Questyle CMA600i im DetailDie Verarbeitungsqualität des CMA600i sucht in dieser Preisklasse ihresgleichen. Alle Gehäuseteile bestehen aus relativ dickem Aluminium und besitzen eine Oberflächenqualität, die dem iPhone in nichts nachsteht. Es ist ein Genuss, mit der Hand über das recht schwere und massive Gehäuse zu streichen. Beim Klopftest klappert nichts und es hört sich äußerst solide an. Dabei fügen sich alle Teile beinahe fugenlos mit hoher Präzision aneinander. Selbst die aus dem Vollen gedrehten Aluminium-Füße sind keine Ausnahme. Üblicherweise begnügen sich die Hersteller hier mit den billigsten Fertigteilen, die sie im Katalog finden können.
Die Front ist sehr übersichtlich und beschränkt sich auf die wesentlichsten Bedienelemente, sowie die Kopfhörerausgänge. Hierfür gibt es zwei 6,35-mm-Klinkenbuchsen und eine vierpolige XLR-Buchse für symmetrisch ansteuerbare Kopfhörer. Ganz links sitzt ein Kippschalter für On/Off und daneben vier LEDs, die über das Datensignal (PCM oder DSD) und den gewählten Digitaleingang informieren. Der CMA600i ist insgesamt eher puristisch ausgestattet. So gibt es beispielsweise keine Anzeige für die anliegende Samplingrate und auch keine umschaltbaren Filtervarianten. Damit habe ich absolut kein Problem, wenn das Gerät „out-of-the-box“ einfach gut klingt. Etwas bedauerlicher ist hingegen, dass es keinen Pre-Gain-Schalter zur Anpassung an die Quelle bzw. die angeschlossenen Kopfhörer gibt. Einige eher laute Hörer, wie beispielsweise der PRYMA (
Testbericht), haben dadurch nur einen recht kleinen Lautstärke-Regelbereich. Schon vor der 12-Uhr-Position liegen sehr hohe Pegel an und andersherum hört man selbst bei Linksanschlag noch Musik. Hinzu kommt, dass selbst die besten Potis – und der Questyle verfügt über einen fraglos sehr hochwertigen Alps-Pegelsteller – im unteren Regelbereich Kanalungleichheiten aufweisen. Kopfhörer mit etwas geringerem Wirkungsgrad und höherer Impedanz passen diesbezüglich besser zum Questyle.
Die Rückseite ist ebenso klar gegliedert, wie die Vorderseite. – Obwohl, zwei Dinge sind auf den ersten Blick vorne wie hinten nicht ganz eindeutig und intuitiv verständlich: Zum Einen gibt es an der Front den Kippschalter mit der Beschriftung „Input“. Dieser schaltet zwischen dem USB-Eingang und den restlichen Digitaleingängen um (TosLink oder Coax S/PDIF). Auf der Rückseite gibt es zusätzlich noch einen Schalter, mit dem zwischen dem optischen und dem elektrischen Digitaleingang umgeschaltet werden muss. Das ist etwas verwirrend. Wer den CMA600i am Mac betreiben will, sollte auf jeden Fall den (natürlich asynchronen) USB-Anschluss wählen.
Ein weiterer Kippschalter an der Front hat die Bezeichnung: „HP Amp Input – External / Internal“. Damit kann der interne DAC des CMA600i komplett umgangen und das Gerät als rein analoger Kopfhörerverstärker genutzt werden. An der Rückseite gibt es entsprechend beschriftete, analoge, unsymmetrische Eingangsbuchsen.
Da der CMA600i auch als hochwertiger Vorverstärker funktioniert, bietet er sowohl unsymmetrische (Cinch) als auch symmetrische (XLR), geregelte Ausgänge. So kann man ihn beispielsweise mit Endverstärkern verbinden oder auch Aktivlautsprecher ohne eigene Lautstärkeregelung anschließen, wie beispielsweise die
kürzlich getesteten ELAC AM 200.
Hierbei gibt es aber ein kleines Manko. Die Vorstufenausgänge lassen sich nicht abschalten und sie werden auch nicht stummgeschaltet, wenn man einen Kopfhörer anschließt. Aktivlautsprecher oder Endstufen müssen daher manuell abgeschaltet werden, sonst spielen sie parallel zum Kopfhörer. Im Falle der besagten ELAC ist das besonders ungünstig, weil diese eine automatische Aktivierung per Signalerkennung besitzen. Die kann man nur umgehen, wenn man beide Speaker an der Rückseite komplett abschaltet.
Und wo ich schon auf der Suche nach dem Haar in der Suppe bin: Die Beschriftungen auf der recht dunklen Frontplatte in Space Grey sind nur zu erkennen, wen frontal Licht darauf fällt. Auch die Stellung des Lautstärkereglers ist mangels deutlicher Markierung kaum erkennbar.
Noch was? Ach ja, es gibt zu dem Gerät ja auch noch eine Fernbedienung. Die sieht allerdings auf den ersten Blick wertiger aus, als sie tatsächlich ist. Es handelt sich um ein sehr simples Plastikteil mit Folientasten. Und von denen funktionieren mit dem CMA600i nur Mute und Lautstärke (dank Motorpoti). Die anderen Tasten sind an diesem Questyle-Produkt ohne Funktion. Wer den CMA600i am Desktop betreiben will, kann die Fernbedienung auch gleich im Karton lassen.
Bevor wir zum praktischen Teil kommen, hier noch ein paar Worte zur Technik, denn die ist im Questyle CMA600i wirklich sehr außergewöhnlich. Zwei Punkte sind dabei besonders hervorzuheben: Questyle hat eine komplett eigene Schaltung mit Stromverstärkung entwickelt. Etwa 99,9% aller heute gängigen Audioverstärker (Vor-/End-/Vollverstärker, Aktivmodule etc.) arbeiten mit Spannungsverstärkung für das Audiosignal. Beim CMA600i hingegen wird das Signal auf Stromebene (Current Mode) verarbeitet, zum Schluss aber wieder als Spannungssignal ausgegeben. Die dahinter stehende Technik zu erklären, würde den Rahmen hier bei weitem sprengen, aber stark zusammengefasst ergeben sich durch die Current-Mode-Technik ein paar wesentliche Vorteile. Erstens werden dadurch Transienten-Intermodulationsverzerrungen (TIM) so gut wie ausgeschlossen, zweitens erlaubt die Technik eine riesige Bandbreite (bis ca. 600 kHz, ±3dB) und last but not least wird der Amp dadurch weitgehend unabhängig von der angeschlossenen Impedanz (hier primär Kopfhörer). Im Ergebnis soll das zu einer ungeheuer schnellen, lebendigen, dynamischen Wiedergabe führen.
Markus Nagler vom deutschen
Questyle-Vertrieb NT Global hat dazu eine schöne Analogie parat: Der Current Mode spricht extrem direkt und unverzögert an, etwa wie eine Hydraulik im Vergleich zu einer Pneumatik.
Die zweite Besonderheit können derzeit leider nur PC-User nutzen. Der CMA600i verfügt einen patentierten „True DSD“-Modus. Normalerweise werden DSD-Files immer erst in PCM konvertiert und verarbeitet (DoP: DSD over PCM). Diesen Modus kann man auch am Mac mit dem Questyle nutzen. Mit entsprechendem Player, der tief genug in das Betriebssystem des angeschlossenen Computers eingreifen kann, erlaubt der CMA600i aber eine DSD-Verarbeitung ohne jegliche Konvertierung des Datenstroms zu PCM. Ich persönlich kann den Hype um DSD nicht ganz nachvollziehen, darum sehe ich es nicht als großen Verlust an, dass True DSD (derzeit) nicht am Mac funktioniert. Aber auch daran sieht man, wie viel Gehirnschmalz der Questyle-Gründer und Mastermind Jason Wang in seine Hardware gesteckt hat.
Am Mac hat man dafür den Vorteil, dass keinerlei Treiber für den Betrieb via USB benötigt werden. Einfach einstöpseln, den Questyle als Ausgabegerät auswählen (meldet sich als „xCORE USB Audio 2.0“ an) und los geht’s. Für PC-User gibt es in der umfangreichen englischsprachigen Anleitung allein 25 Seiten Installationshinweise für die Software und verschiedene Player wie J-River oder Foobar. Okay, mit vielen Screenshots, aber … fünfundzwanzig Seiten! Für den Mac gibt es eine.
Mac-User können entweder direkt mit iTunes loslegen, oder – was empfehlenswerter ist – spezielle Audiosoftware wie
Bitperfect oder
Audirvana Plus 2 nutzen.
Als DAC kommt im CMA600i der noch recht neue AKM AK4490 Chip zum Einsatz. Im Questyle werden damit folgende Formate unterstützt: PCM 44,1-384kHz /16-32 Bit, True DSD64, DSD128, DSD256, DoP (DSD over PCM)64, DoP128 Konvertierung. Über S/PDIF (Coax und optisch) wird 192kHz/24 Bit unterstützt.