Test Resonessence Labs Concero HP DAC/Kopfhörerverstärker – kompakt und highendig
audioquest: Können USB-Kabel einen Klangeinfluss haben?Mit diesem Abschnitt begebe ich mich auf dünnes Eis. So viel steht fest. Gerade unter Computernerds und nicht-audiophilen Musikkonsumenten herrscht nach wie vor die weit verbreitet Überzeugung, dass Kabel, insbesondere Digitalkabel wie USB, auf den Klang einer Wiedergabekette unmöglich einen Einfluss haben können und es daher totaler Schwachsinn wäre, mehr als 2 bis höchstens 10 Euro für eine handelsübliche USB-Leitung auszugeben. Zudem sind diese Meinungen meistens sehr festgefahren und enden nicht selten in Beschimpfungen und Verunglimpfungen wie „HiFi-Spinner“, „Voodoo-Priester“ oder schlimmeres. – Was sehr bedauerlich ist, denn wenn man sich mit der Thematik einmal ernsthaft auseinandersetzt, wird schnell deutlich, dass es doch mehr Dinge zwischen Null und Eins gibt, als man sich mit seiner Schulweisheit träumen lässt.
Die Schwierigkeit dabei ist eine sachliche Differenzierung und die Auswirkungen in einen praktischen Kontext zu bringen. Das fängt schon damit an, dass kleine, subtile Klangunterschiede (wie bei den unterschiedlichen Upsampling-Filtern) in ihrer Wertigkeit unterschiedlich wahrgenommen werden. Für manche sind solche Details wichtige Puzzlestücke zum angestrebten Idealklang, für andere sind sie einfach irrelevant. Dementsprechend unterschiedlich ist die Bereitschaft, für solche Details Geld auszugeben.
Ich habe für diesen Test am Concero HP eine herkömmliche USB-Beipackstrippe mit einem 120 Euro teuren
audioquest Carbon USB-Kabel (
Shop) verglichen. Außerdem habe ich in der Signalkette noch ein kleines Teil namens
JitterBug (
Shop), ebenfalls von audioquest, ausprobiert.
Die USB-Leitung war übrigens die meiste Zeit nicht direkt am Mac angeschlossen, sondern an einem externen USB-3-Hub mit eigener Stromversorgung, an dem aber noch andere Devices, wie 2,5“-Festplatten angeschlossen und im Betrieb waren. Welchen USB-Anschluss man wählt, und welche sonstigen Komponenten am gleichen Hub hängen, kann das Ergebnis beeinflussen. Da die Kombinationsmöglichkeiten nahezu unendlich sind, ist das Ergebnis leider auch nicht 1:1 auf andere Installationen übertragbar und muss im Zweifel von jedem selbst ausprobiert werden. Ich kann hier nur von den Auswirkungen in MEINER Kette berichten.
Das audioquest Carbon ist ein sogenanntes Solid Core Kabel. Seine (hier versilberten)
Kupferleiter bestehen aus massivem Draht anstatt aus einem Litzenbündel. Dadurch ist das audioquest Carbon auch sehr viel steifer und muss erst in die richtige Richtung gebogen werden, um vernünftig angeschlossen werden zu können. Nicht dramatisch, aber lose herunter hängt dieses Kabel nicht – was je nach Unterbringung allerdings auch ein Vorteil sein kann. Die Verarbeitung wirkt mit ihren direkt versilberten Steckern und dem Gewebemantel sehr hochwertig, was man für diesen Preis natürlich auch erwarten kann.
Der JitterBug ist ein kleiner USB-Zwischenstecker. Dieser wird zwischen USB-Port und -Kabel in den Signalweg eingefügt und soll dafür sorgen, dass weniger hochfrequenter „Müll“ die Signalqualität auf dem Weg zum DAC beeinträchtigt. Der JitterBug erreicht das einerseits durch eine galvanische Trennung – was allerdings in vielen hochwertigen DAC auch schon gemacht wird. Erfolgt dies jedoch schon vor der Kabelstrecke, kann das – theoretisch – weitere positive Auswirkungen haben. Desweiteren setzt er die Übertragung auf USB 2.0 herunter, die wesentlich niederfrequenter als USB 3.0 ist und deutlich weniger „verschmutzt“ von Hochfrequenzmüll ist. (Das ist übrigens auch der Hauptgrund, warum bis heute keine USB-Audio-Komponenten mit USB 3.0 existieren. USB 2 reicht von der Bandbreite her selbst für höchstauflösendes Surround, ist aber Signaltechnisch einfacher zu beherrschen.) Die Stromversorgung wird durch den JitterBug übrigens nicht beeinträchtigt.
Auch der gefürchtete Jitter (zeitliche Varianzen im „Eintreffen“ der Bits beim DAC) soll, wie der Name ja schon vermuten lässt, mit dem JitterBug bekämpft werden, noch bevor sich das Signal auf seine Reise durch das Kabel macht. Dazu gibt es in dem Stecker einen kleinen, passiven FIFO-Buffer, welcher sich den Takt in diesem Fall vom Concero HP holt. Hörbare Auswirkungen auf die Latenz soll das nicht haben und sind mir auch nicht aufgefallen. Auf diese Weise hat die Jitterkorrektur im angeschlossenen DAC abermals weniger zu tun.
Um es kurz zu machen: Sowohl das Kabel allein, als auch die zusätzliche Integration des JitterBug haben Auswirkungen auf den Klang. – Aber sehr geringe. Ganz klar: Wer nur ein Standard-USB-Kabel in selbst einer so hochwertigen Kette nutzt, wirft damit nicht gleich Perlen vor die Säue. Mit audioquest USB-Kabel und JitterBug wird das Klanggeschehen noch eine Spur kontrollierter und weniger „harsch“. Man könnte wiederum sagen: analoger.
Um mal eine Analogie für computererfahrene Leser zu bringen: Stellen Sie sich einen guten Monitor mit ein paar winzigen Sub-Pixelfehlern vor, die nur bei bestimmten Farben auftauchen. Weder wird das Gesamtbild auf dem Display dadurch wesentlich beeinträchtigt, noch die Arbeit behindert. Aber wer die Pixelfehler erst mal erspäht hat, dem werden sie umso stärker und störender auffallen. So ähnlich ist es, wenn man den JitterBug und das audioquest USB-Kabel wieder entfernt und ein 08/15-Kabel einsetzt. Plötzlich scheint das Klangbild „Pixelfehler“ zu haben. – Natürlich dient diese Analogie nur zur Veranschaulichung der Sachlage und ist nicht wirklich gleichzusetzen (Vergleiche hinken immer). Aber tatsächlich würde ich nur noch ungern am Concero HP auf die beiden audioquest-Gadgets verzichten. Wirklich schwierig wird die Sache nur bei der Rechtfertigung für den Preis. Sind 120 Euro (Kabel) und 50 Euro (JitterBug) vertretbar? Das hängt allein vom persönlichen Geldbeutel und dem klanglichen Anspruch ab. Insbesondere die 50 Euro für den JitterBug sind aus meiner Sicht aber durchaus noch vertretbar, wenn ohnehin schon über tausend Euro in einen DAC/HPA wie den Concero plus einen Spitzenkopfhörer investiert wurden.