Test Sony A7R II und RX100 IV: Digitale High-End-Kameras in klein und mittelgroß
A7R II EindrückeWeiter geht es mit Sonys neuem CSC-Flaggschiff A7R II. Die Basisdaten dieser Kamera sind schwer beeindruckend. In einem Gehäuse, das fast exakt gleich groß ist, wie das der Olympus E-M1, steckt ein Vollformatsensor mit satten 42 Megapixeln Auflösung, der zudem der erste seiner Große mit sogenannter "Back-illuminated"-Technik ist, die eine bessere Lichtempfindlichkeit ermöglicht. Immerhin reicht der ISO-Bereich der A7R II bis 102.400. Realistisch und ohne sich Kopfzerbrechen über zu hohes Rauschen machen zu müssen, kann man mit der Kamera bis etwa ISO 6.400 fotografieren, was für die meisten Situationen völlig ausreicht.
Der Sensor verzichtet außerdem zugunsten einer höheren Basisschärfe auf einen vorgesetzten Tiefpassfilter. Damit steigt allerdings die Gefahr von unschönen Moiré-Mustern in feinen Strukturen. Auch der mechanische Verschluss der A7R II wurde optimiert. Dieser arbeitet nun mit elektronischen ersten Verschlussvorhang und deutlich leiser und vibrationsärmer. (Ein großer Kritikpunkt an der Vorgängerkamera.) Mehr noch: Die A7R II verfügt über einen sensorbasierten 5-Achsen Bildstabilisator. Dieser hat sich in der Praxis als sehr wertvoll, aber nach meiner Einschätzung als nicht ganz so effektiv erwiesen, wie der 5-Achsen-Stabi von Olympus – insbesondere im Vergleich zur E-M5 II, die auf diesem Gebiet derzeit den Maßstab setzt.
Sony hat auch den Autofokus deutlich aufgewertet. So bietet die A7R II jetzt 399 Phasen-AF-Punkte auf dem Sensor, die immerhin 45% des gesamten Bildfeldes abdecken. Die AF-Geschwindigkeit soll um bis zu 40% verbessert worden sein und ebenso die Fähigkeit zur Verfolgung bewegter Motive.
Nun, in Sachen AF klingen die Versprechen von Sony zwar schön, aber ich bin davon ein wenig enttäuscht. Im Einzel-AF, welchen ich hautsächlich benutze, scheint mir die Kamera längst nicht so flott und treffsicher zu sein, wie die zum Vergleich herangezogenen Olympus E-M1 und E-M5 II. Bei abnehmendem Licht verschlechtert sich die AF-Performance zudem deutlich. Den Verfolgungs-AF habe ich nur beiläufig ausprobiert und kann keine genauen Aussagen dazu treffen, aber auch hier scheint mir das Niveau der besten Kameras auf diesem Gebiet noch weit verfehlt.
Wichtig: Diese Aussagen beziehen sich ausschließlich auf die Verwendung des im Test benutzten 35 mm Objektivs. Wie es scheint, decken sich meine Erfahrungen bezüglich des AF nicht ganz mit denen anderer Tester. Zumindest nicht bei Einzel-AF. Also lag es möglicherweise am verwendeten Objektiv.
Hinzu kommt, dass ich mich mit Sonys Möglichkeiten zur Positionierung eines einzelnen AF-Punktes einfach nicht anfreunden kann. Die Logik will mir schlicht nicht in den Kopf: Um den in der Mitte gesetzten AF-Punkt zu verschieben, muss man erst im Menü „Flexible Spot S“ oder „Erweiterten Flexible Spot“ auswählen, dann mittels des Dreh-/Drück-Schalters an der Rückseite den Punkt an die gewünschte Position verschieben und dann noch mal mit der mittleren Taste bestätigen. Um den AF-Punkt von dort erneut zu verschieben, muss man die ganze Prozedur wiederholen und eine Rückstellfunktion auf Mitte scheint es auch nicht zu geben. – Wer bitte hat sich diesen Murks ausgedacht? Zum Vergleich: Bei Olympus verschiebt man einfach mit dem Tastenkreuz den Punkt und löst aus. Oder man nutzt Touch-AF und tippt auf dem Display den gewünschten Punkt an.
Da sehr viele Fotografen – mich eingeschlossen – am liebsten mit einem einzelnen AF-Punkt anstatt mit der von der Kamera-Logik gesteuerten Auswahl arbeiten, ist gerade die Positionierung des AF-Messfeldes eine Sache, die sehr einfach funktionieren muss. Allein das wäre für mich ein Ausschlusskriterium für die Sony.