, den RCA-Empfänger mit guten Aktivlautsprechern oder einem HiFi-Verstärker zu verbinden.
Was ich an dem RCA-Empfänger vermisse, ist ein Digitalausgang (TosLink und/oder Coax). Da viele Aktivlautsprecher und HiFi-Verstärker heute über Digitaleingänge und eingebaute DACs verfügen, wäre das eine noch konsequentere Anschlussart. Zwar ist der Platz dafür am Gehäuse des RCA-Empfängers kaum vorhanden, aber ein Digitalausgang wäre mir persönlich lieber als der Trigger-Anschluss.
Ach so, dann wäre da ja noch das Thema Reichweite, bei dem der bisher positive Gesamteindruck leider ein paar Kratzer bekommt.Ich muss dazu sagen, dass Wireless-Verbindungen in meinem Haus schon immer ihre Probleme hatten. Es gibt einen Raum, der gerade mal 10 Meter „Luftlinie“ von meiner FritzBox entfernt ist und wo ich praktisch keine Verbindung mit dem iPhone oder iPad habe. Dazwischen liegen nur eine Wand und ein Fenster. Das ist einfach eine baulich bedingt sehr ungünstige Strecke für WLAN. Mit dem Pebble-System sieht es leider nicht besser aus. Genau an den Stellen, wo ich auch mit dem Router ohne WLAN-Repeater keine Verbindung bekomme, versagt auch die Pebble-Lösung. Und auch an anderen empfangskritischen Stellen im Haus sieht es nicht sehr viel besser aus. Wo die gedachte Sichtverbindung zum Sender nur wenige Meter beträgt, kommt es schon zu erheblichen Aussetzern. Im Endeffekt versagt das Pebble-Set genau da, wo auch mein heimisches WLAN-Netz die Segel streicht.
Ergo: Wunder kann Pebble nicht vollbringen und die besagten 100 Meter Reichweite sind, genau wie bei WLAN, sehr mit Vorsicht zu genießen. In geschlossenen Räumen verringert sich die Reichweite auch bei Pebble auf ca. 30 Meter – in normal funktauglichen Wohnungen. In problematischen Bauten wie bei mir können selbst 10 Meter schon zu viel sein. Als Faustregel können Sie davon ausgehen, dass Pebbles Lösung, die im selben 2,4 GHz-Band funkt wie die meisten WLAN-Router, kein Ersatz für schlechte Routerverbindungen im selben Funk-Band sein wird. Anders ausgedrückt: Klappt es mit dem Router nicht, wird es an selber Stelle vermutlich auch mit Pebble nicht besser funktionieren.