Test: Shure Aonic 50 Bluetooth Over-Ear mit NC plus Shure MV5C Kondensatormikrofon für Home Office
Bluetooth Kopfhörer sind eine feine Sache. Nicht nur Musik kann damit praktisch überall genossen werden. Dank passiver Schallisolation und immer häufiger auch aktiver Geräuschunterdrückung lässt sich damit auch der umgebende Alltagslärm gut ausgeblendet. Und nebenbei ermöglichen die Meisten Kopfhörer dieser Art auch noch Sprachverbindungen bei Telefonaten.
In Zeiten des Corona-Lockdowns und damit bedeutsamer gewordenen Videokonferenzen ist gute Sprachverständlichkeit verstärkt in den Fokus der Anwender geraten. Während Teilnehmer bei Besprechungen mit real anwesenden Personen in einem Besprechungsraum recht einfach die einzelnen Stimmen verstehen und das Gesprochene einzelnen Personen zuordnen können, auch wenn mal ein wenig durcheinander geredet wird, ist das bei Videokonferenzen ungleich schwerer. Es fehlt nicht nur die räumliche Ortbarkeit, die unserem Gehirn dabei hilft, nicht direkt an der Konversation beteiligte Stimmen in der Gruppe auszublenden. Erschwert wird das Ganze oft durch schlechte Klangqualität der verwendeten Lautsprecher und minderwertige Mikrofone in Laptops. Von Unterbrechungen oder visuellen Limitierungen durch mangelnde Übertragungsbandbreite ganz zu schweigen.
Das Traditionsunternehmen Shure bietet nicht erst seit Corona
Conferencing-Lösungen für professionelle Nutzer an. Der Bedarf dafür ist aber insbesondere durch Corona und den dadurch verbundenen Home-Office-Boom auch für Anwender in den Fokus gerückt, für die das bislang gar kein Thema war. Nun sind die professionellen Systeme für Konferenzen und Meetings von Shure aber nicht unbedingt für Einzelanwender im Home Office gedacht. Passendere Lösungen müssen her.
KompaktArt | | Bluetooth-NC-Over-Ear |
Shure bietet mit dem
Aonic 50 (
Amazon) einen Bluetooth-NC-Kopfhörer an, der primär für den Musikgenuss unterwegs gedacht ist und mit seinem Preis von rund 300 Euro in Konkurrenz zu Kopfhörern wie dem B&W PX7 (
Testbericht) oder Panasonic HD610N (
Test) tritt. Funktional bietet der Over-Ear-Bügelkopfhörer auch vergleichbares zu Apple AirPods Max (
Test) wie Noise Cancelling und Transparenzmodus. Natürlich ohne die speziellen Features des Max wie die geniale Kopplung mit Apple Devices und 3D Sound mit Head Tracking. Aber dafür auch zum halben Preis.
Natürlich verfügt der Aonic 50 auch über eingebaute Mikrofone für Telefonate. Doch ergänzt um ein weiteres Produkt aus dem Shure-Sortiment soll aus ihm ein besonders veritables Headset für Videokonferenzen werden. Gemeint ist das
Shure Kondensatormikrofon MV5C (
Amazon). Shure hat noch weitere Mikrofone dieser Art im Angebot. Zum Test wurde mir aber genau dieses Mikro zur Verfügung gestellt, mit dem Hinweis, dies würde sich in Kombination mit dem Aonic 50 für den genannten Zweck besonders gut eignen.
Wer sich beim Googeln nach "Shure MV5" wundert: Unter dieser Bezeichnung hat der Hersteller schon seit einigen Jahren ein Mikrofon im Angebot. Es wurde ursprünglich für Podcasting entwickelt. Das hier besprochene MV5C – entscheidend ist der zusätzliche Buchstabe "C" – ist eine Abwandlung und speziell für Videokonferenzen gedacht. Es hat zwei wesentliche Unterschiede zum MV5 (ohne "C"): Erstens ist es für die Conferencing-Apps Zoom und Teams zertifiziert (was auch immer das für die Praxis bedeutet). Viel wichtiger ist aber zweitens, dass es über eine aktive, Software-basierte Funktion zur Unterdrückung von Nebengeräuschen verfügt.
Der Preis von 125 Euro (UVP) ist sicherlich für die meisten Nutzer, die nur eine gewisse Zeit im Home Office überbrücken müssen, ziemlich hoch angesetzt, findet man doch USB-Mikrofone bei Amazon schon für weit weniger Geld. Darunter sogar einige, die richtig professionell aussehen und mit Schwenkarm, Dämpfer, Popschutz und mehr ausgestattet sind. Über die Qualität solcher Mikrofone kann ich nichts sagen, weil ich sie nicht zum Vergleich habe. Darum kann ich auch nicht feststellen, ob sich die Mehrkosten für ein Mikro wie das MV5C von einem weltweit renommierten Hersteller gegenüber dem China-Produkt lohnen.
Entscheidend bei Kondensator- oder Elektretmikrofonen wie dem MV5C im Vergleich zu beispielsweise in Smartphones oder Notebooks integrierten Mikros ist u. a. die Membrangröße und die für den jeweiligen Zweck definierbare Richtcharakteristik. In Mobil-Devices wie dem iPhone oder auch in AirPods kommen meist sogenannte MEMS-Mikrofone (Micro Electro Mechanical System) zum Einsatz. Die sind super klein, billig und keineswegs schlecht. Doch gerade für hochwertige Sprach- und Musikaufzeichnung kommen in aller Regel eher passend für den Zweck designte Kondensatormikros zum Einsatz. Vlogger, Podcaster, Videofilmer und eben auch Teilnehmer von Videokonferenzen profitieren in aller Regel von hochwertigen externen Mikrofonen, wie in diesem Fall dem MV5C. – Ob das auch für normale Video Calls wie ein FaceTime-Gespräch mit den Verwandten den geforderten Preis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für häufige berufliche Videokonferenzen kann die Investition aber sehr lohnenswert sein.