Test Swarovski Optic AX Visio: Die Zukunft der Naturbeobachtung per Fernglas mit KI?
Swarovski AX Visio – Design, Verarbeitung und ErgonomieÄhnlich wie andere hochwertige Ferngläser wird auch das AX Visio in einer etwa Schuhkarton-großen Box geliefert. Zum Lieferumfang gehört alles Wichtige, um sofort auf die Pirsch gehen zu können: Okularkappen vorne und hinten, ein Trageriemen mit Nackenpolster, eine wirklich sehr schön gemachte Tragetasche, sowie zwei Akkus und eine Ladeschale mit zwei Slots.
Etwas verwundert war ich wegen einer weiteren Dreingabe: ein Stück Seife und eine Bürste. Diese dienen als schonendes und natürliches Reinigungsmittel für die gummierten Oberflächen des AX Visio.
Die zugehörige Ladestation ist auf den ersten Blick super praktisch. Sie ist leicht, relativ kompakt und sie kann die beiden mitgelieferten Akkus gleichzeitig aufladen. Jeweils fünf weiße LEDs pro Slot informieren über den Ladezustand. Das geht auch, wenn die Schale nicht an ein Ladegerät angeschlossen ist. Einfach nur Akku einstecken und die LEDs zeigen den Ladestand an.
Wie heutzutage üblich können die Akkus per USB geladen werden. Ein Ladenetzteil gehört nicht zum Lieferumfang. Problematisch ist nur eines: Es handelt sich nicht etwa um einen modernen USB-C (PD) Anschluss. Die Schale wird über ein mitgeliefertes Kabel von USB-A auf Mini-USB angeschlossen. Es wird also entweder ein „älteres“ Ladegerät mit USB-A-Port benötigt, oder ein Charging-kompatibler Adapter von USB-C auf -A. Ein vollständiger Ladezyklus (bis 100%) soll etwa 5 Stunden dauern. 90% sollen in etwa 3,5 Stunden erreicht werden. Die Ausdauer des Akkus im AX Visio beziffert Swarovski mit etwa 15 Stunden Dauerbetrieb. Das dürfte nach meiner Erfahrung in etwa hinkommen.
Nun aber zum Fernglas selbst. Schon bei der Entgegennahme des kleinen Paketes fiel das hohe Gewicht auf. Tatsächlich macht das Fernglas davon den größten Teil aus. Wie in der Tabelle oben zu sehen wiegt das AX Visio ohne „Anbauteile“ und Zubehör, aber mit eingelegtem Akku, fast 1,2 Kilogramm. Oder rund 400 g mehr als das auch nicht ultra-leichte Zeiss. Ein ordentlicher Brocken also.
Der erste Griffkontakt bestätigt sofort die äußerst hochwertige Verarbeitungsqualität des AX Visio. Da klappert und wackelt natürlich absolut nichts. Die scheinbar aus massivem Alu gefertigte Brücke, das Kameraobjektiv, die gummierten und haptisch angenehmen Okulare und jedes noch so kleine Detail am AX Visio schreien förmlich „Luxus“! In diesem Punkt steht es dem Zeiss keinen Deut nach, ja wirkt in manchen Details sogar noch etwas anspruchsvoller.
Das AX Visio ist wasserfest nach Schutzklasse IP67. Also vollkommen Staubdicht und geschützt gegen kurzzeitiges Untertauchen. Die Okulare sind mit gummierten Deckeln/Kappen verschließbar. An der Unterseite des linken Tubus befindet sich ein Deckel mit Verriegelungsmechanismus. Darunter wird der Akku eingelegt. Zur Einhaltung der IP-Schutzklasse ist der Deckel natürlich mit Dichtungen versehen.
Wie bei guten Ferngläsern heute üblich, besitzt auch das AX Visio in mehreren Stufen herausdrehbare Augenmuscheln. Damit lässt sich der benötigte Pupillenanstand einstellen und das Fernglas auch mit Brille nutzen.
Ergonomie: nicht ganz der wahre JakobWährend die Verarbeitung, Haptik und Materialqualität vollauf begeistern, muss das AX Visio in puncto Ergonomie leider deutlich Federn lassen. Es ist nicht nur das Gewicht, welches das smarte Swarovski im Vergleich zu anderen Ferngläsern umständlicher in der Handhabung macht. Gleich mehrere Probleme addieren sich.
Durch die zusätzlich in den Tuben versteckte Technik sind diese äußerst dick geworden. Mit meinen mittelgroßen Händen kann ich diese nicht so gut umfassen, wie bei meinem Zeiss, das sogar einen größeren Objektivdurchmesser hat. Das allein wäre aber noch gut verschmerzbar, nur leider bietet die Brücke, welche die beiden Fernrohre zusammenhält, keinen Durchbruch, um die Finger hindurch zu stecken. Außerdem lässt sich auch der Daumen an der Unterseite bei normal eigestelltem Augenabstand nicht weit genug zwischen die Tuben stecken. Hier ein paar Vergleichsbilder:
Und als wäre das nicht genug, liegt das Fokusrad an der Oberseite bei normaler Griffhaltung völlig außerhalb der Reichweite des Zeigefingers. Das heißt für die Praxis: man muss immer mit zwei Händen arbeiten, um mit einer Hand umgreifen und das Fokusrad erreichen zu können. Beim Zeiss fällt das Fokusrad bei normaler Haltung direkt unter den Zeigefinger. So kann das Fernglas auch mal kurz mit einer Hand zu den Augen geführt und fokussiert werden. Mit dem AX Visio ist das (mir zumindest) unmöglich.