Concero HP: Was macht diesen DAC/Kopfhörerverstärker so besonders?Warum sollte man den Kopfhörer möglichst nicht direkt an seinem Computer oder Mobilgerät anschließen? Schließlich sind heutige Computer doch wahre Hochleistungs-Rechenmaschinen. Voll digital und damit perfekt, oder?
Leider hängen noch immer sehr viele Menschen diesem Irrglauben an. Ich könnte seitenlange Abhandlungen darüber schreiben, warum das so einfach nicht ist, aber um dieses tausendfach diskutierte Thema für Einsteiger kurz anzuhaken: Computer sind leider keine besonders guten Audioquellen. Die größten Probleme für angeschlossene Audio-Wiedergabegeräte sind:
1. Computer verursachen sehr viel elektromagnetischen „Müll“ der die Datenübertragung beeinträchtigt, was anschließend erst mühsam und klangschädigend wieder von den Fehlerkorrekturstufen ausgebügelt werden muss.
2. Die in Computern integrierten DACs sind in der Regel billigster Machart,
3. Die analogen Ausgangsstufen (Kopfhörer/Line-Anschluss) sind erst recht primitiv und meistens zu leistungsschwach für beispielsweise hochohmige High End Kopfhörer.
Es gibt noch viele andere Gründe, die eine Rolle spielen, aber dies sind die wohl wichtigsten. Wie sehr es einen Unterschied macht, kann übrigens jeder mit einem halbwegs gesunden Gehör sehr leicht nachvollziehen. An externen DAC/Verstärkern klingen Audiogeräte praktisch immer besser. Sogar sehr einfache und preisgünstige Geräte bringen meist schon einen klanglichen Zugewinn.
Wer sich für die Anschaffung eines Kopfhörers der Spitzenklasse entscheidet, kommt um die zusätzliche Investition in einen geeigneten und für den jeweiligen Kopfhörer passenden DAC/HPA eigentlich nicht herum.
Was den Concero HP aus der Masse der Angebote hervorhebt, ist die Tatsache, dass er einer der ganz wenigen Bus-gespeisten Vertreter seiner Art ist, die auch mit 600-Ohm-Kopfhörern noch gut zurecht kommen. Der Vorteil von Bus-gespeisten Geräten liegt auf der Hand: Man benötigt kein separates Netzteil/Kabel und das Gehäuse kann vergleichsweise klein ausfallen, was ihn gerade für den Betrieb am Desktop geradezu prädestiniert. Der DAC/HPA wird einfach in den Kabelweg zum Kopfhörer eingeschleift und fertig. USB-Kabel >> DAC/HPA >> Kopfhörer.
Mit seinem relativ dicken Aluminiumgehäuse, das ohne sichtbare Schrauben daher kommt, wirkt der Concero HP wie aus einem Block gefräst. Entgegen dem in
Ausgabe 463 getesteten Resonessence Labs HERUS+ ist der Concero HP mit 10x10,2,5 cm zwar etwas größer, aber immer noch weitaus kompakter, als die meisten herkömmlichen Konkurrenten für den Heimbetrieb. Zudem bietet er einen sehr clever gemachten Lautstärkeregler (dazu später mehr) und zusätzlich einen als Ein- oder Ausgang konfigurierbaren S/PDIF-Anschluss für Digitalgeräte ohne USB.
Da es sich beim Concero HP quasi um eine minimalistische Version der zuvor genannten High-End-Geräte Invicta und Mirus vom gleichen Hersteller handelt, steckt in seinem Inneren nur feinste Digitaltechnik. Dazu sollte erwähnt werden, dass sich Resonessence Labs aus ehemaligen Mitarbeitern des angesehenen Chipherstellers
ESS Technology rekrutiert, darunter der Chef und Gründer Mark Mallinson, der frühere Operations Director für ESS Technology und einige Ingenieure und Audio Experten, die unmittelbar am Design der ESS DAC und ADCs beteiligt waren. Genügend Digitalkompetenz kann also vorausgesetzt werden.
Herz des Concero HP ist ein
32bit ES9018-2M Sabre DAC, der PCM und DSD beherrscht. Einer der besten und leistungsfähigsten seiner Art. Einige High End Hersteller setzen ebenfalls auf diesen oder leicht abgewandelte Chips von ESS. Beispielsweise wird Lehmann Audio demnächst seinen neuen Linear D mit einem ES9016 ausgestattet auf den Markt bringen.
Der Concero HP besitzt außerdem einen upgradebaren FPGA DSP mit verschiedenen Upsampling-Filteralgorithmen. Im Standard-Modus (die vordere LED leuchtet blau) wird kein Upsampling vorgenommen. Dieser Modus eignet sich ideal für bitperfekt zugespielte Daten. Eingangsdaten mit 16 Bit, 44,1 oder 48 kHz können wahlweise per IIR- oder Apodizing-Filter upgesampelt werden, wobei man die Filter mit einem Druck auf den Lautstärkeregler umschaltet. Leider gibt es keine optische Unterscheidung der beiden Upsampling-Varianten. In beiden Fällen leuchtet die Front-LED magentafarben. Allerdings ist die Sequenz sehr einfach:
- Blau = ohne Upsamplig
- einmal drücken = IIR-Filter (Magenta)
- nochmal drücken = Apodizing-Filter (Magenta)
- nochmal drücken = blau/ohne Upsampling u.s.w.
Der Concero HP merkt sich das jeweils zuletzt eingestellte Filter, auch wenn er vom USB (und damit von der Stromversorgung) getrennt wird. Wer mehr über die Filter erfahren möchte: Resonessence Labs hält
hier eine sehr umfassende (allerdings englischsprachige) Beschreibung parat. (Nebenbei bemerkt: Die Webseiten des Herstellers wirken recht primitiv und sind auch nicht sehr übersichtlich. Aber man erkennt sehr deutlich, dass es sich beim Resonessence-Team nicht um Marketingspezialisten handelt, sondern um Techniker.)
Wichtig ist bei der ersten Inbetriebnahme nur, dass man die Lautstärke runter regelt, bevor man die Musik startet! Aus irgendeinem Grund stellen sowohl Mac OS als auch Windows die Lautstärke beim ersten Verbinden auf 0 dB – also Maximum. Später merkt sich das User-Interface aber die eingestellte Lautstärke, auch wenn der DAC/HPA mal vom Computer getrennt wird.
Übrigens: Für Windows wird ein separater Treiber benötigt, unter Mac OS jedoch nicht.