Test Sony A7R II und RX100 IV: Digitale High-End-Kameras in klein und mittelgroß
A7R II Eindrücke – FortsetzungApropos Bedienung: Sony hat die Gehäuseergonomie in der A7R II gegenüber früheren Modellen deutlich verbessert. Besonders erfreulich ist dabei, dass der Griff jetzt weniger breit und dafür deutlich tiefer (oder länger) ist, wodurch sich Griffsicherheit und Haptik enorm verbessert haben. Insgesamt fühlt sich das wettergeschützte und mit einem solideren Bajonett versehene Gehäuse der Kamera fast wie aus einem Guss an. – Was man für eine Kamera dieser Preisklasse allerdings auch erwarten kann.
Doch nicht in allen Punkten hat Sony die Ergonomie und Bedienbarkeit verbessert. Als weniger gelungen empfinde ich die Positionierung des vorderen Einstellrades, das beim Umgreifen vom (gut positionierten) Auslöser eine gewisse Verrenkung des Fingers erfordert und sehr schwammig wirkt. Auch das hintere Daumenrad und das runde Dreh-/Drück-Rad sind ergonomisch nicht der Weisheit letzter Schluss. Zuletzt finde ich auch die Positionierung des Modusrades nah am Sucher-Höcker als ungünstig. Zum Drehen muss ein zentral auf dem Rad angebrachter Entriegelungsknopf gedrückt und gehalten werden. Da das Rad aber so nah am Sucherhöcker sitzt, kann man das Rad nicht weiter als zwei oder drei Positionen drehen, bevor man umgreifen muss.
Immerhin sind die konfigurierbaren Tasten C1 bis C4 (auch andere Tasten lassen sich umkonfigurieren, aber nicht die Movie-Taste) recht gut zu erreichen und eindeutig zu erfühlen. Was die Individualisierung der Funktionen angeht, hat Sony ebenfalls Fortschritte gemacht, aber noch nicht das Niveau von Olympus erreicht. Einige Funktionen, wie beispielsweise der tief in den Menüs versteckte Befehl zum Formatieren der Karte, lassen sich nicht auf die Tasten programmieren.
Zum Thema Funktionsmenüs hatte ich ja schon ein paar Worte verloren. Insgesamt hat Sony auf diesem Gebiet noch den größten Rückstand zur Konkurrenz aufzuholen. Wenn sie auch technisch in vielen Bereichen inzwischen führend sein mögen, so wirken die Kameramenüs doch nach wie vor schlecht durchdacht.
Bei der ungeheuren Funktionsvielfalt heutiger Spitzenkameras ist es zwar ohnehin kaum möglich, ein wirklich übersichtliches Menü zu schaffen, aber was Sony sich da leistet, bedarf dringend einer Überarbeitung. Nicht nur, dass man sich zum Teil mit dutzenden Klicks durch die Menüs hangeln muss, auch die Bezeichnungen bzw. deren Übersetzungen lassen an vielen Stellen zu wünschen übrig. Was z.B. soll „TC/UB-Anz.wechsel“ bedeuten? Oder „Mark.anz.-Ausw.“? Wobei in vielen Fällen auf dem Display durchaus Platz für weniger kryptische Abkürzungen wäre.
Das ist aber noch nicht die letzte Kritik, die ich der A7R II anzulasten habe. Während der Speicherkartenslot jetzt nicht mehr im Batteriefach untergebracht ist, sondern deutlich komfortabler an der rechten Gehäuseseite unter einer Klappe untergebracht ist, war für einen zweiten Kartenslot offenbar kein Platz mehr zu finden. Was bedauerlich ist, denn gerade bei einer Kamera mit 4K-Videoaufzeichnung und einer derart hohen Datenrate, wäre es sinnvoll, Fotos und Videos auf getrennten Karten speichern zu können. – Ganz abgesehen davon, dass Sony nach wie vor an seiner unsinnigen Trennung zwischen Foto und Video auf einer Speicherkarte festhält und man zur Wiedergabe stets über das Menü umschalten muss.
Eine weitere Auffälligkeit im Test: Will man nach einer Aufnahme das Bild durch drücken der mit einer Lupe gekennzeichneten Taste vergrößert betrachten, dauert es mehrere Sekunden, bis der entsprechende Bildausschnitt erscheint. Im Gegensatz dazu ist das Durchblättern der Bilder dermaßen schnell und verzögerungsfrei, dass sich Serienbildsequenzen wie ein kleiner Film im Display oder Sucher vor- und zurückspulen lassen. Die Olympus E-M5 II wirkt in dieser Disziplin träger, trotz der normalerweise erheblich geringeren Dateigrößen.
Enttäuschend ist auch die Akkuleistung. Auf einer am Samstag Nachmittag um ca. 16:30 Uhr begonnen Fototour, bei der die Kamera zwar viel benutzt aber zwischendurch auch immer wieder ausgeschaltet wurde, war der Akku (1.020 mAh) bereits um ca. 20:00 Uhr auf unter 30% geleert. Um einen Ersatzakku kommt man bei dieser Kamera kaum herum. – Was auch Sony erkannt hat und einen zweiten Akku mitliefert. Auch liegt der 3.500 Euro teuren Kamera ein externes Ladegerät bei, was bei Sony leider keine Selbstverständlichkeit – und bei der RX100 IV auch nicht der Fall ist.
Bei aller Kritik macht die A7R II in der Praxis dennoch einen guten Eindruck. Vor allem für diejenigen, die eine Kamera mit Vollformatsensor, hoher nativer Bildauflösung und 4K-Videoaufzeichnung suchen, gibt es derzeit kaum eine bessere Mischung. Zur Beurteilung der Bildqualität wechseln Sie bitte zur nächsten Seite mit vielen Beispielfotos, Vergleichen und Downloadmöglichkeiten für hochauflösende Beispiele.