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Test Swarovski Optic AX Visio: Die Zukunft der Naturbeobachtung per Fernglas mit KI?

Eine der letzten rein analogen, nicht vernetzten Bastionen der Technikwelt sind optische Ferngläser. Oder waren es bis jetzt. Ok, es gab schon früher Ansätze, das Prinzip des Binokulars mit elektronischen Helfern aufzupeppen. Angefangen mit Laser-Entfernungsmessern über Bildstabilisatoren bis hin zur Verknüpfung der Optik mit Foto-Funktionen. Aber ein Fernglas mit App-Verbindung und KI-Features? Das ist meines Wissens neu.

Kompakt
Marke Swarovski Optik
Bezeichnung AX Visio
Art Smartes Fernglas 10x32
Empf. Preis (€) 4.600
Verfügbarkeit sofort
Der österreichische Optikspezialist Swarovski hat kürzlich mit dem AX Visio seine Vision von der Zukunft des Binokulars vorgestellt. Zumindest auf dem Papier begeistert der Ansatz total. Ob sich das Konzept aber auch in der Praxis bewährt und den exorbitant hohen Preis von 4.600 Euro rechtfertigen kann, habe ich nun in der Praxis erforschen können.


Das kann das Swarovski AX Visio
Zunächst einmal ist das AX Visio im Kern ein ganz normales, wenngleich sehr hochwertiges optisches Fernglas. Zwei Tuben mit optischen Elementen in binokularer Anordnung werden vor die Augen gehalten, mit einem Drehrad scharfgestellt und zeigen ein großes, rundes, helles Bild, und zwar hier mit zehnfacher Vergrößerung.

Zum Vergleich habe ich mein eigenes, rein analoges Zeiss Victory SF 10x42 Fernglas herangezogen. Hier die wichtigsten technischen Daten in einer tabellarischen Übersicht. (Hinweis: Sehr viel mehr Grundlagenwissen über Ferngläser erfahren Sie in meinem schon vor längerer Zeit veröffentlichten, großen Fernglas-Vergleichstest.)

Swarovski AX Visio 10x32 Zeiss Victory SF 10x42
Vergrößerung 10x 10x
Eff. Objektivdurchmesser 32 mm 42 mm
Austrittspupille 3,26 mm 4,2 mm
Austrittspupillenabstand 17,8 mm 18 mm
Lichttransmission 88% 92%
Dämerungszahl 17,9 20,5
Sehfeld auf 1000m 112 m 120 m
Kürzeste Einstellentfernung 3 m 1,5 m
Länge 154 mm 173 mm
Gewicht 1.188 g (mit Akku) 790 g
Preis in € 4.600 2.600

Soweit die reinen Basisdaten. Das zum Vergleich herangezogene Zeiss ist schon eines der teuersten seiner Art. Andere herkömmliche, hochwertige 10x42-Ferngläser gibt es schon für unter 2.000 Euro. Wie bei High-End Kameraobjektiven treibt auch bei Ferngläsern die Güte der optischen Elemente den Preis steil nach oben.


Wichtig anzumerken wäre hier noch, dass das zum Vergleich genutzte Zeiss mit 42 mm Objektivdurchmesser eigentlich in einer etwas anderen Klasse als das AX Visio mit 32 mm angesiedelt ist. Doch wegen des riesigen Preisunterschiedes und der simplen Tatsache, dass ich kein anderes aktuelles Fernglas zur Verfügung hatte, muss dieser Vergleich genügen.

Die Besonderheiten des AX Visio fangen aber erst abseits der obigen Tabellendaten an. Zunächst aber zur Beschreibung der Hardware…


Kommentare

etrex
etrex13.04.24 09:08
KI ist in aller Munde.

Ist es das, oder wird es uns mit aller Macht in den Mund gelegt?
+7
teorema67
teorema6713.04.24 09:31
Sehr interessanter Artikel!

Das Ladekonzept passt IMHO gar nicht zu den 4.600 Euro.
Wenn ich groß bin, geh ich auch auf die Büffel-Universität! (Ralph Wiggum)
+7
globalls
globalls13.04.24 09:41
Hab heute gelernt, dass es nun auch Ferngläser mit Kamerafunktion gibt. Was kommt als Nächstes?
Und der Preis ist grenzwertig
Muss ich denn alles selber machen?
+3
Achtlos weggeworfener Vogel13.04.24 11:14
Ich frage mich, welchen Kundenkreis Swarovski mit dem Glas ansprechen will. Jene, die in den entsprechenden Vereinen und Gruppen die sehr teuren und guten Gläser (Zeiss, Swarovski) besitzen, sind bereits Experten und brauchen keine automatische Tieridentifikation. Zumal sich bei vielen Arten die einzelnen Unterarten selbst für Fachleute oft nicht auf den ersten Blick erkennen lassen. Da braucht es ein geübtes Auge und spezielles Wissen – was eine KI sicher nicht liefern kann.

Wenn wir Führungen machen, stellen wir immer wieder fest, dass selbst unter Experten nicht immer gleich Einigkeit über die identifizierten Tiere herrscht, insbesondere eben dann, wenn sich einzelne Arten nur anhand auf den ersten Blick nicht gleich erkennbarer Merkmale unterscheiden lassen. Das wird auch eine KI nicht besser können und eher falsche Ergebnisse liefern, womit dann einem Anfänger, bzw. Laien überhaupt nicht geholfen ist. Der Laie ist eher geneigt, sich auf die Aussagen einer wie auch immer gearteten Automatik zu verlassen, während der Experte Zweifel durch längere Beobachtung und Wissen ausräumt. Das ohnehin schon schwache Wissen über die Arten und ihre Lebensräume wird durch falsche Ergebnisse einer KI nur noch verstärkt. Heute muss man ja froh sein, wenn der normale Bürger zwischen Gans und Ente oder Rabe und Krähe zu unterscheiden weiß. Schon bei der Unterscheidung zwischen Blau- und Kohlmeise scheitern viele. Und neulich habe ich es erlebt, dass ein Fuchs beobachtet wurde, der aber tatsächlich ein Goldschakal war. Irgendwie scheint das Wissen über die Natur immer mehr abhanden zu kommen.

Beim Thema Anfänger/Laien ist immer wieder festzustellen, dass die eben gerade nicht mit den exorbitant teuren Gläsern aufkreuzen, sondern eher etwas im unteren oder mittleren Preissegment besitzen. Meist sogar von eher schlechter Qualität. Ich habe noch keinen Laien mit einem Zeiss oder Swarovski erlebt, weder in Gruppen von Naturfotografen noch bei Teilnehmern naturkundlicher Führungen. Und selbst unter den echten Experten sind die Swarovskis und Zeiss' eher eine Ausnahme als die Regel. Der Preis mag für die hervorragende Qualität sicher gerechtfertigt sein, aber es hat halt nicht jeder das Geld dafür übrig.

Fazit aus meiner Sicht: Der Experte braucht das Glas mit KI nicht. Der Laie leistet es sich nicht und es hilft ihm auch nicht auf dem Weg zum Expertentum. Da sollte man das Geld lieber in ein gutes Glas im mittleren Preissegment und in gute Fachbücher anlegen.

Was ich allerdings als sehr hilfreich empfände ist die Markierungsfunktion. Oft ist es so, dass man eine Art entdeckt hat, aber einem anderen Teilnehmer schlecht erklären kann, wohin genau er das Glas richten soll um sie auch zu sehen. Mit der Markierungsfunktion kann man das Glas einfach weiterreichen.
+15
Krispo9913.04.24 11:50
Achtlos weggeworfener Vogel

Das Expertentum der Naturbeoachtung unterscheidet sich für mich als Laie zu einem Briefmarkenexperten dadurch, dass ich nur vor die Tür gehen muss um etwaige Beobachtungen machen zu können.
Den Goldschakal, den ich vorher nicht kannte, hätte ich sicher auch verwechselt, zumal er eher in süd-östlichen Ländern anzutreffen ist.
In dem Sinne sehe ich mich als interessierten Laien und mir wäre eine biologisch exakte Tierbestimmung bis ins letzte Detail aktuell nicht so wichtig.

Was ich gerne hätte wäre ein gutes Tele(zoom) als Aufsatz für mein iPhone und eine App die die Bestimmung plus Bild machen kann.
Hat da jemand was gefunden? Meine letzte Suche nach sowas lieferte nur zweifelhafte Resultate.
+3
Achtlos weggeworfener Vogel13.04.24 12:19
Der Goldschakal wurde inzwischen schon u. a. in Bayern und BW gesichtet. Das erwartet tatsächlich die Mehrheit der Bevölkerung nicht und meint, einen Fuchs zu sehen.

Wir haben (nicht ich) auch einige Apps zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren ausprobiert, aber keine war wirklich tadellos. Zu oft liegt so eine App daneben, und das schon bei eigentlich einfachen Unterscheidungsmerkmalen. Wenns dann auch noch ins Detail geht, kann nur das geübte Auge und ein erarbeitetes Wissen weiterhelfen.

Was optische Aufsätze für Mobiltelefone angeht, kann ich gar nichts beitragen. Ich benutze eine Kamera mit entsprechendem Tele. Das iPhone dient mir nur um einen Standort zu speichern oder ein qualitativ eher anspruchsloses Foto zur Dokumentation zu machen.
+2
mcbep13.04.24 14:41
Nicht erwähnt wurde ein wesentlicher Punkt: Das System zur KI-basierten Erkennung wurde bewußt offen gehalten für Updates und für Drittanbieter.

Das bedeutet zum
Einen, dass die heute noch überschaubare Erkennungsleistung ständig verbessert werden wird und zum Anderen, dass es mit der Zeit nicht nur "ID-Packs" für Vögel und Säuger, sondern für Insekten, Amphibien, Pilze, Flechten usw, sondern auch für abiotische Themenkreise wie Flugzeuge, Autos, Kunstwerke, Münzen, Himmelsobjekte, Architektur und was auch immer geben wird.

Den Preis halte ich für angemessen, ein aktuelles Swarovski-Fernglas aus der Serie NL-Pure kostet bereits deutlich über 3.000,- EUR.

In meinem Orni-Umfeld gibt es einige Leute, die über eine Anschaffung nachdenken. Das Glas könnte auf naturkundlich geprägten Fernreisen zur wertvollen Bestimmungshilfe werden.
+5
Radetzky13.04.24 15:00
Letzte Woche habe ich mir ein Canon-Fernglas gegönnt.
8x mit Bildstabilisierung. DAS ist der echte Bringer.
+3
Radetzky13.04.24 15:02
Was die Tier- und Pflanzerkennung angeht: oft kommt bei Apple eine Identifikation - nur bei Ähnlichkeit werden dann Arten aus Amerika genannt.

Das kann aber nur ein Fachmann bemerken. Also: gut, aber noch lange nicht perfekt.
+1
Pallllo13.04.24 16:09
Sehr guter und ausführlicher Test, Danke!
+1
AidanTale13.04.24 16:24
Danke für den Test, das Glas schneidet aber eher schlecht ab finde ich. Optisch und ergonomisch gibt es im eigenen Haus besseres, z.B. das EL was ich in 8,5x42 sogar noch ein bisschen besser finde als dein Zeiss (ich habe das gleiche).
Die KI Funktion ist nett, wäre für mich aber kein Grund für einen Kauf, zumal man ein Foto machen und dann selbst nachschlagen kann. Dass die Fotofunktion so schlecht abschneidet ist ernüchternd, der Verzicht auf eine Stabilisierung für mich aber das größte Manko.
Ich habe zwei Canon Ferngläser mit Stabi und auch das große Zeiss mit mechanischer Stabi und das macht einen enormen Unterschied wenn es darum geht Dinge zu erkennen.
+3
Achtlos weggeworfener Vogel13.04.24 18:23
mcbep
Nicht erwähnt wurde ein wesentlicher Punkt: Das System zur KI-basierten Erkennung wurde bewußt offen gehalten für Updates und für Drittanbieter.

Das bedeutet zum
Einen, dass die heute noch überschaubare Erkennungsleistung ständig verbessert werden wird und zum Anderen, dass es mit der Zeit nicht nur "ID-Packs" für Vögel und Säuger, sondern für Insekten, Amphibien, Pilze, Flechten usw, ...
Insbesondere bei Pilzen würde ich auch künftig niemals einer App trauen. Selbst Bestimmungsbücher sind oft keine Hilfe. Unsere Pilzexpertin rät absolut von BestimmungsApps für Pilze ab. Viele Pilzarten sind rein optisch kaum zu unterscheiden weil sich ihr Erscheinungsbild je nach Standort auch verändern kann. Nicht wenige Arten sind nur an ihren Sporen zu unterscheiden. Da wird keine App jemals eine sichere Bestimmungshilfe leisten können. Und ob eine App bei Vögeln in Zukunft eine sichere Bestimmung leisten kann, halte ich für eher unrealistisch. Auch Vögel werden sich trotz Weiterentwicklung einer KI nicht immer sicher unterscheiden lassen. Sumpf- und Weidenmeise sehen sich z. B. schon bei guten Sicht- und Sichtverhältnissen zum Verwechseln ähnlich. Wie das bei schlechten Lichtverhältnissen und schnellen Bewegungen möglich sein soll, solche Arten zu identifizieren, kann ich mir kaum vorstellen. Auch schnell im dunklen Tannengrün umher turnende Goldhähnchen wird eine KI nicht unterscheiden können – um nur mal zwei Arten zu nennen.

Ich halte Fachbücher für bessere Quellen. Am besten mit mehreren Bildern jeder Art und ausführlicher Beschreibung der Unterscheidungsmerkmale unter Berücksichtigung äußerer Einflüsse durch Jahreszeit, Region etc.

So ein Swarovski ist meiner Meinung nach eher ein Glas für gehobene Ansprüche, wie sie Kenner haben, die auf Pirsch gehen. Aber die brauchen dann auch keine Bestimmungs-KI.
+3
strateg
strateg13.04.24 20:23
der weltraum — unendliche weiten zu meinem unruhestand habe ich mir ein nikon wx 10x50 if fernglas gekauft. in den bergen gibt es nachts kein besseres tv program
cuntentientscha, attentivitad, curaschi —
+1
dundo
dundo13.04.24 23:13
Schöner Artikel und ein ehrliches Fazit.

Ob sich einige der Nachteile in Softwareupdates beheben lassen?
Am Ende bereust du, es nicht getan zu haben. Carpe diem.
+1
topress14.04.24 07:55
USB Mini geht gar nicht in diesen Preisregionen.
+5
Fofitito
Fofitito14.04.24 14:15
Danke für den Artilkel,
aber:
Da bleib ich lieber bei meinem 10x50 Dekarem
Alt aber absolute Spitze
+1
marcel15114.04.24 18:57
Getreu dem Motto „nice tits“.
0
CapsuleCorp15.04.24 11:02
Ich finde das für so ein neuartiges und einzigartiges Produkt kein Vergleichsobjekt herangezogen hätte werden sollen weil der rein optische Vergleich auch schlicht nicht sinnvoll ist.
Die Kamera ist schwach aber erfüllt zur Tierarten Erkennung ihren Dienst. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich finde dass dieses Produkt schon sehr gut für eine erste Generation ist..
+2

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