Samsung QN900B – Fortsetzung und FazitBeim Schwarzwert sehe ich keinen nennenswerten Rückstand gegenüber OLED-Panels. Der Samsung arbeitet mit 1920 Dimming-Zonen. Wichtig dabei ist, dass gegenüber früheren Modellen im QN900B eine wesentlich feinere Helligkeitssteuerung der Zonen zum Einsatz kommt, was die Wirkung deutlich verbessert. Ja, es gibt Momente, in denen hier und da leichtes Blooming zu erkennen ist. Aber selbst bei komplett abgedunkeltem Raum kann ich zu keiner Zeit von einem suboptimalen Schwarzwert sprechen. Die Vorteile der viel größeren Helligkeitsreserven überwiegen für mich bei weitem. Insbesondere HDR-Inhalte, die auf anderen Fernsehern oft zu dunkel aussehen, wirken mit dem QN900B wie aus dem echten Leben gegriffen.
Nachtrag 07.09.22: Um die Möglichkeiten des QN900B beim Schwarzwert anhand eines Beispiels zu zeigen, habe ich aus dem Abspann einer Folge "Paper Girls" (Prime Video) ein Foto mit der Canon R6 im RAW-Format im komplett abgedunkelten Raum gemacht. Das erste Bild zeigt den Abspann genau so, wie das Auge es sieht. Das zweite Bild ist eine Kopie, bei der ich in Lighroom extreme Belichtungswerte eingestellt habe, um das Blooming darzustellen. Mit 100% verringerten Lichtern und 80% aufgehellten Schatten (LR-Einstellungen links oben im Bild) ist der Dynamikumfang der Kamera überschritten und Rauschartefakte treten zutage. Das liegt nicht am Fernseher.
Das Beispiel demonstriert recht eindrücklich, wie gut das Local Dimming des QN900B arbeitet. Im normalen Betrieb ist in solchen und den meisten anderen Bildsituationen mit bloßem Auge praktisch kein Unterschied zu einem OLED zu erkennen.
Und dann wäre da noch die 8.000-Pixel-Preisfrage: Macht 8K einen Unterschied? Die Meisten von Ihnen wissen sicherlich, dass der Nutzen einer 8K-Auflösung recht gering ist. Insbesondere, da es zur Zeit noch fast keine Inhalte gibt, die mit der vierfachen Pixelmenge von 4K produziert wurden. Zwar können Käufer eines Samsung 8K-Fernsehers zur Zeit die zweite Staffel von „Das Boot“ (die Neuverfilmung natürlich) kostenlos in nativem 8K ansehen. Doch der Wow-Effekt gegenüber 4K hält sich bei normalem Betrachtungsabstand in Grenzen.
Auflösung ist immer eine Frage der Bildschirmgröße und des Betrachtungsabstands. Kurz nachgerechnet: Ein 75“ Fernseher mit 4K (3.840 x 2.160 Pixel) hat eine Pixeldichte von 58,74 DPI (Punkte pro Zoll). Bei 8K (7.680 x 4.320) und 75“ liegt die Pixeldichte bei 117,49 DPI. Würde ein iPhone oder iPad heute nur 59 DPI bieten, gäbe es einen Aufstand. Aus mehreren Metern Abstand sind diese knapp 59 DPI aber nicht mehr als Einzelpixel auszumachen. Wer sehr nahe an den Screen rückt, wird das womöglich anders sehen. Da machen sich knapp 120 DPI doch merklich besser. Und der Samsung skaliert natürlich alle Inhalte auf seine volle Pixelauflösung.
Bedeutsamer als die schiere Auflösung erscheint mir der Umstand, wie ebenmäßig und „porentief rein“ das Bild mit einem 8K-Panel wie diesem wirkt. Mehr wie eine in sich geschlossene Fläche. Das macht sich besonders bei Anime und anderen Zeichentrick-Produktionen bemerkbar. Aber nicht nur da.
Ein wirklich entscheidendes technisches Merkmal ist 8K Auflösung wohl nur für die wenigsten. Früher der später wird das aber in so ziemlich allen Preisklassen der Standard bei Fernsehern sein. So what? Nehmen wir es einfach mit.
Einen letzten Punkt will ich nicht unerwähnt lassen: Im Gegensatz zu den meisten OLED-Fernsehern hat der QN900B eine sehr gut entspiegelte Frontscheibe. Direkte Reflexionen werden damit wirkungsvoll unterdrückt. Bei seitlich einfallendem Licht kann die Streuwirkung der Scheibe aber auch zu nachteiligen Effekten führen, indem Lichter quasi wie mit einem Wischwerkzeug über die gesamte Fläche verschmiert werden. Insgesamt jedoch ist die Entspiegelung des Samsung ein weiteres Plus.
Fazit: Großartiges Bild, Schwächen bei der BedienungDas 2022er Topmodell der LCD-TV-Linie von Samsung begeistert durchweg mit seinen Bildqualitäten. Von einem schwachen Schwarzwert gegenüber OLED kann keine Rede sein, auch wenn mit LCD nach wie vor keine Perfektion auf diesem Gebiet erreicht wird. Mit seinen ungeheuren Helligkeitsreserven macht der Samsung QN900B diesen „Makel“ aber mehr als wett.
Das Tizen-Betriebssystem mit seiner Benutzeroberfläche zeigt hier und da Schwächen. Vor allem bei linearem TV gibt es Nachteile. Einerseits durch die im Tastenangebot beschränkte Fernbedienung, andererseits durch lästige Hinweis-Fenster, die nicht abgeschaltet werden können, sowie durch umständliche Verwaltung und Steuerung von externen Aufnahmen auf USB-HDD.
Als Gesamtpaket betrachtet bietet der QN900B ein nahezu lückenloses Funktionspaket. Auch das Konzept der externen Anschlussbox OCB überzeugt. Nur der im Text beschriebene Defekt mit dem Standby beim Testgerät muss noch behoben werden.
Preislich weit oben angesiedelt ist der QN900B sicher nicht für jeden die ideale Wahl, doch Film- und Serien-Enthusiasten dürften derzeit kaum eine bessere Alternative finden. So sollte das Gerät auch in einigen Jahren noch ganz vorne mitspielen können.
Der
Samsung QN900B in 75 Zoll ist bei Amazon derzeit für 5.495 Euro gelistet.
Falls Sie noch spezifische Fragen zum Samsung QN900B haben, posten Sie diese bitte in den Kommentaren.
Plus/Minus Samsung QN900B+ insgesamt fantastische Bildqualität
+ extreme Helligkeitsreserven
+ sehr gutes Local Dimming
+ ebenmäßige Darstellung auch bei geringem Betrachtungsabstand dank 8K
+ große Blickwinkel-Stabilität
+ externe One Connect Box mit vielen Vorteilen
+ nur ein Kabel zum Bildschirm dank OCB
+ Fernbedienung mit Solar, USB, Bluetooth
+ extrem schmaler Rahmen
+ sehr flach, keine Lüfter
+ flottes Interface
+ sehr schnelle Apps
+ komfortables Anmelden an Streamingdiensten per QR-Code
+ viele Streaming-Apps integriert, inkl. AppleTV+
+ sehr viele Bildeinstellungen für Experten
+ ausgezeichnete Skalierung auf 8K, selbst von SD-Material
+ Filmmaker Mode wird automatisch zu- und abgeschaltet
+ Spracherkennung über Bixby, Alexa, Google (muss nicht aktiviert werden)
+ AirPlay-Unterstützung
+ gute Entspiegelung
+ ordentlicher Ton der integrierten Lautsprecher
– USB-Aufzeichnungsfunktionen unübersichtlich und umständlich
– Laufende Aufnahmen können nicht gestoppt oder gelöscht werden
– keine permanente Aufzeichnung des laufenden Programms
– insgesamt logisches aber nicht sehr intuitives Bedienkonzept
– lästige, nicht abschaltbare Hinweis-/Bestätigungsscreens bei vielen Funktionen
– Fernbedienung mit Schwächen bei linearem TV
– Werbung im Menü (kann geblockt werden)
– Benutzereinstellungen können nicht gesichert werden (nur Senderlisten)
– Autoplay in Netflix-App, obwohl im Netflix-Konto deaktiviert
– OCB des Testgerätes möglicherweise defekt (schaltet nicht komplett in Standby)