T+A Solitaire T – Anders als die anderenDie T+A-Ingenieure haben sich viele Gedanken gemacht, wie sich die Vorteile drahtgebundener Spitzenklasse-Kopfhörer mit mobilem Bluetooth-Komfort am besten verbinden lassen. Und darüber, wie man aus den verfügbaren Bluetooth-Bausteinen am Markt das gewisse „Mehr“ heraus holen kann.
Dazu muss man wissen, dass die allermeisten BT-Bügelkopfhörer am Markt aus Kostengründen klanglich nicht manuell akustisch abgestimmt, sondern einfach mittels DSP-Korrektur nach dem Geschmack oder auch nur den Berechnungen der Entwickler „zurecht gebogen“ werden. Computational Audio, sozusagen. Ohne derartige digitale Frequenzgangkorrekturen würden die meisten BT-Hörer kaum das Prädikat HiFi verdienen. Es gibt zwar durchaus einige Ausnahmen, die einen Passivmodus bieten und auch damit ganz ordentlich klingen. Dann aber meistens deutlichen anders, als im Aktivmodus.
T+A ist die Sache mit dem Solitaire T anders angegangen und hat ihn von Grund auf erst mal als passiven Kopfhörer mit großem Aufwand akustisch abgestimmt, wobei sie sich auch an ihrem drahtgebundenen, magnetostatischen Topmodell Solitaire P orientiert haben. Dafür wurde das Gehäuse als Druckkammersystem mit genau definierten Schallführungen und Akustikfiltern versehen, um den Frequenzgang zu linearisieren und einen druckvollen Bass zu ermöglichen.
Erster Schritt: Ganz ohne aktivierte Elektronik will der „T“ mit rein passiven Kopfhörern in seiner Preisklasse mithalten können. Und erst als die Entwickler mit dem kabelgebundenen Klang zufrieden waren, ging es darum, den Kopfhörer zu aktivieren und um Bluetooth und einen USB-C-Modus zu ergänzen. Auf diese Weise muss im Aktivmodus nicht mehr klanglich per DSP nachgeholfen werden.
Zweiter Schritt: Normalerweise entscheidet man sich bei der Entwicklung eines BT-Kopfhörers je nach angestrebtem Preis für einen der am Markt erhältlichen BT-Chips, und das ist meistens einer von Qualcomm. Auch im Solitaire T steckt so ein Chip, und zwar der Qualcomm QCC 5127 mit Bluetooth 5.1 und Unterstützung für aptX (HD) und AAC. An dieser Stelle hätten andere die Entwicklung wahrscheinlich schon abgeschlossen, denn dieser Chip hat im Grunde genommen alles auf den Silizium, was für einen BT-Kopfhörer benötigt wird. Einschließlich einer einfachen ANC-Funktion, DAC und Ausgangsstufe. Nur noch die Treiber anschließen, DSP-Tuning machen und fertig ist die Laube.
Nicht so bei T+A. Der QCC 5127 bietet zwar so ziemlich die besten derzeit verfügbaren Bluetooth-Eigenschaften, hat aber nicht das beste ANC und erst recht nicht den besten DAC mit analoger Ausgangsstufe. Seine On-Chip-Verstärkung ist nicht gerade das, was man für einen hoch-dynamischen und klanglich nach der Weltspitze strebenden Kopfhörer ans Bein bzw. an die Treiber binden möchte.
Wenn es um aktive Geräuschunterdrückung geht, wird den Chips von Sony derzeit die höchste Effektivität nachgesagt. Und in Fragen des D/A-Wandlers steht ESS Technology mit seinen Sabre-DACs ganz oben auf der Haben-Wollen-Liste. Das heißt, als Entwickler kommt man um deutliche Kompromisse kaum herum.
Was machte nun T+A? Sie verpflanzten einfach neben dem besten Bluetooth-Chip von Qualcomm zusätzlich einen Sony-Chip für ANC und einen ESS-DAC für die Signalwandlung in den Solitaire T. Je nach Stimmung oder aktueller Situation hat der Nutzer damit die Wahl, auf den Chip mit den jeweils dafür besten Eigenschaften zu wechseln. Die folgenden Schaltbilder zeigen die umschaltbaren Signalwege für den jeweiligen Modus:
Die Signalwege des Solitaire TSie haben die Wahl: Im
Passiv-Modus des Solitaire T ist die interne Elektronik komplett abgeschaltet und die Zuspielung erfolgt rein analog über ein Kabel von einem externen DAC/Kopfhörerverstärker. Wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch. Der Anschluss an Smartphones oder andere iDevices mit analogen Kopfhörerausgang ist natürlich möglich aber nicht der empfehlenswerteste Weg. Sowohl aus qualitativer Sicht, als auch wegen der meistens integrierten Pegelbegrenzung solcher Geräte.
Aktiver Modus mit eingeschaltetem ANC: Das ist quasi der Standard-Modus für unterwegs, wenn es auf gute Geräuschunterdrückung ankommt. Hierbei nimmt sich der Qualcomm-Chip der digitalen Eingangssignale entweder über Bluetooth (wenn Bluetooth-Schalter auf ON) oder über ein ebenfalls mitgeliefertes USB-C-Kabel an. Auch analoge Musiksignale werden im Aktivmodus über den symmetrischen Line-In Eingang verarbeitet und vom Qualcomm-Chip hochauflösend A/D gewandelt. Außerdem steuert der Qualcomm Chip den Telefonmodus mit dem Hauptmikro und einem der ANC-Mikros als Array, um optimale Sprachqualität zu erzeugen.
Aber jetzt kommt’s: Die Geräuschunterdrückung bei Musik übernimmt in diesem Fall der Sony-Chip, der sich hier auch um die D/A-Wandlung und die Verstärkung mit Class-AB-Technik kümmert. Der HQ-Chip (der Sabre) ist im ANC-Modus zum Energiesparen abgeschaltet.
Im
HQ-Modus wird hingegen der Sony Chip umgangen. Die vom Qualcomm-Pförtner entgegengenommenen digitalen Signale werden direkt und ohne Lautstärkeregelung an den Sabre Chip durchgereicht. Dieser hat einen besonders hochwertigen und rauscharmen D/A-Wandler. Anschließend werden die Signale mit analoger Lautstärkeregelung an die Class-A-Endstufen des Sabre übergeben, die direkt an die Schallwandler angebunden sind. Weil Class-A-Verstärkung mehr Strom verbraucht, sinkt in diesem Modus die Akkulaufzeit von überragenden 70 Stunden auf immer noch ausgezeichnete 35 Stunden. Weit mehr, als jeder TrueWireless In-Ear ohne Nachladen im Case oder am Kabel schafft.