Q Acoustics 3020i – Fortsetzung und FazitFür die Entwicklung dieses eigentlich sehr internationalen Produkts zeichnet sich die in Essen ansässige Firma Fink Audio Consulting verantwortlich. Die sind in der Lautsprecherszene eine ziemlich große Nummer und haben schon zahlreiche hochgelobte Toplautsprecher für international renommierte Firmen gezaubert. Gefertigt werden die 3020i wiederum – aus Kostengründen – in China. Nur so lässt sich der günstige Preis von 300 Euro (250 Euro für die etwas kleineren 3010i!) realisieren.
Selbst die Frequenzweiche sieht absolut nicht nach 300-Euro-Box aus. Hier ein Blick ins Innere:
Die 3020i eignen sich für kleinere bis mittlere Räume und sind auch für Regale oder wandnahe Aufstellung geeignet – solange die Bassreflexports nicht komplett verdeckt sind. In meinem Test habe ich die Lautsprecher im „Semi-Nahfeld“ in etwa 1,7 Metern Entfernung etwas erhöht und zum Hörer angewinkelt hinter dem Schreibtisch und relativ nah zur Rückwand bzw. zu einem Fenster aufgestellt. Sollte der Bass zu überbetont sein, können die Reflexports mit beiliegenden Schaumstoff-Stopfen verschlossen werden. Bei mir erwies es sich als optimal, nur bei einem der Lautsprecher den Port zu verschließen. Das führte zu einer sehr präzisen, sonoren Tieftonabbildung. Satt und straff, nicht zu fett und nicht zu schlank. Der Klang löst sich nahezu perfekt von den Lautsprechern und erzeugt quasi direkt hinter meinem Mac-Bildschirm eine Bühne mit realistischer Breite und Tiefe und sauber voneinander unterscheidbaren Instrumenten, sowie natürlichen Stimmen. – Einfach toll!
Womit wir zu dem einzigen Wermutstropfen dieses Super-Duper-Sonderangebots kommen…
Zur Beurteilung habe ich meinen Referenzverstärker T+A PA 2500 R (
Testbericht) genutzt. Der holt klanglich wirklich alles aus den kleinen Q Acoustics, steht aber preislich leider in keinem vernünftigen Verhältnis. Rein elektrisch gesehen sind die 3020i mit einer durchschnittlichen Impedanz von 6 Ohm (3,7 Ohm Minimum bei 250 Hz) und 88 dB (2,83 Vrms@1 m) Empfindlichkeit wenig anspruchsvoll. Verstärker ab ca. 15W sollten ausreichen. Zumal die 3020i sowieso nicht gerade für Konzertpegel gemacht sind.
Die Erfahrung lehrt aber, dass gerade Kompaktlautsprecher klanglich enorm von hochwertigeren und gerne auch kräftigeren Verstärkern profitieren. Mit Amps im Bereich bis etwa 800 Euro wird man die 3020i sicher nicht so schön zum Singen bringen, wie mit dem großen T+A-Boliden. Ihren äußerst angenehmen Grundcharakter legen sie aber auch damit nicht komplett ab. Adäquate Spielpartner wären beispielsweise der Pro-Ject MaiA DS (679 Euro,
Amazon) oder ein Rega Brio (ca. 800€,
Amazon). Günstiger geht immer, aber wie gesagt, die 3020i wissen die Investition in hochklassige Amps zu schätzen!
FazitTatsächlich. Günstig und gut geht doch! Die Q Acoustics 3020i sind der beste Beweis, aber auch eine seltene Ausnahme.
Im Bereich um 300 Euro kenne ich nichts auch nur annähernd ebenbürtiges. Üblicherweise wird in dieser Klasse auch kein so großes Feintuning zur Gehäuse-Beruhigung getrieben, aber das ist nun mal ein klanglich essentieller Teil von Lautsprechern. – Und ein Grund dafür, warum die besten Lautsprecher der Welt oft so horrend teuer sind, weil dort ein irrsinniger Aufwand bei den Gehäusen betrieben wird.
Eine Ausnahme im High-End-Bereich sind übrigens – und nicht ganz zufällig – die ebenfalls von Q Acoustics stammenden und von Karl-Heinz Fink entwickelten Standlautsprecher
Concept 500. Auch diese etwa 4.000 Euro teuren Modelle gelten in ihrer Klasse als unschlagbar günstig – im Verhältnis zu Aufwand der Gehäusekonstruktion, Verarbeitungsqualität und Klang. Die Concept 500 waren auch der ursprüngliche Grund für mein Interesse an der 3000-Serie, weil mich die edlen 500er auf verschiedenen Messen (z.B.
hier) schon schwer beeindruckt haben.
Naturgemäß lässt sich für 300 Euro Endverbraucherpreis pro Paar nicht mit exotischen Materialien und unendlichem Aufwand arbeiten. Das geht, wenn man wie Apple nur in Millionen-Stückzahlen denkt, aber nicht bei kleinen HiFi-Herstellern. Doch den Machern der 3020i ist es gelungen, aus einem relativ einfachen und günstigen Holzgehäuse das Beste herauszuholen. Die Gesamtabstimmung der kleinen Q Acoustics ist phänomenal gut gelungen. – Das soll sich übrigens nach Aussagen von Kollegen auch in den anderen Modellen der Serie exakt widerspiegeln. Wer also einen noch etwas kleineren Desktoplautsprecher sucht, wird mit der
3010i (250 Euro) fündig. Oder bei Standlautsprechern mit den
3050i (800 Euro), die übrigens gerade den EISA Award in der Kategorie „Best buy loudspeaker“ gewonnen haben. Oder man stellt sich mit dem passenden Center und Sub gleich ein komplettes Home-Cinema-Set zusammen.
Bei diesem Ergebnis gibt es nur ein mögliches Urteil: Uneingeschränkte Empfehlung und neue Preisklassen-Referenz für passive Kompaktlautsprecher!
Plus/Minus Q Acoustics 3020i+ für den Preis überragender Klang
+ gute Verarbeitung
+ aufwendige Gehäusekonstruktion
+ praktische Terminals
+ relativ hoher Wirkungsgrad
+ verstärkerunkritisch (profitiert aber von Top-Elektronik)
+ in vier Farbvarianten erhältlich
+ magnetische Abdeckungen und Reflex-Stopfen mitgeliefert
– keine offensichtlichen Nachteile