Test: Resonessence Labs Veritas High-End DAC
Veritas – Praxis und KlangDa die Bedienung und die verfügbaren Filtervarianten im Wesentlichen denen des Concero HP entsprechen, will ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. Wichtig zu wissen ist aber, dass der Veritas im Gegensatz zum Concero HP keinen Kopfhörerausgang hat! Es handelt sich um einen reinen DAC/Vorverstärker. Grundsätzlich tendiere ich inzwischen dazu, DAC und KH-Verstärker möglichst getrennt anzuschaffen. Vor allem deshalb, weil es im Bereich der DACs derzeit noch so viel Entwicklung gibt und die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass man diesen eher tauschen möchte, als seinen (analogen) KH-Verstärker. Bei dem Preis von gut 3.000 Euro ist das Fehlen eines Kopfhörerausgangs am Veritas für manche aber sicher ein großes Manko. Vielleicht gibt es ja irgendwann noch einen passenden analogen Kopfhörerverstärker im gleichen Gehäuse.
Auf dem Desktop erweist sich die Größe des Veritas als nahezu perfekt. Er nimmt nicht viel Platz in Anspruch und ist (bei weitem) schwer genug, um nicht von den Anschlusskabeln vom Tisch gezogen zu werden. Etwas popelig für ein Gerät dieser Preisklasse finde ich die simplen Linsen-Gummifüße. Dafür muss man sich nicht mit einem Teppich-Brikett rumschlagen. Der Veritas hat ein hochwertiges, internes Netzteil.
Per XLR-Kabel mit dem Violectric V280 verbunden und mit einem USB-Kabel an den Mac angeleint, muss nach dem Anschluss des Netzkabels zuerst der Eingang über die mitgelieferte Apple Remote eingestellt werden. Beim Betrieb an Kopfhörerverstärkern wie dem V280 mit eigener Lautstärkeregelung muss der Pegel am Veritas auf Maximum (0 dB) eingestellt werden. So fungiert er als Hochpegelquelle, wie beispielsweise ein CD-Player.
Aber Vorsicht! Bei der ersten Inbetriebnahme über USB an einem Mac oder PC ist der Pegel IMMER auf Maximum eingestellt. Wer den Veritas an eine Endstufe oder Aktivlautsprecher ohne eigene Lautstärkeregelung anschließt, sollte den Pegel unbedingt zuerst runter regeln, bevor Play gedrückt wird. Bei der nächsten Inbetriebnahme merkt sich das Betriebssystem aber den zuletzt eingestellten Pegel. Das ist offenbar eine USB-HID-Besonderheit.
Das OLED-Display an der Front des Veritas zeigt neben dem eingestellten Pegel noch den gewählten Eingang und die anliegende Samplingfrequenz an. Das Resonessence-Logo leuchtet, je nach eingestelltem Filter blau oder magentafarben, wie bei den anderen getesteten Resonessence-DACs. Das Logo lässt sich in drei Helligkeitsstufen einstellen oder ganz ausschalten. In der niedrigsten Dimmstufe wechselt es leider nicht die Farbe je nach Filter. Möglicherweise noch ein Bug des Prototyps. – Die Firmware kann übrigens bei Bedarf upgedatet werden.
KlangbeschreibungSchon bei den ersten Tönen über den Veritas am Violectric V280 und mit dem beyerdynamic T1 als Kopfhörer wird klar, dass dieser DAC in einer ganz anderen Liga spielt, als beispielsweise der intern im V280 verbaute, oder auch der Meridian Explorer². Mann brauch nicht mal einen unmittelbaren Vergleich für diese Erkenntnis. Es reicht, an einem Tag mit einem einfacheren DAC zu hören und am nächsten Tag den Veritas anzuschließen. Schon nach wenigen Takten wird klar, dass hier andere, deutlich bessere Hardware im Spiel ist.
Der Kopfhörerverstärker V280 blüht mit dem Veritas als Spielpartner nochmals weiter auf und seine klanglichen Eigenschaften treten deutlicher als je zuvor zutage. Allerdings werden dadurch seine Grenzen auch klarer aufgezeigt. Der Veritas schält die Stärken und Schwächen angeschlossener Komponenten schonungslos heraus, verrät seine eigene Natur aber eher indirekt. Normalerweise wenn eine einzelne Komponente in einer Audiokette ausgetauscht wird, kann man die sich dadurch ergebenden klanglichen Veränderungen eindeutig dem neuen Gerät zuordnen, weil gänzlich andere Charaktereigenschaften hervortreten, die vorher nicht festzustellen waren. Schleift man den Veritas in die Kette ein, ist es eher so, als würde man ein bisher überflüssiges, den Klang begrenzendes Gerät aus der Kette entfernen, wodurch die verbleibenden Komponenten freier aufspielen können. Der Veritas sorgt für
„weniger Reibung im gesamten Antriebsstrang“.Im Grunde genommen kann es kein größeres Lob für ein HiFi-Gerät geben, denn das eigentliche Ziel ist ja, dass die Komponenten dem Musiksignal kein eigenes „Geschmäckle“ aufprägen sollen. Das macht aber so ziemlich jedes HiFi-Gerät. Mal mehr, mal weniger stark. Der Veritas verhält sich bewundernswert neutral und unhörbar, was die Wiedergabe letztlich auch ein Stück analoger und natürlicher klingen lässt. Höhen verlieren an Schärfe, Stimmen haben plötzlich mehr Authentizität, Instrumente stehen klarer definiert im Raum und Bässe wirken weniger rumpelig.
Leider hatte ich nicht die Gelegenheit, den Veritas auch mit verschiedenen Endstufen oder Aktivlautsprechern auszuprobieren, um das Erlebte in gänzlich anderen Konfigurationen zu verifizieren. Aber der Unterschied zu deutlich günstigeren DACs am Violectric war schon frappant.