Samsung QN900B – Praxis und BildqualitätAlles in allem konnte ich mich recht schnell an die Besonderheiten der Tizen-Oberfläche gewöhnen und sie ist weitgehend zufriedenstellend. Aber es gibt noch einige Punkte, die Samsung dringend verbessern sollte.
Da wären zum Einen lästige Hinweisfenster, die eine flüssige Bedienung ausbremsen. So poppt etwa beim Wechsel des Bildmodus von Standard auf Film (und anderen) ein Screen auf, der auf einen eventuell erhöhten Stromverbrauch mit dem geänderten Modus hinweist. Nichts gegen den Hinweis an sich, aber das sind klassische Meldungen, die sich deaktivieren lassen müssen. Etwa durch das Setzen eines Häkchens: „Hinweis zukünftig nicht mehr anzeigen“. Die Fenster müssen derzeit jedes Mal mit zusätzlichen Tastendrücken weggeklickt werden.
Ein weiteres Beispiel für eine schlecht umgesetzte Bedienung findet sich bei der Steuerung von Aufnahmen mit einer angeschlossenen HDD. Ein Pluspunkt vorweg: Mehrere hintereinander aufgenommene Serienfolgen werden automatisch nacheinander abgespielt. Das ist praktisch. Ansonsten ist die Steuerung ein Graus.
Innerhalb einer Aufnahme kann in drei langsamen stufen Vor- und Zurückgespult werden. Um schnell vorzuspulen, hält man bei Wiedergabe einfach die Taste nach rechts gedrückt. Hält man diese Taste aber auch nur etwas zu lange (etwa zwei, drei Sekunden) gedrückt, beschleunigt sich das Vorspulen massiv und man ist ratzfatz am Ende der Aufnahme – wo dann automatisch die nächste Aufzeichnung gestartet wird.
Zur Aufzeichnung einer Sendung musste ich beim Panasonic lediglich im EPG bei der gewünschten Sendung die Record-Taste drücken. Beim Samsung muss erst in einem Menü mit drei Punkten „Aufnahme planen“ gewählt und anschließend wieder ein Fenster weggeklickt werden, dass auf eine Meldung fünf Minuten vor beginn der Aufzeichnung hinweist und die Möglichkeit bietet, die Aufnahmezeiten anzupassen. Zu umständlich!
Außerdem lassen sich gerade laufende Aufnahmen einfach nicht unterbrechen oder löschen. (Zumindest habe ich dafür noch keine Möglichkeit gefunden.) Last but not least bietet der QN900B zwar Time Shift, aber keine permanente Aufnahme, die automatisch startet, sobald man zu einem Sender wechselt und dann eine vorgegebene Zeit (z. B. 180 Minuten) puffert. Der sechs Jahre alte Panasonic kann das – und hat eine wesentlich komfortablere Aufnahmeverwaltung und -Steuerung.
Die Verwaltung der Aufnahmen beim Samsung ist unterirdisch. Zunächst einmal ist überhaupt nicht erkennbar, in welcher Reihenfolge die Aufnahmen erfolgten. Es gibt unter den einzelnen Aufzeichnungen keinen Timecode und auch keine Nummerierung. Auch die vorhandenen Sortieroptionen helfen da nicht. Ich habe einige Zeit gebraucht, um die Logik dahinter zu durchschauen, was aber auch nur bedingt hilft. Beim Löschen einer Aufnahme sind wieder viele Tastendrücke und überflüssige Hinweisfenster zu überwinden. (Erst eine Sicherheitsabfrage, dann:„Aufnahme wurde erfolgreich gelöscht.“ muss mit Ok bestätigt werden. – Glückwunsch Samsung). Please fix this mess!
Kurzum: Die Funktionen zur HDD-Aufzeichnung des QN900B sind ein echter Afterthought und im Vergleich zu Panasonic grottenschlecht umgesetzt.
Die zuvor genannten nervigen Hinweismeldungen und die HDD-Funktionen sind aber auch die Wesentlichsten meiner Kritikpunkte. Von diesen Abgesehen wird alles nur sehr viel besser. – Vor allem beim Bild…
Die BildqualitätKurzum: Atemberaubend! Aber der Reihe nach.
Für die optimale Ausnutzung der Bildqualität ist erst mal ein gewisses Verständnis für verschiedene Funktionen des Fernsehers hilfreich. Natürlich bietet der QN900B auch „out of the box“ und ohne jede weitere Einstellung schon ein tolles Bilderlebnis, aber bei einem High-End-Gerät wie diesem ist etwas Mithilfe des Nutzers (oder des Fachhändlers) doch sehr nützlich.
So gibt es beispielsweise eine Funktion, den TV mit Hilfe eines iPhones oder iPads auf die örtlichen Lichtverhältnisse einzumessen. Ich muss gestehen, mich damit noch nicht befasst zu haben, weil ich inzwischen manuelle Einstellungen gefunden habe, an denen ich nicht mehr rütteln möchte. Mit automatischen Einmessfunktionen habe ich zudem nicht nur positive Erfahrungen gemacht und ich möchte mir dadurch mein jetziges Setup nicht verderben. Sollte die OCB wegen der oben beschriebenen Angelegenheit von Samsung ausgetauscht werden, sind aber sowieso alle Einstellungen weg. Dann werde ich dieses Feature noch mal ausprobieren und hier nachtragen.
Apropos: Einmal vom Nutzer angelegte Senderlisten lassen sich auf einen USB-Speicher exportieren und jederzeit wieder importieren. Leider geht das nicht mit den ganzen anderen Benutzereinstellungen. Warum eigentlich nicht?
Ganz wichtig: Der BildmodusFür den Start sollten potentielle Käufer dieses (oder ähnlicher) Samsung Gerätes erst mal etwas über die umschaltbaren Bildmodi wissen. Davon gibt es vier an der Zahl:
- Dynamisch
- Standard
- Film
- Filmmaker Mode
Jeder einzelne davon kann in vielen Parametern individuell angepasst werden. Nach meiner Erfahrung können Sie den Modus „Dynamisch“ erst mal links liegen lassen. Dessen Grundeinstellung ist eher was für Händler-Ausstellungen. Wichtig sind die restlichen drei Modi.
Zwei Parameter in den Bildeinstellungen sind dabei von besonderer Bedeutung. Und zwar im Menü Bild –> [jeweiliger Bildmodus] –> Experteneinstellungen –> Bildschärfe-Einstellungen und dort Judder-Minderung. Dieser dient zur Kompensation von Bewegungs-Ruckeln bei Inhalten, die mit 24 fps aufgenommen wurden. Eine hohe Einstellung macht zwar selbst den ruckeligsten Film nahezu butterweich, aber es entsteht dadurch auch der so genannte Soap-Opera-Effekt. Die Bilder sehen dann aus, wie mit einer Videokamera aufgenommen und verlieren die typische und aus dem Kino gewohnte Filmwirkung. Über den Judder-Regler kann ein Kompromiss eingestellt werden, der in meinem Fall bei Stufe 3 liegt. Das bewirkt schon eine merkliche Minderung des Ruckeln, ohne dass das Bild zu „soapig“ wird.
Die Unschärfeminderung belasse ich im Standard-Bildmodus bei 10, im Film-Modus habe ich sie auf 8 verringert. (Judder auch hier auf 3.)
Ein weiterer wichtiger Punkt findet sich in den Experteneinstellungen etwas weiter unten: Farbton habe ich bei mir in allen Bildmodi auf „Warm 1“ gestellt.
Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Parameter. Einige davon sind wirklich nur für Experten zu verstehen. Die meisten dieser anderen Einstellungen konnte ich bei mir aber auf den Standardwerten belassen.
Nun ist es noch wichtig zu wissen, wann welcher Bildmodus gewählt werden sollte und vor allem, was es mit dem Filmmaker Modus auf sich hat.
Der Filmmaker Modus ist der Versuch eines großen Zusammenschlusses von Geräteherstellern, Filmstudios und anderen Unternehmen, um dem Zuschauer den Inhalt auf möglichst einfache Weise genau so zu präsentieren, wie es die Macher vorgesehen haben. Also damit der Film auch so aussieht, wie er abgemischt wurde und seine Bildsprache beibehält, wobei von abgedunkelten Räumen ausgegangen wird. Eben Kinoatmosphäre. Der Filmmaker Modus wird nicht nur von Samsung unterstützt, sondern auch von anderen großen Namen wie LG, Sony u.s.w. Aber während der Filmmaker Modus bei einigen TVs manuell über eine Taste aktiviert werden muss, wird er beim Samsung automatisch durch einen Flag in den Metadaten aktiviert.
Bis jetzt habe ich die automatische Aktivierung des Filmmaker Modus nur bei einigen Inhalten von Prime Video erlebt. Darunter der aktuelle Stallone-Film „Samaritan“ (IMDB 5,9) und der Serie „Paper Girls“ (IMDB 7,2). Netflix und ATV+ scheinen das derzeit noch nicht zu unterstützen.
Tatsächlich bietet der Filmmaker Modus ganz automatisch ein sehr kinohaftes Erlebnis. Dabei sind die meisten Bildverbesserer der TV-Geräte standardmäßig ausgeschaltet. Wer mag, kann hier dennoch eingreifen, oder den Modus auch ganz abschalten. – Oder ihn manuell einschalten, wenn man meint, es würde passen.
Ansonsten ist der normale Filmmodus eine gute Wahl für alle 4K und HDR-Inhalte. Beispiel „Sandman“ auf Netflix (fantastische Serie, IMDB 7,8): Es ist überwältigend, wie gut der Samsung in dieser 4K/HDR-Serie den Helligkeitsspagat schafft. Mit der Judder-Einstellung auf 3 und Unschärfeminderung auf 8 – und ohne die Helligkeitsreserven des QN900B auszubremsen – ist der Bildeindruck besser als in jedem Kino. Helle Bereich in dunklen Szenen, oder auch echte Tageslichtaufnahmen, wirken dank der Strahlkraft des QN900B auch sehr viel lebensechter, als ich es auf irgend einem OLED je gesehen habe.
Hier ein paar abfotografierte „Screenshots“. Die können leider nicht vermitteln, was der Samsung tatsächlich kann, weil herkömmliche Computermonitore oder Smart-Devices es schlicht nicht wiedergeben könnten.
Die grandiosen Helligkeitsreserven des QN900B lassen sich hier leider nicht abbilden. (Screenshots von Netflix; "Sandman")
Der Standard-Modus empfiehlt sich für Inhalte wie Nachrichten, Dokumentationen, TV-Shows, aber auch für Zeichentrick, ältere TV-Serien etc.