Samsung QN900B – Vorstellung und KonzeptDas 2022er Spitzenmodell QN900B von Samsung ist in drei Größen erhältlich: 65, 75 und 85 Zoll. Das hier getestete 75“-Modell kostete zum Marktstart laut unverbindlicher Samsung Preisempfehlung stattliche 7.700 Euro. Inzwischen weiß fast jeder, der sich ein wenig auf dem Markt für TV-Geräte auskennt, dass die zuerst nach Vorstellung aufgerufenen Preise ziemliche Luftnummern sind. Schon direkt bei Marktstart bot Samsung selbst Cash-Back-Rabatt für den QN900B an. Inzwischen, nur wenige Wochen nach dem Handelsstart, hat sich der Preis auf ca. 5.600 Euro eingependelt. Immer noch sehr viel Geld für einen Fernseher, aber hier handelt es sich um die technologische Speerspitze, die immer um einiges teurer als der durchschnittliche Fernseher mit vergleichbarer Bilddiagonale ist.
Dafür bietet der QN900B aber auch einige echte Schmankerl. Am auffälligsten dabei ist wohl der praktisch nicht vorhandene Rahmen um das Display. Links, rechts und oben beträgt die Dicke der „Umrandung“ bis zum sichtbaren Bild gerade mal 2-3 mm. Am unteren Rand sind es etwa 7 mm. Das ist so schmal, dass das Samsung-Logo mit einer kleinen Bedientaste und einem integrierten Mikrofon nur winzig klein am rechten unteren Rand unter den Rahmen untergebaut werden musste.
Die Dicke des Bildschirms beträgt über die gesamte Fläche nur rund 15 mm. Das ist nur möglich, weil die gesamte Rechenpower und die Anschlüsse Samsung-typisch in eine externe Einheit, die so genannte One Connect Box (OCB) ausgelagert sind. Mehr dazu später. Trotzdem sind im Gehäuse des Fernsehers Lautsprecher untergebracht, die angesichts ihrer flachen Bauweise und für Flachbildschirme allgemein einen erstaunlich guten Klang mit bemerkenswertem Tiefgang bieten.
Das 75“ große Display kommt ohne Lüfter aus. Der damals getestete 65“ Panasonic hatte hiervon noch eine ganze Armada eingebaut, die zwar im normalen Betrieb kaum störten, aber eben auch nicht unhörbar waren.
Die OCB macht im Betrieb leichte Geräusche. Ich kann aber nicht sagen, ob das von einem kleinen integrierten Lüfter kommt, oder nur Netzteilbrummen ist. Das Geräusch ist aber im normalen Betrieb so gut wie nicht wahrnehmbar. Erst recht nicht, wenn die OCB in oder hinter einem Schrank untergebracht wird.
One Connect BoxDie Auslagerung der Anschlüsse und der wesentlichsten Elektronik-Baugruppen in eine separate Box ist eine Samsung-Spezialität und einer der – wie ich finde – größten Vorteile dieser Fernseher. Nicht nur, dass dadurch der Bildschirm flacher gehalten und leichter passiv gekühlt werden kann. Es erleichtert auch den Anschluss externer Komponenten ungemein. Insbesondere, wenn der TV an der Wand montiert werden soll. Immer wenn etwas an- oder umgesteckt werden soll, was bei mir sehr oft vorkommt, ist es ein absoluter Krampf, wenn hinter dem an der Wand befestigten Bildschirm hantiert werden muss. Meist geht das gar nicht, ohne den TV einmal komplett abzunehmen, was die Hilfe einer zweiten Person erfordert. Die OCB ist hier ein wahrer Segen.
Die Box besteht aus nicht sehr edlem Kunststoff, ist sehr flach, kaum höher als ein zugeklapptes MacBook Pro, und bietet alle wichtigen Anschlüsse: Strom, LAN, Antennen, USB, CI-Slot, HDMI, Toslink etc. Von der Box geht nur ein dünnes Kabel zum TV. Darüber werden nicht nur alle Signale übertragen, sondern auch Strom für den Bildschirm bereitgestellt. Es wird ein ca. 3m langes und ein sehr kurzes OCB-Anschlusskabel mitgeliefert. Die OCB kann nämlich auch flach an dem mitgelieferten Standfuß befestigt werden, womit nur eine kurze Leitung zum Panel nötig ist.
Ich habe den TV-Fuß nicht installiert, sondern den QN900B an der vorhandenen Wandhalterung aufgehängt. Das war etwas kniffliger als erwartet, weil der Samsung im Gegensatz zu dem vorher montierten Panasonic M8- statt M6-Schrauben für die Befestigung der VESA-Halteschienen benötigt. Und weil der Bildschirm so dünn ist, sind die Gewinde im Gehäuse nur wenige Millimeter tief. So kurze M8-Schrauben sind höchstens im Schrauben-Spezialhandel zu finden. Ich habe mir mit einem entsprechenden Stapel von Unterlegscheiben beholfen. Das geht auch, nur dass der Screen eben nicht ganz so nah an der Wand sitzt, wie er könnte. Samsung selbst bietet eine speziell auf diesen TV zugeschnittene, besonders flache Wandhalterung an. Damit sitzt der TV fast wie angeklebt an der Wand.
Zurück zur OCB: Ärger im ParadiesLeider gibt es bei meinem Exemplar der OCB ein echtes Problem, das ich nur als Defekt einstufen kann. Zwar funktioniert der Betrieb des TV einwandfrei, aber die Box schaltet sich nicht korrekt in Standby. Alle zwei Minuten gibt sie leise Klick-Geräusche von sich. Das führt u. a. dazu, dass eine angeschlossene USB-Festplatte immer wieder aufgeweckt wird, kurz nachdem sie sich abgeschaltet hat. Der Strommesser bestätigt außerdem, dass die Box nie wirklich in Standby geht. Der Verbrauch liegt dauerhaft bei über 50W.
Nach über eineinhalb Stunden intensiver Fehlersuche mit dem Samsung-Support – mit Ferndiagnose, Hard-Resets und allen möglichen Versuchen – ist das Problem leider nicht gelöst und ich gehe derzeit von einen hoffentlich baldigen Austausch der OCB aus. Was übrigens ein weiterer Vorteil der externen Anschlusskiste ist. Wäre die Elektronik im Bildschirm verbaut, müsste das riesige Gerät komplett getauscht werden. – Das Grauen!
Nichtsdestotrotz ist das auch hier ein sehr ärgerlicher Umstand und ich hoffe auf eine baldige Reaktion von Samsung. Bis dahin muss der TV nach dem Ausschalten immer vom Strom getrennt werden.