RME ADI-2 Pro – VorstellungFangen wir mit dem an, was der ADI-2 Pro
nicht ist: er ist kein Streamer! Er hat weder eine Netzwerkverbindung, noch verfügt er über einen Bluetooth-Chip. Für so manchen mag das schon ein Ausschlusskriterium sein, aber es ist wichtig festzuhalten, dass der ADI-2 Pro für solche Zwecke schlicht nicht konzipiert wurde. Seinen Ursprung hat er in der Studiotechnik, wo Dinge wie Bluetooth, Multiroom oder Streaming von Spotify und anderen Diensten einfach keine Rolle spielen.
Dafür beherrscht der ADI-2 Pro viele andere Dinge, die auch so manchem Heim-Anwender gut schmecken dürften. Der deutsche Hersteller RME, in der Studiowelt eine bekannte und etablierte Größe, fasst den Funktionsumfang des ADI-2 auf seiner Webseite wie folgt zusammen:
Er ist:
- ein High-End AD/DA Konverter in professioneller Studio Qualität
- ein 2-facher Kopfhörerverstärker in wahrer High-End Qualität
- ein USB DAC wie kein anderer – der flexibelste und leistungsfähigste
- ein High-End AD/DA Frontend und Kopfhörerverstärker für iPad / iPhone
- ein Multi-Formatkonverter (AES, SPDIF, ADAT) mit Abhörfunktion
- ein DSD Aufnahme- und Wiedergabe-Wandler
- ein AD/DA Frontend für Audio Messungen mit bis zu 768 kHz Samplefrequenz
Diese Liste ist 1:1 übernommen, daher so markige Worte wie
„der flexibelste und leistungsfähigste“. So weit würde ich vielleicht nicht gehen, denn erstens kocht auch RME nur mit Wasser und zweitens haben auch andere Väter schöne Töchter. Auf jeden Fall ist der RME ADI-2 Pro der mit Abstand funktionsreichste DAC/Kopfhörerverstärker, den ich je im Test hatte und den sich ein HiFi-Fan nur wünschen kann. Und auch auf technischer Seite hat dieser sehr kompakte Wunderkasten einiges zu bieten.
Sämtliche Fähigkeiten des ADI-2 Pro aufzuzählen und zu beschreiben, würde den Rahmen bei Weitem sprengen. Einen kleinen Eindruck vermittelt vielleicht der Hinweis, dass die deutschsprachige (und sehr informative)
Bedienungsanleitung schon über 90 DIN A4 Seiten hat.
Herzstück des ADI-2 Pro ist ein FPGA-Prozessor (Field Programmable Gate Array). Die verbauten AKM AD/DA-Wandler der Verita-Serie verarbeiten Samplingfrequenzen bis 786 kHz (PCM) und unterstützen DSD bis 11,2 MHz (entsprechend dem 256-fachen der Standard-Samplingfrequenz 44,1 kHz).
Erwähnenswert ist auch, dass RME im ADI-2 Pro bewusst auf eine digitale Lautstärkeregelung setzt. Diese steht eigentlich in dem Ruf, den Klang vor allem bei geringeren Pegeln deutlich zu beschneiden, was der Entwickler des ADI-2 Pro allerdings in der Anleitung vehement bestreitet und ausführlich erläutert, warum die digitale Lösung die Bessere sei. Nicht nur analogen Potis soll RMEs Lautstärkeregelung überlegen sein, sondern sogar spezielle Chips mit miniaturisierter Widerstandsleiter (wie im ADL Stratos) ausstechen. Welche Art der Lautstärkeregelung am Ende tatsächlich die Beste ist, sei einmal dahingestellt. Ein Manko hat die digitale Regelung aber: MQA-Kompatibilität ist damit prinzipbedingt ausgeschlossen, weil sie das digitale Signal selbst manipuliert. Und das ist bei MQA, welches eine Ende-zu-Ende-Lösung darstellt, nicht erlaubt. Sollte sich also MQA weiter durchsetzen, kann der ADI-2 Pro nicht als „Full Decoder“ für dieses Format eingesetzt werden. Auch nicht per Firmware-Update. Man kann höchstens über Software wie Audirvana das sogenannte "Core Decoding“, also die erste „Entfaltungsstufe“ von MQA nutzen.
Apropos Firmware: RME arbeitet ständig an der Funktionalität und hatte erst kürzlich ein umfassendes Update herausgebracht. Im Laufe des Tests wurden noch weitere Updates nachgereicht, die u.a. ein spezifisches Verhalten mit der Quellenwahl optimiert haben. Dazu später mehr. Das Einspielen von Updates geht jedenfalls kinderleicht und sehr schnell. Das Projekt gilt mit dem letzten Update aber als "abgeschlossen", sodass weitere Firmware-Updates für den ADI-2 Pro in Zukunft seltener kommen dürften.
Wie die meisten HiFi-DAC/Kopfhörerverstärker bietet auch der ADI-2 Pro diverse Anschlussmöglichkeiten, angefangen mit USB (asynchron) für die Verbindung zum Mac oder PC, wobei USB hier bidirektional genutzt werden kann. Also nicht nur, um Audio-Daten vom Computer zu empfangen. Da er auch als A/D-Wandler zum Digitalisieren analoger Quellen eingesetzt werden kann, lassen sich Daten via USB auch zum Mac/PC schicken. Zusätzlich bietet er an der Rückseite zwei Toslink-Buchsen als digitalen Ein- und Ausgang (ADAT-kompatibel). Mitgeliefert wird außerdem eine Kabelpeitsche (Breakout-Kabel genannt), die an den Port „Digital I/O“ angeschlossen wird und Coax SPDIF In/Out und AES3 IN/Out Buchsen zur Verfügung stellt. In dem kleinen Gehäuse hätten all diese Anschlüsse anders keinen Platz gefunden.
Als direkte Anschlussmöglichkeit gibt es noch zwei Kombibuchsen für XLR und Klinke als analoge Eingänge, zwei symmetrische Analogausgänge mit XLR-Buchsen, sowie zwei Klinkenbuchsen als unsymmetrischer analoger Ausgang. Letztere können beispielsweise als zweiter Kopfhörerausgang unabhängig von den an der Front angebrachten Klinkenbuchsen genutzt werden, oder als unsymmetrischer Analogausgang, wofür dann allerdings Adapterstecker von 6,3-mm-Klinke auf Cinch nötig sind. Ganz nebenbei lassen sich die Kopfhörerausgänge bei Bedarf auch symmetrisch nutzen – was allerdings wieder entsprechend vorbereitete Anschlusskabel mit zwei Klinkensteckern erfordert.
Das alles bedeutet eine riesige Anschlussvielfalt in einem äußerst kompakten Gerät, das mittels optionalem Halter auch platzsparend unter der Tischplatte montiert werden kann. Man kann den ADI-2 Pro als zweifachen Kopfhörerverstärker nutzen, als Vorverstärker zur Verbindung analoger Aktivlautsprecher oder Endverstärker, als Interface für Digitallautsprecher wie die Genelec SAM-Serie, zum digitalisieren analoger Schätze oder sogar als Mess-Frontend. Einziges Manko: Man benötigt diverse Adapter, wenn man alles nutzen will. Und vielleicht die Tatsache, dass man all dies auch erst mal richtig konfigurieren muss.
Dafür hat sich der Hersteller allerdings ein sehr cleveres Interface einfallen lassen…